Killing for Love: Thriller (German Edition)
Dann zog Mutter vor ein paar Jahren nach Danville zurück, und mein Vater tat alles, was er konnte, um sie aus der Stadt zu jagen. Sie haben sich einige Male übel gezofft, aber je mehr Dad sich anstrengte, sie zu vergraulen, umso entschlossener wurde sie, auf jeden Fall hierzubleiben.«
»Was Sie uns erzählt haben, besagt, dass Ihr Vater Ihre Mutter hasst und sich dafür schämt, wie sie ihr Leben gelebt hat, nicht aber, dass er ein Mörder ist«, fasste Derek zusammen. »Wenn er einer wäre, warum hat er dann all die Jahre gewartet, bis er anfing, Pornostars umzubringen, und weshalb wählt er nur diejenigen aus diesem einen Film? Vor allem aber, wieso fängt er nicht mit Ihrer Mutter an?«
»Dad war in der letzten Zeit zur Ruhe gekommen, wenigstens ein bisschen, obwohl er nie akzeptiert hat, dass ich ihr einen Platz in meinem Leben eingeräumt habe. Als dann aber im letzten Herbst Mitternachtsmaskerade auf DVD neu herauskam, ging alles wieder von vorn los. Ich glaube, er hat sich auf diesen einen Film eingeschossen und wurde geradezu besessen von den Leuten, die darin mitspielten. Und was Ihre Frage betrifft, warum er Mutter nicht als Erste erschossen hat: Das weiß ich nicht. Vielleicht spart er sie sich für den Schluss auf.«
Minutenlang herrschte vollkommene Stille im Raum, dann fragte Maleah: »Sie sind wirklich überzeugt, dass Ihr Vater der Mitternachtsmörder ist, nicht wahr?«
Tylers große blaue Augen nahmen einen feuchten Glanz an, er schluckte und antwortete leise: »Ich möchte so etwas Furchtbares nicht von meinem eigenen Vater denken, aber, ja, ich denke, es ist sehr wahrscheinlich.«
Lorie fühlte sich wie eine Gefangene im eigenen Haus, weshalb sie zu dem Schluss gelangte, dass sie sich dringend mit etwas Sinnvollem beschäftigen musste. Die Idee, die leeren Räume neben ihrem Geschäft zu mieten und zu einem Teeladen mit Ausschank und Sitzgelegenheiten auszubauen, bot sich an, denn hier musste noch einiges geplant und durchgerechnet werden. Als sie es Cathy gegenüber erwähnt hatte, war ihre Freundin sogleich begeistert gewesen. Also verbrachte Lorie einen Großteil des Tages mit Telefonaten. Sie rief den Makler an, der die Geschäftsräume für den Eigentümer vermieten sollte, und mehrere Lieferanten sowie Besitzer von Teehäusern in anderen Orten. Währenddessen gab sie sich redlich Mühe, nach dem Gespräch mit ihrer Mutter keine falschen Hoffnungen zu hegen.
Shelley war in ein neues Taschenbuch vertieft, und Lorie blätterte durch Tea Time und andere Zeitschriften, aus denen sie Artikel ausschnitt, die ihr wichtig erschienen, als es an der Tür klingelte. Sie erwarteten niemanden, weshalb sie beide für wenige Sekunden erstarrten. Dann legte Shelley ihr Buch beiseite, stand auf und ging zur Vordertür. Sie sah durch den Spion und lachte. »Das sind Kinder, und sie sehen aus wie die zwei von Mike Birkett.« Sie öffnete.
Lorie sprang auf und lief Hannah und M. J. entgegen.
»Wir müssen Miss Lorie sprechen«, sagte M. J. sehr ernst zu Shelley.
»Hallo, ihr zwei! Was macht ihr denn hier?«, fragte Lorie strahlend.
Hannah war bereits bei ihr und hatte beide Arme um sie geschlungen. »Jennifer Taylor hat gesagt, dass du böse bist. Ihre Mama hat das gesagt. Und …« Hannahs Kinn bebte, und sie begann, zu weinen.
»Das ist ja schrecklich!« Lorie fühlte sich auf einmal furchtbar hilflos. Wie sollte sie Hannah und M. J. erklären, was vor sich ging?
»Ich hab Jennifer gesagt, dass ihre Mama lügt.« Hannah blickte zu Lorie auf, und das tränenüberströmte Kindergesicht brach Lorie das Herz.
»Es tut mir leid, dass das passiert ist.« Lorie nahm Hannahs Hand und streckte ihre andere M. J. hin. »Ich finde es ganz lieb von euch, dass ihr mich in Schutz nehmt, aber … ich möchte nicht, dass ihr euch meinetwegen mit euren Mitschülern streitet, okay? Das würde eurem Vater sicher nicht gefallen.«
Beide Kinder gingen mit Lorie ins Wohnzimmer, und M. J. erzählte: »Über Daddy haben sie auch blöde Sachen gesagt.«
»Was für Sachen?«
»Na ja, Colby Berryman hat gesagt, dass Daddy scharf auf dich ist und nicht mit seinem Kopf denkt.« M. J. stellte sich auf die Zehenspitzen und flüsterte ihr zu: »Ich weiß, was das heißt, aber Hannah nicht.«
Mist! Das hier war schlimmer als schlimm. Es war schon schrecklich genug, dass Hannah und M. J. von ihren Mitschülern hörten, wie deren Eltern über sie herzogen. Doch dass so abfällig über ihren eigenen Vater gesprochen
Weitere Kostenlose Bücher