Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)
Phantom der chemischen und biologischen Waffen Saddam Husseins absuchte. Keller wusste schon bald, dass die Suche nutzlos war: Irakische Wissenschaftler, die jeden Grund gehabt hätten, den Amerikanern die Waffenarsenale zu zeigen, weil die CIA sie dafür mit Geld und vielleicht auch mit einer Umsiedlung belohnt hätte, beharrten gegenüber den Ermittlern darauf, dass die Waffen nicht existierten. Doch Keller und andere Beamte verhörten dieselben Wissenschaftler zwei oder drei Mal, damit Langley eine höhere Zahl von durchgeführten Verhören abliefern konnte. Außerdem ermöglichten sie es dadurch Präsident Bush und Vizepräsident Cheney öffentlich zu verkünden, dass die Jagd nach den Waffen noch im Gang sei.
Der staubige CIA -Stützpunkt in Süd-Waziristan, auf dem Keller 2006 landete, befand sich in derselben Stadt, die pakistanische Truppen 2004 mit Artillerie beschossen und mit AC -130 Gunships angegriffen hatten, als sie sich mit den Kämpfern Nek Muhammads eine Schlacht lieferten. Der Stützpunkt lag in der Nähe der Madrasa in Shakai, in der die pakistanischen Regierungstruppen mit den wazirischen Stammeskriegern einen Waffenstillstand geschlossen hatten. Als Keller auf dem Stützpunkt eintraf, war gerade ein neues fragiles Friedensabkommen in Kraft getreten. Die pakistanische Armee hatte es mit Baitullah Mehsud ausgehandelt, einem jungen Guerillaführer, der das blutige Banner der Aufständischen aufgenommen hatte, als Nek Muhammad 2004 durch den Drohnenschlag der CIA getötet worden war. Doch Mehsud hielt sich nicht an die Bestimmungen des Abkommens und nutze den Waffenstillstand lediglich, um seine Macht in Süd-Waziristan zu festigen und blitzartige Überfälle auf die pakistanischen Truppen zu planen. Aber die pakistanische Militärführung wollte keine weitere Schlacht in den Stammesgebieten, und als Art Keller in Wana eintraf, hatten die pakistanischen Soldaten und Agenten keine Lust, in ein Wespennest zu stechen.
Aus diesem Grund waren die Beziehungen zwischen den CIA -Beamten und den lokalen ISI -Agenten in Süd-Waziristan schlecht. Keller wollte wissen, wie schlecht, als er nach seiner Landung von seinem Vorgänger, einem zynischen älteren Beamten namens Gene, über den Stand der Dinge informiert wurde. Gene sagte, die pakistanischen Soldaten würden nur wenige Patrouillen machen und sich fast die ganze Zeit in geschützten Kasernen aufhalten. Wie sehr er auch auf eine aktivere Rolle gedrängt habe, das pakistanische Militär und der Geheimdienst wollten den Ministaat nicht herausfordern, den Baitullah Mehsud in Süd-Waziristan aufbaue.
Im Gegensatz zu Nek Muhammad war Mehsud kein Medienfreak. Er gab nur wenige Interviews und ließ sich gemäß der Tradition des strengen Islams nicht fotografieren. Er war ziemlich ungebildet; selbst eine Madrasa hatte er nur kurz besucht. Trotzdem kommandierte er im Jahr 2006 einen Verband von 5000 Stammeskämpfern, die ihm bedingungslos ergeben waren. Er duldete keinen Widerspruch und ließ Deserteure jagen und töten. Es bestand sogar der Verdacht, dass er, um die Macht in Süd-Waziristan zu erringen, pakistanischen Truppen bei der Gefangennahme seines früheren Mentors Abdullah Mehsud geholfen hatte, eines einbeinigen Kämpfers, den die Vereinigten Staaten 2004 aus Guantánamo entlassen hatten. Abdullah Mehsud hatte eine Handgranate gegen die Brust gepresst und den Stift gezogen, als die Soldaten sein Haus in Belutschistan umstellten.
Die Macht und der Einfluss Baitullah Mehsuds nahmen dramatisch zu, als sich eine Anzahl kleinerer militärischer Gruppen unter der Bezeichnung Tehrik- i-T aliban Pakistan ( TTP ) zusammenschloss und er ihr Führer wurde. Im Gegensatz zu den afghanischen Taliban, die von Mullah Omar geführt und heimlich vom ISI gefördert wurden, wollte die neue Gruppe die pakistanischen Soldaten und Agenten aus den Stammesgebieten vertreiben und verübte deshalb Bombenanschläge in Islamabad, Karatschi und anderen Städten. Sie bezeichneten ihren Kampf als »Verteidigungs-Dschihad« und wollten die traditionelle Lebensweise in den Stammesgebieten vor den pakistanischen Soldaten schützen, die sie auf ihrem Territorium als Ausländer betrachteten.
Die Gruppe hatte kaum Kontakte oder Unterstützer außerhalb der Stammesgebiete, aber im Wana des Jahres 2006 bestand kein Zweifel, wer die Macht hatte. Baitullah Mehsuds Anhänger vollstreckten in ganz Süd-Waziristan brutale Urteile. Sie brachten alle Stammeshäuptlinge um, die im Verdacht
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