Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)
Stammesgebiet Süd-Waziristan landete, glichen Geheimdienstoperationen in Pakistan der modernen Version von James Jesus Angletons »wildem Wald von Spiegeln«. Der legendäre und skrupellose frühere Chef der Spionageabwehrabteilung der CIA hatte eine Wendung seines geliebten T.S. Eliot benutzt, um die Täuschungen, Doppelspiele und gespaltenen Loyalitäten in der Spionage des Kalten Kriegs zu beschreiben. Jahrzehnte später konnte einen die Spionage in Pakistan genauso in den Wahnsinn treiben.
Der jungenhaft aussehende Art Keller war ein unwahrscheinlicher Kandidat für einen Einsatz mitten in den pakistanischen Bergen zu einer Zeit, als al-Qaida das Gebiet zu ihrer neuen Operationsbasis machte. Er hatte nie zuvor einen Fuß nach Pakistan gesetzt und sprach keine der lokalen Sprachen, und sein Fachwissen – über das iranische Raketenprogramm – würde ihm in Wana nicht viel nützen. Da jedoch immer mehr CIA -Führungsoffiziere mit Nahosterfahrung wegen des Irakkriegs aus Afghanistan und Pakistan abgezogen wurden, litt der Geheimdienst dort unter großem Personalmangel. Also meldete sich Keller freiwillig für Afghanistan – und kam nach Pakistan.
»Die ideale Person für den Stützpunkt«, sagte er, »wäre jemand, der Dari oder Urdu oder Paschto spricht, jemand mit jahrelanger Erfahrung, der die Zielgruppe kennt. Stattdessen haben Sie mich gekriegt.«
Keller war nach einer verschlungenen Laufbahn beim Militär, an der Universität und als Journalist 1999 zur CIA gegangen. Er hatte seinen Highschool-Abschluss mit dem Spezialgebiet Außenpolitik gemacht, aber ohne klare Vorstellung, was er mit seinem Leben anfangen wollte. Anfang der 1990er-Jahre war er Soldat geworden, weil er ziemlich sicher war, auf diese Weise risikolos das Geld für ein Studium verdienen zu können. »Achtzehn Monate später«, sagte er, »sitze ich mitten in der Wüste und denke: ›Wie bin ich hier gelandet?‹«
Er spielte eine kleine Nebenrolle bei der Operation Desert Storm, als die Iraker schnell aus Kuwait vertrieben wurden. Er gehörte zu einer Fallschirmpacker-Kompanie, aber seine Einheit wurde nicht gebraucht, weil es in dem Krieg keine Luftlandeoperationen gab. Unmittelbar vor Beginn der Kämpfe wurde er mit seinen Kameraden in die saudi-arabische Wüste gefahren und bekam den Auftrag, eine Nachschubbasis zu bewachen, die für die amerikanische Panzerinvasion im Irak verwendet wurde.
Nach seiner Zeit als Soldat besuchte er die University of Northern Arizona und beschloss, entweder Journalist zu werden oder zur CIA zu gehen. Er nahm eine Stelle in der Sportredaktion der Arizona Republic an. Als er gerade dabei war, in die politische Redaktion aufzusteigen, nahm die CIA Kontakt mit ihm auf und teilte ihm mit, dass seine Bewerbung angenommen war.
Er bekam eine Stelle in der Antiproliferationsabteilung des Geheimdiensts, die die Weiterverbreitung von Massenvernichtungswaffen bekämpfte. Sein erster Posten in Übersee war in Wien, dem Sitz der Internationalen Atomenergieorganisation ( IAEO ). Beamte der Wiener CIA -Station sollten Quellen innerhalb der Organisation IAEO platzieren, um Informationen über deren geheime Überlegungen zu beschaffen. Aber nach den Angriffen des 11. September gab die CIA auch manche ihrer sensibelsten Informationen an die IAEO weiter, damit diese Sanktionen gegen Diktaturen wie den Iran, den Irak und Nordkorea verhängte.
Keller hatte sich ein solides Fachwissen über die Bemühungen Teherans zur Entwicklung von ballistischen Raketen angeeignet, aber der Iran stand damals noch nicht ganz oben auf der Problemliste der CIA . Im Spätsommer 2002 kehrte Kellers Wiener Chef von einem Besuch in Langley zurück und sprach mit einer Gruppe von Beamten, die in der CIA -Station arbeiteten.
Keller erinnerte sich, dass er sagte: »Haben Sie die Gerüchte gehört, dass es vielleicht eine Invasion und einen Krieg im Irak geben wird? Sie werden ein paar seltsame Dinge aus dem Hauptquartier zu hören bekommen, weil man dort unter enormem Druck steht, das zu rechtfertigen.«
»Kennen Sie die Szene in Das Boot «, fuhr er fort, »wie sie auf dem Meeresgrund liegen, und die Nieten aus der Bordwand knallen und durch den Innenraum fliegen? So geht es jetzt im Hauptquartier zu.«
Nach der verhängnisvollen Invasion im Irak gab Keller dort zwei kurze Gastspiele. Beim ersten gehörte er zur Iraq Survey Group, dem von der CIA geführten Team von Waffenjägern, das 2003 und 2004 die irakischen Wüsten erfolglos nach dem
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