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Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)

Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)

Titel: Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Mazzetti
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einheimischen Klans und politischen Führern in Somalia, Kenia, Uganda und am gesamten Horn von Afrika, einschließlich der Union islamischer Gerichte sowie zu denjenigen, die ihre militanten und dschihadistischen Aktivitäten kontrollieren. Diese Beziehungen ermöglichen erfolgreiche Operationen ohne Fingerabdrücke, Fußabdrücke oder Flaggenzeichen und bieten absolute Abstreitbarkeit.«
    Dieses atemberaubende Angebot quittierte die Rechtsabteilung der CIA mit einer geharnischten Antwort. »Die CIA ist«, schrieb John L. McPherson, der stellvertretende Chefjustitiar der Agency, »weder an Ihrem unaufgefordert eingesandten Vorschlag interessiert, noch autorisiert sie Sie, irgendwelche Aktivitäten in ihrem Namen zu betreiben.« Ballarins Angebot, aus Ausländern bestehende Killerkommandos einzurichten, könnte, so McPherson weiter, als ein Verstoß gegen das Neutralitätsgesetz aufgefasst werden, das US -Bürgern die Aufstellung privater Auslandsarmeen untersagt.
    So abseitig Ballarins Angebot auch erscheinen mochte, womöglich war einfach nur ihr Timing schlecht. Schließlich hatte die CIA noch ein Jahr zuvor Erik Prince und Enrique Prado im Rahmen des an Blackwater-Mitarbeiter ausgelagerten Tötungsprogramms auf der Lohnliste stehen. Dann aber, Mitte 2006 , hatte die Agency das Blackwater-Programm gestoppt – eben wegen der von McPherson in seinem Brief an Ballarin geäußerten rechtlichen Bedenken bezüglich des Anwerbens von Privatpersonen zum Einsatz bei gezielten Tötungsoperationen. Und um nichts in der Welt würde die CIA sich jetzt auf ein von einer abenteuerlustigen Zivilistin ohne jede nachweisbare Erfahrung in der Durchführung verdeckter Operationen vorgeschlagenes ähnliches Projekt einlassen.
    Nachdem die CIA ihr Angebot abgelehnt hatte, für die Agency in den Krieg zu ziehen, machte sich Ballarin an das Pentagon heran – und das mit deutlich mehr Erfolg. Im Frühjahr 2008 betraten Ballarin und Perry Davis ein gegenüber dem Pentagon gelegenes unauffälliges Bürogebäude, wo sie einen Termin im Hauptquartier des Combating Terrorism Technical Support Office hatten. Das CTTSO ist eine kleine Einrichtung mit einem bescheiden Budget zur Anschubfinanzierungen für geheime militärische Antiterrorprogramme, und ein Kontaktmann innerhalb des Pentagons hatte für Ballarin ein Meeting organisiert. Dabei wusste im CTTSO kaum jemand etwas über die elegant gekleidete Frau, die da in ihr Büro hereingeschneit kam. Ballarin, die sich dieses Mal als Chefin eines Unternehmens namens BlackStar vorstellte, redete nicht lange um den heißen Brei herum.
    »Ich bring Somalia für Sie in Ordnung«, verkündete sie.
    Der Plan, den Ballarin und Davis den Militärs darlegten, sah vor, ein humanitäres Nahrungsmittelprogramm als Fassade für die Gewinnung von Geheimdienstinformationen aufzuziehen. Paletten mit Lebensmitteln würden per Schiff in einen somalischen Hafen gebracht, gelöscht und per Lastwagen auf von ihrem Team noch zu errichtende Hilfsstationen im ganzen Land verteilt. Dem Plan zufolge sollten Somalier, die zu den Ausgabestationen kamen, ihren Namen und andere persönliche Informationen preisgeben und dafür Bezugskarten erhalten. Die an den Ausgabestationen gesammelten Informationen könnten anschließend, lockte Ballarin die Militärbeamten, in die Pentagon-Datenbanken eingespeist und sowohl dazu verwendet werden, die komplexe Stammesstruktur in Somalia zu kartieren, als auch, möglicherweise, den Vereinigten Staaten helfen, die Anführer von al-Shabaab zur Strecke zu bringen.
    Sie sei, erklärte Ballarin, bereit, einen Großteil des Programms aus ihrer eigenen Tasche zu finanzieren, erwarte aber den Segen des Pentagons und zusätzliche Finanzmittel. Obwohl Ballarin und Davis kaum darauf eingingen, wie genau sie die Operation umzusetzen gedachte, gelang es ihnen, den Plan an die CTTSO zu verkaufen. Kurz nach dem Meeting versprach das Pentagon-Büro BlackStar eine erste Zahlung in Höhe von rund 200000 US -Dollar und stellte, sollte sich das Programm als erfolgversprechend erweisen, weitere Gelder in Aussicht. Damit hatte Michele Ballarin zum ersten Mal die Zustimmung der amerikanischen Regierung für Geheimoperationen in Afrika erhalten.
    Gleiche mehrere Faktoren waren dafür verantwortlich, dass Michele Ballarin mit ihrem Vorschlag, eine private Geheimdienstoperation in Somalia aufzuziehen, reüssieren konnte. Erstens und vor allem war es der Mangel an zuverlässigen Informationen über ein Land, von dem

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