Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)
Gruppe somalischer Klanältester zusammengesetzt, um über die Höhe des Lösegelds und die Rückgabe des Schiffs samt Besatzung und Fracht zu verhandeln – auch wenn sie später ein eigenes finanzielles Interesse an den Verhandlungen stets dementierte. Ihr Engagement sei rein humanitärer Natur, erklärte Ballarin, die unter anderem Satellitentelefone besorgte, damit die Piraten mit den Klanältesten an Land und die Crew-Mitglieder der Faina mit ihren Familien sprechen konnten. Die ukrainischen Eigner des Schiffs allerdings zeigten sich wenig erfreut von den Vermittlungsversuchen dieser undurchschaubaren Amerikanerin. Ballarin würde, tobten sie, mit ihrer Einmischung nur den Preis für die Freilassung der Besatzung und der Ladung in die Höhe treiben und solle schleunigst verschwinden. »Sie sollte verstehen, dass sie, wenn sie Kriminellen eine hohe Summe anbietet – Geld, über das sie im Übrigen gar nicht verfügt – , bei ihnen nur falsche Hoffnungen weckt«, erklärte ein Sprecher der Reederei.
Nun mischte sich sogar die ukrainische Regierung ein. Anfang Februar 2009 , nur ein paar Wochen nach Obamas Inauguration, beschwerte sich der ukrainische Außenminister Wolodymyr Ohrysko in einem Brief an seine amerikanische Amtskollegin Hillary Clinton über diese Frau aus Virginia, die sich, wie er mit gewissem Aplomb formulierte, »zur Unterhändlerin dieser Freibeuter der Meere« aufgeschwungen habe. Mit ihren Aktionen, fuhr der ukrainische Außenminister fort, stifte Ballarin »die Piraten nur dazu an, ihre Lösegeldforderungen grundlos in die Höhe zu schrauben«, weshalb er Clinton bat, »sich für ihren Ausschluss aus dem Verhandlungsprozess mit den Piraten« einzusetzen.
Hillary Clinton dürfte der Name Michele Ballarin kaum bekannt gewesen sein, bevor sie diesen Brief aus der Ukraine erhielt – anders als vielen anderen amerikanischen Regierungsbeamten. Schon vor Präsident Obamas Amtsantritt hatte Ballarin vom Pentagon einen Auftrag zur verdeckten Informationsbeschaffung in Somalia erhalten, was nur eines der vielen Projekte war, für die sie, mit wechselndem Erfolg, den Segen der US -Regierung zu erlangen versuchte.
Ihre 2006 unternommenen Bemühungen, einen sufistischen Widerstand zur Bekämpfung von al-Shabaab zu organisieren, hatten zwar zu nichts geführt, aber das konnte sie nicht abschrecken. Mittels diverser Scheinfirmen mit ebenso vagen wie großspurigen Namen wie BlackStar, Archangel (»Erzengel«) und Gulf Security Group nahm sie mehrere neue Projekte in Angriff, im Glauben, sich damit zu einem unersetzbaren Partner für das amerikanische Militär und die US -Geheimdienste zu machen. Unter anderem baute sie ein altes Hotel im ländlichen Virginia zu einer streng gesicherten Anlage mit verstärkten Außenmauern und Codeschlössern um, von der sie hoffte, dass die CIA oder das Pentagon sie zur Verwahrung streng geheimer Informationen nutzen würden. Allerdings war ihren Bemühungen, die Anlage an das CIA oder irgendeine andere Regierungsbehörde zu vermieten, kein Erfolg beschieden.
Ballarin heuerte mehrere pensionierte amerikanische Militäroffiziere und Spione an – unter anderem den ehemaligen CIA -Agenten Ross Newland, der die Agency verlassen und sich als Berater selbstständig gemacht hatte. Sie sollten ihr helfen, Kontakte zu hochrangigen Mitgliedern des Washingtoner Sicherheitsestablishments aufzubauen. Gemeinsam mit einem ehemaligen Hauptfeldwebel der Armee namens Perry Davis, der den Green Berets angehört und lange Jahre Dienst in Südostasien geschoben hatte, spielte sie kurzfristig mit dem Gedanken, auf entlegenen Inseln in den Philippinen und Indonesien nach Standorten für Geheimbasen zu suchen, die man, dachte sie sich, zur Ausbildung einheimischer Soldaten für Antiterroroperationen nutzen könnte. Größtenteils aber konzentrierte sie sich auf Afrika.
Im August 2007 schrieb sie einen Brief an die CIA , in dem sie sich als Präsidentin der Golf Security Group präsentierte, einer in den Vereinigten Arabischen Emiraten angesiedelten Gesellschaft mit genau einem Unternehmensziel: die terroristischen Netzwerke, Infrastrukturen und Kämpfer von al-Qaida am Horn von Afrika aufzuspüren und auszumerzen.
Weiter schrieb Ballarin in dem Brief:
»Die Golf Security Group befindet sich im Besitz und wird kontrolliert von den unterzeichnenden Bürgern der Vereinigten Staaten und ist keinerlei ausländischen Interessen oder Einflüssen ausgesetzt. Wir unterhalten enge Beziehungen zu
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