Killing for Love: Thriller (German Edition)
wurde, schlug dem Fass den Boden aus.
Lorie setzte sich mit den Kindern auf die Couch. »Ich bitte Miss Shelley, euren Vater anzurufen. Er muss erfahren, was passiert ist.« Und er muss mir helfen, euch beiden zu erklären, warum die anderen Kinder solche Sachen über mich und euren Dad erzählen.
Bis zu diesem Moment hatte Lories einzige Sorge darin bestanden, warum die Kinder heute Nachmittag zu ihr gekommen waren, beide halb in Tränen aufgelöst; sie hatte allerdings nicht darüber nachgedacht, wie sie das angestellt hatten.
»Wie seid ihr eigentlich hergekommen?«, wollte sie daher wissen.
M. J. und Hannah sahen einander schuldbewusst an, bevor M. J. antwortete: »Wir haben ein bisschen geschwindelt.«
»Und was genau habt ihr wem vorgeschwindelt?«
»Na ja, Grams spielt montags immer Bridge, und wenn Dad uns nicht von der Schule abholen kann, fahren wir mit Mrs.Myers nach Hause. Sie wohnt in unserer Straße, und sie holt ihre Kinder sowieso von der Schule ab. Also … und da habe ich ihr gesagt, Grams möchte, dass sie uns zu Mrs.Shelby fährt. Bei ihr spielt sie nämlich Bridge.«
»Meine Nachbarin Irene Shelby?«
»Ja. Ich wusste ja, dass Mrs.Shelby hier wohnt, und von ihrem Haus sind wir zu Fuß gegangen.«
»Ist eure Grams jetzt bei Mrs.Shelby?«
»Nein«, gestand M. J., »das war auch geschwindelt. Ich kriege bestimmt Ärger, aber wir wollten doch so unbedingt zu dir.«
Hannah kuschelte sich an Lorie. »Wir wollten dir sagen, dass uns ganz egal ist, was die anderen erzählen. Wir glauben nicht, dass du ein böser Mensch bist. Du bist nett, Miss Lorie, und wir mögen dich. Wir mögen dich sogar richtig doll.«
Vor lauter Rührung wäre Lorie nun beinahe in Tränen ausgebrochen. Sie legte ihre Arme um die beiden und drückte sie an sich. Als sie zu Shelley aufblickte, schüttelte diese mit einem verständnisvollen Lächeln den Kopf.
»Miss Shelley ruft jetzt bei eurem Daddy an und sagt ihm, wo ihr seid. Und ich möchte, dass ihr uns verratet, wo eure Großmutter ist, damit wir sie auch anrufen können. Nell macht sich sicher schon große Sorgen.«
»Okay. Tut uns leid, wenn wir was Falsches gemacht haben.«
»Ist schon gut«, versicherte Lorie ihnen. »Euer Dad wird das gewiss verstehen.«
Mike würde es durchaus verstehen. Und er würde ihr die Schuld geben. Doch das war in Ordnung, solange er seinen Kindern nicht gram war.
Er öffnete die Aktentasche, die er sich mit FedEx von Atlanta aus geschickt hatte, und betrachtete Ebony O.s blutige Kleidung. Ein enganliegendes rotes Kleid, das ihre üppigen Kurven zur Geltung gebracht hatte. Kein BH, weil sie keinen getragen hatte. Ein Paar goldene High Heels. Und ein roter Spitzentanga. Die Rubinohrringe und den protzigen dreikarätigen Diamanten hatte er ihr nicht abgenommen. Schmuck war unwichtig.
Er befingerte die rote Spitze des V-förmigen Tangas, hob sie vorsichtig hoch und knüllte sie in seiner Faust zusammen. Einmal Schlampe, immer Schlampe. Thomas mochte aus dem Pornogeschäft ausgestiegen sein, aber sie blieb ein wertloses Drecksstück, bis sie ihren letzten Atem ausgehaucht hatte.
Die anderen waren nicht besser.
Verdorben. Unmoralisch. Pervers. Sie verleiteten gute Männer, schlecht zu denken und zu handeln.
Er hielt sich den Tanga vor das Gesicht und vergrub seine Nase in dem betörenden Duft der Hurenmöse. Ein Schauer der Erregung durchfuhr ihn. Noch im Tod verfügte eine Frau wie sie über die Macht, einen Mann zu verführen.
Schließlich blickte er zu den vier fensterlosen Wänden auf, die ihn umgaben. Fotografien aller Schauspieler aus Mitternachtsmaskerade waren an Korkpinnwände geheftet, für jeden von ihnen eine eigene. Und neben jedes Nacktbild war ein einzelnes Kleidungsstück dekoriert: Unterwäsche. Deans Boxershorts. Charlies weiße Baumwollunterhose. Hilarys BH. Nun folgte Shontees Tanga. In den letzten vier Monaten hatte er sich eine ordentliche Sammlung zugelegt.
Er nahm eine kleine Plastikdose aus seiner Tasche, öffnete sie und angelte zwei Pinnnadeln heraus. Nachdem er den Tanga neben Ebony O.s Bild befestigt hatte, trat er zurück und betrachtete sein Werk lächelnd.
Vier von neun waren nun in Gottes Händen, fünf sollten ihr gerechtes Urteil noch bekommen. Er hegte nicht den geringsten Zweifel, dass sie allesamt in die Hölle verbannt würden, was einen passenden Abschluss für ein Leben bildete, das nicht bloß in Sünde geführt worden war, sondern auch die primitivsten, animalischsten Triebe
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