Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)

Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)

Titel: Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Mazzetti
Vom Netzwerk:
darüber belehrt zu werden, wie der Hase in Pakistan tatsächlich lief.
    »Sie sind nicht der Botschafter!«, brüllte Munter.
    »Ganz genau«, schoss der CIA -Stationschef zurück, »und ich will hier auch gar nicht der Botschafter sein.«
    Der Revierkampf griff auf Washington über, und kaum einen Monat nach der Ermordung Osama Bin Ladens lieferten sich Obamas Spitzenberater bei einem Meeting des Nationalen Sicherheitsrats einen offenen Kampf um die Frage, wer in Pakistan auf amerikanischer Seite wirklich das letzte Wort haben sollte. Bei dem Treffen im Juni 2011 wollte Munter, der per Videoverbindung zugeschaltet war, gerade erklären, warum er bei konkreten Drohneneinsätzen in Pakistan ein Vetorecht benötige – beziehungsweise warum er, wie er das mit einem Begriff aus der Welt des Fußballs formulierte, das Recht haben sollte, bei von der CIA vorgeschlagenen Drohnenangriffen die »Rote Karte« zu zeigen.
    Aber Munter hatte kaum das Wort ergriffen, als ihn Leon Panetta rüde unterbrach und Munters Vorstoß mit dem Verweis darauf abbügelte, dass die CIA über die Autorität verfüge, in Pakistan nach eigenem Ermessen zu schalten und zu walten, und sie für rein gar nichts die Genehmigung des Botschafters einholen müsse.
    »Ich arbeite nicht für Sie«, fertige Panetta den Botschafter nach Aussage mehrerer Teilnehmer des Meetings ab.
    Daraufhin ergriff Außenministerin Hillary Clinton das Wort für Munter, wandte sich an Panetta und erklärte ihm, dass er sich geschnitten habe, wenn er glaube, er könne sich einfach so über den Botschafter hinwegsetzen und gegen seinen Willen Drohnenangriffe anordnen.
    Aber Panetta blieb stur.
    »Nein, Hillary«, erwiderte er. »Wer hier völlig danebenliegt, seid ihr.«
    Nach einem kurzen, ungläubigen Schweigen redeten die Assistenten der beiden Parteien hektisch aufeinander ein, bis Sicherheitsberater Tom Donilon sich genötigt sah, sie zur Ruhe zu rufen, um wenigstens halbwegs wieder für Ordnung zu sorgen. In den folgenden Wochen gelang es Donilon, eine Art Kompromiss auszuhandeln: Munter musste vorab über jeden geplanten Drohnenangriff informiert werden und hatte das Recht, Einspruch gegen konkrete Einsätze einzulegen. Im Gegenzug aber konnte die CIA sich ans Weiße Haus wenden und sich von diesem die Freigabe für von Munter abgelehnte Angriffe einholen. Obamas CIA hatte eine weitere Schlacht gewonnen.
    In den darauffolgenden Monaten sah sich Munter zunehmend isoliert. Selbst Admiral Mullen, zuvor der prominenteste Vertreter der Fraktion innerhalb der US -Regierung, die sich dafür einsetzte, zumindest halbwegs funktionale Beziehungen mit Islamabad aufrechtzuerhalten, begegnete den Pakistanern seit der Kommandoaktion von Abbottabad mit immer mehr Misstrauen. Abgesehen davon, dass er nicht nur Zweifel an den Beteuerungen des pakistanischen Militärs und des ISI hegte, sie hätten Bin Laden nicht dabei geholfen, in Abbottabad unterzutauchen, war ihm seitdem auch eine höchst bemerkenswerte Geheimdienstinformation zugetragen worden. US -Spione hatten Telefongespräche abgehört und mitgeschnitten, denen zufolge offenbar der ISI die Ermordung des pakistanischen Journalisten Syed Saleem Shazad befohlen hatte, der Recherchen zu den Verbindungen zwischen dem ISI und militanten pakistanischen Organisation angestellt hatte. Shazad war Ende Mai 2011 zu Tode geprügelt und seine Leiche etwa 150 Kilometer südlich von Islamabad in einen Bewässerungskanal geworfen worden. Laut geheimen Bewertungen amerikanischer Geheimdienste war Shazads Ermordung von allerhöchster Stelle im ISI angeordnet worden, sprich von Generalleutnant Ahmad Shuja Pasha höchstpersönlich.
    Wenig später erhielten die US -Geheimdienste einen Tipp, dass zwei verdächtige mit Düngemitteln beladene Lastwagen auf den Nachschubstrecken der NATO von Pakistan nach Afghanistan unterwegs seien. Der Tipp war vage und besagte nur, dass die Lkws mit ihrer explosiven Fracht zu einem Angriff auf einen amerikanischen Stützpunkt in Afghanistan benutzt werden könnten. Vorsichtshalber riefen US -Militärs aus Afghanistan in Islamabad an und informierten General Kayani über ihre Erkenntnisse, woraufhin Kayani versprach, man würde die Lastwagen vor der Grenze zu Afghanistan abfangen.
    Tatsächlich aber unternahm Kayani nichts. In den folgenden zwei Monaten wurden die Lastwagen in Nord-Waziristan von Kämpfern des Haqqani-Netzwerks zu rollenden Bomben umgebaut, die potent genug waren, um mehrere hundert Menschen auf

Weitere Kostenlose Bücher