Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)
deren Namen Millard Fillmore, Zachary Taylor, Franklin Pierce und James Buchanan Pate standen. Dort hielt er, was sich als seine letzte Rede als Director of National Intelligence erweisen sollte.
Er war auf seinem Posten immer unzufriedener geworden und hatte gemerkt, dass er sowohl im Weißen Haus als auch bei den Washingtoner Intellektuellen, die im Bereich nationale Sicherheit etwas zu sagen hatten, immer weniger Rückhalt besaß. An diesem Morgen kam er mit dem festen Vorsatz in das Hotel, seine Bedenken über die Geheimoperationen der CIA , die nach seiner Ansicht völlig aus dem Ruder gelaufen waren, zum Ausdruck zu bringen. Obwohl er sich diplomatisch ausdrückte, war seine Botschaft klar.
Die Vereinigten Staaten, sagte er, hätten sich zu oft auf geheime Aktionen gestützt – und das in einer Welt, in der Geheimnisse schwer zu wahren seien und es außerdem kaum zu verbergen sei, wenn Amerika irgendwo die Hand im Spiel habe. »Heute stehen unserem Land viel mehr offene Machtinstrumente zur Verfügung, um Probleme in Weltregionen anzugehen, wo früher nur verdeckte Operationen möglich waren.«
In seiner ganzen Rede erwähnte er die CIA mit keinem Wort. Dennoch war unmissverständlich klar, dass der Geheimdienst gemeint war, der während seiner Amtszeit enorme Macht in der Obama-Administration angehäuft hatte. Indem Blair mit seinen Sorgen an die Öffentlichkeit ging, verletzte er eine der wichtigsten Regeln der Regierung Obama. Sie lautete: Streitigkeiten in Sachen nationale Sicherheit bleiben in der Familie. Noch mehr fiel ins Gewicht, dass er einen der Grundpfeiler von Obamas Außenpolitik infrage stellte: den Einsatz der CIA als Instrument eines geheimen Kriegs. Wie vorauszusehen, kochten Leon Panetta und andere hochrangige Vertreter der CIA vor Wut, als sie von der Rede hörten. Etwas mehr als einen Monat später wurde Dennis Blair vom Präsidenten gefeuert.
Die CIA bekommt, was sie will.
13
D ER R UN AUF A FRIKA
»Das ist Manna vom Himmel.«
Amira
Ende September 2008 passierte die MV Faina, ein unter belizischer Flagge für eine ukrainische Reederei fahrendes Frachtschiff, auf ihrem Weg in die kenianische Hafenstadt Mombasa die Küste Somalias – ein Ziel, das sie allerdings erst einmal nicht erreichen sollte. Denn als der Frachter gerade durch ein besonders tückisches Fahrwasser navigierte, wurde er von über einem Dutzend Männer in Motorbooten gekapert, die die aus siebzehn Ukrainern, drei Russen und einem Letten bestehende Mannschaft als Geiseln nahmen.
Als die Piraten hinunter in den Laderaum des Schiffs kletterten, konnten sie ihr Glück nicht fassen: Die Faina hatte dreiunddreißig russische T-72-Panzer, ein ganzes Arsenal an Flugabwehrgeschützen sowie mehrere Dutzend Kisten Granaten geladen. Die Piraten konnten das nicht wissen, aber die Ladung war Teil eines geheimen Programms der kenianischen Regierung zur Aufrüstung der im Südsudan gegen die Regierung in Khartum kämpfenden Rebellen – ein klarer Verstoß gegen das von den Vereinten Nationen verhängte Waffenembargo. Die somalischen Piraten waren inzwischen Experten darin, ihre Lösegeldforderungen entsprechend dem Wert der geladenen Fracht festzulegen, und nicht lange nach dem erfolgreichen Coup gaben sie bekannt, dass sie für die Freilassung der Crew und die Rückgabe des Schiffs samt seiner sensiblen Ladung 35 Millionen US -Dollar verlangten.
Innerhalb der nächsten Tage bezogen amerikanische Kriegsschiffe Stellung um den von den Piraten gekaperten Frachter, und Hubschrauber flogen immer wieder darüber hinweg, um sich ein Bild vom Zustand der Besatzung zu machen. Bald schon wurden Verhandlungen über die Rückgabe des Schiffs und der Crew aufgenommen, aber da die ukrainische Reederei, der das Schiff gehörte, die Forderungen der Piraten beharrlich zurückwies, war auch nach mehreren Wochen noch keine Lösung in Sicht. Schließlich verlangten die vom Ausbleiben jeglicher Fortschritte frustrierten Piraten einen neuen Mediator für die Verhandlungen. Sie pinselten eine Botschaft auf ein weißes Laken und ließen es über die Reling der Faina herunterhängen.
Auf dem Laken stand nur ein Wort: AMIRA .
Innerhalb weniger Tage stand Michele »Amira« Ballarin im Zentrum der heiklen Lösegeldverhandlungen mit den Piraten, die einundzwanzig Seeleute und ein Schiff voller russischer Panzer in ihrer Gewalt hielten. Als die Piraten ihre Forderung nach einem neuen Mediator unterbreiteten, hatte Ballarin sich längst mit einer
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