Killing for Love: Thriller (German Edition)
war das sein Fachgebiet, seinen überdurchschnittlichen IQ und bemerkenswerten sechsten Sinn zu nutzen, um ein Profil der Leute zu erstellen, die sie befragten.
»Nur zu!«, entgegnete Grant selbstbewusst.
»Können Sie uns sagen, wo Sie zu den Zeiten waren, als Dean Wilson, Hilary Finch Chambless, Charles Wong und Shontee Thomas ermordet wurden?«
Heath Leroy grummelte etwas vor sich hin und ging zu seinem Vater. »Verdammt, Dad, ich habe dir doch gesagt, dass du nicht ohne Anwalt mit ihnen reden sollst!«
Lorie schrak aus dem Schlaf hoch und setzte sich kerzengerade in ihrem Bett auf. Ihr Herz pochte wie wild, so dass der Puls in ihren Ohren dröhnte. Wovon war sie wach geworden? Sie hatte nicht geträumt, jedenfalls nicht dass sie wüsste. Starr saß sie da und lauschte, konnte jedoch nichts Außergewöhnliches hören. Es waren nur die üblichen Knack-, Ächz- und Summgeräusche zu hören, die in einem Haus verursacht wurden: vom Fundament, das sich setzte, von den Wasserrohren, die sich dehnten oder zusammenzogen, vom Kühlschrank, dessen Motor ansprang, vom Wind, der leise um die Giebel strich.
Ein Hund heulte in der Ferne.
Sobald ihr Atem und ihr Puls sich wieder normalisiert hatten, knipste Lorie die Nachttischlampe an, warf die Bettdecke beiseite und stand auf. Sie blickte auf den Wecker: 03:15. Die Geisterstunde war vorbei – oder, in ihrem Fall, »die Todesstunde«. Sie verzichtete darauf, sich Hausschuhe und Morgenmantel anzuziehen, sondern ging im Nachthemd auf den Flur hinaus.
Warum war sie so schreckhaft, wenn es gar keinen Grund gab? Der Mitternachtsmörder mordete einmal monatlich und immer um Mitternacht herum. Seit Shontees Ermordung waren erst wenige Tage vergangen. Also bestand überhaupt kein Anlass zur Furcht. Nicht bloß war das Timing falsch – sowohl der Monat als auch die Zeit –, sie wusste außerdem, dass das Alarmsystem eingeschaltet und Shelley Gilbert hier war. Shelley war eine ausgebildete Personenschützerin, die mit ihrer Waffe umgehen konnte und sie stets bei sich hatte.
Lorie wollte Shelley nicht wecken, aber sie selbst war inzwischen hellwach und vermochte sowieso nicht wieder einzuschlafen. Ginge sie aber den Flur entlang zum Wohnzimmer oder in die Küche, würde Shelley sie hören und aufstehen, um nach ihr zu sehen. Und wenn schon? Es war ja nicht so, als müsste morgen einer von ihnen irgendetwas tun oder irgendwohin! Sie konnten immer noch einen Mittagsschlaf machen.
Ein Glas Kakao oder ein paar Kekse würden ihr vielleicht helfen, sich zu entspannen – ihre strapazierten Nerven konnten auf jeden Fall Zucker gebrauchen –, dachte Lorie, und tapste in Richtung Küche. Als sie näher kam, fiel ihr ein Lichtschein unter der geschlossenen Tür auf. War Shelley in der Küche? Konnte sie nicht schlafen und war aufgestanden, wovon wiederum Lorie wach geworden war?
Sie griff bereits nach dem Türknauf, da zögerte sie.
»Shelley?«, rief sie.
Keine Antwort. Sie rief nochmals, lauter. Stille.
Unsicherheit krampfte ihren Bauch zusammen und strahlte von dort in ihren ganzen Körper aus. Sie ermahnte sich, ruhig zu bleiben. Es konnte immerhin gut sein, dass sie vergessen hatten, das Licht in der Küche auszuschalten, bevor sie ins Bett gingen. Lorie packte den Türknauf. Als sie die Tür öffnete, raste ihr Puls beängstigend schnell. Doch sowie sie in die Küche sah und feststellte, dass niemand dort und auch nichts verändert war, atmete sie erleichtert auf.
Sie beschloss, dass dies ein Moment war, der nach Schokoladeneis verlangte, zusammen mit Keksen anstatt Kakao.
Als sie ihre Hand zu dem kleinen Schrank ausstreckte, in dem die Kekse lagerten, bemerkte sie, dass die Hintertür einen winzigen Spalt offen stand. Wie konnte das sein? Shelley verriegelte immer alle Außentüren und sicherte sie, ehe sie den Alarm aktivierte und ins Bett ging. Hatte Shelley draußen etwas gehört und war in den Garten gegangen, um nachzusehen?
Lorie zitterte am ganzen Leib, zwang sich jedoch, zur Hintertür zu gehen und die Alarmschaltung zu überprüfen. Das grüne Licht blinkte, was bedeutete, dass der Alarm deaktiviert war.
Keine Panik! Shelley ist draußen. Es besteht kein Grund zur Sorge, überhaupt keiner. Aber was mache ich jetzt? Soll ich hinausgehen und nach Shelley suchen oder die Tür zumachen, abschließen und Jack anrufen?
Lorie stand hinter der halboffenen Tür und rief mehrmals Shelleys Namen, doch es kam keinerlei Reaktion. Sie öffnete die Tür weiter und
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