Killing for Love: Thriller (German Edition)
leid. Ich hatte nie die Absicht, dich …«
»Zu bemitleiden? Mit einem Minimum an Freundlichkeit zu behandeln?«
»Zu verwirren«, korrigierte er.
»Tja, ich bin mehr als verwirrt. Nicht bloß was dich betrifft, sondern auch in Bezug auf mich und auf diesen verfluchten Scherbenhaufen, zu dem mein Leben nun geworden ist.«
Er konnte einfach nicht anders, als seine Hand ein wenig zu bewegen, bis er ihre Schulter berührte. Vor Schreck zuckte Lorie erst zusammen, ehe sie stocksteif wurde. Im halbdunklen Wageninneren, das einzig und allein vom Mond erhellt wurde, begegneten ihre Blicke sich.
»Ich möchte nicht, dass dir etwas zustößt«, rechtfertigte er sich. »Und mir ist klar, dass ich dich immer wieder verletze, obwohl ich es gar nicht will … nicht mehr. Ich, nun ja, wenn ich vollkommen ehrlich sein soll, muss ich zugeben, dass ich ebenfalls verwirrt bin. Ich habe dich so lange Zeit gehasst, und jetzt …«
»Jetzt?«
»Jetzt weiß ich es nicht. Ich weiß nur, dass mir deine Sicherheit wichtig ist. Ich möchte dich vor dem Unbekannten schützen, der androht, dich zu töten, vor Typen wie Ryan Bonner und vor jedem in Dunmore, der prüde und engstirnig ist und dich verurteilt.«
Sie sah ihn mit großen Augen an, die Lippen leicht geöffnet vor Staunen. »Du hast einen Heldenkomplex, weißt du das?«
Er lachte. »Ja, den habe ich wohl. Früher war ich dein Held, nicht wahr?«
Als er ihre Schulter sanft drückte, rutschte sie näher und legte ihre Hand auf seine.
»Früher einmal«, sagte sie sehr leise, »warst du alles für mich, mein Held, mein Geliebter … mein Leben.«
»Meine Mutter meint, der Grund, weshalb ich dich so sehr hasste, ist der, dass ein Teil von mir dich immer noch liebt«, eröffnete Mike ihr.
Lorie blieb stumm.
»Ich glaube, das wusste Molly auch.«
»Oh, Mike!«
»Molly wusste, dass ich sie liebte und sie nie betrogen habe. Wir hatten ein gutes Leben zusammen. Sie schenkte mir zwei phantastische Kinder. Wäre sie noch am Leben … Ich wünschte, du hättest sie kennengelernt! Ihr zwei hättet euch gemocht. Es ist meine Schuld, dass du nie die Chance bekommen hast, sie …« Er schluckte. »Es tut mir leid, Lorie, alles.«
Sie zog seine Hand an ihren Mund, drehte sie um und küsste die Innenfläche. Ihr Kuss brannte wie Feuer, so dass Mike die Augen schloss und um Kraft betete.
Vorsichtig zog er seine Hand zurück und sagte: »Keine widersprüchlichen Signale mehr, keine Verwirrung mehr.«
Hoffnung schimmerte in ihren Augen, als sie ihn ansah, schwand jedoch mit seinen nächsten Worten.
»Ein Teil von mir hegt nach wie vor Gefühle für dich, und ich würde lügen, wenn ich behauptete, dich nicht zu begehren. Schließlich bin ich ein normaler Mann mit normalen Bedürfnissen. Aber … wir können nicht … ich kann nicht … Ich muss an Hannah und M. J. denken und daran, was das Beste für sie ist. Sie haben absoluten Vorrang.«
»Ich verstehe.«
»Ja?«
»Meine Vergangenheit disqualifiziert mich als Stiefmutter.«
»Gott, Lorie, es tut mir leid!«
»Mir auch.«
Sie rückte von ihm weg, öffnete die Tür und sprang aus dem Truck. Mike saß da und sah ihr nach, wie sie ins Haus zurücklief.
»Verdammt! Verdammt!«, fluchte er und knallte seine Fäuste auf das Lenkrad.
14
N ach der verstörenden Nacht beschloss Lorie, ihr Geschäft erst um elf zu öffnen, weshalb sie zu Hause war, als um Viertel nach zehn das Telefon klingelte. Sie blickte auf das schnurlose Gerät auf dem Küchentresen, konnte den Anrufernamen jedoch nicht zuordnen: Anthony Johnson.
Shelley sah von Lorie zum Telefon.
»Lass ihn auf das Band sprechen«, riet Lorie.
Beim vierten Klingeln sprang der Anrufbeantworter an, auf dem Lorie ihre Nummer nannte und den Anrufer bat, eine Nachricht zu hinterlassen.
»Lorie, wenn du da bist, nimm bitte ab!«, flehte eine weibliche Stimme. »Hier ist Shontee, Shontee Thomas.«
Lorie griff nach dem Hörer. »Shontee?«
»Dem Himmel sei Dank, dass du zu Hause bist! Ich muss unbedingt mit dir reden. Ich bin schon halb irre, und du bestimmt auch. Heute Morgen rief jemand von der Powell Agency an, fragte mich, ob ich Drohbriefe bekommen hätte, und erzählte mir, dass Dean, Hilary und Charlie Briefe bekamen und dann umgebracht wurden.«
Lorie erinnerte sich an Shontee als ein munteres, lebensfrohes Mädchen mit riesigen braunen Augen und einem ansteckenden Lachen. Sie hatten sich nicht lange gekannt – nur während der Dreharbeiten zu dem einen
Weitere Kostenlose Bücher