Killing Game
über die einzelnen Sicherheitsleute wie Susan Gillette oder all die anderen.«
Grissom nickte nachdenklich. »Und haben Sie unseren Freund Templeton danach gefragt?«
»In gewisser Weise … ist mir das entfallen. Ich bin Templeton in diesem Ausstellungsraum begegnet, aber der war so ein … ein …«
»Ein Arschloch?«
Greg war verblüfft, dieses Wort aus Grissoms Mund kommen zu hören – eines Mannes, der nicht einmal fluchen würde, wäre ihm ein Amboss auf den Fuß gefallen.
»Könnte man so sagen. Er hat klargestellt, dass wir eine richterliche Anordnung brauchen werden, sollten wir noch irgendetwas von Home Sure wollen.«
»Damit hatte ich bereits gerechnet.«
Greg trank seinen Kaffee aus und sagte: »Mir ist da noch etwas aufgefallen.«
»Würde es Ihnen etwas ausmachen, mich an Ihrem Wissen teilhaben zu lassen?«, fragte Grissom.
»Sie und Templeton … da gibt es doch eine Vorgeschichte, oder?«
Grissom bedachte ihn mit einem angespannten Lächeln und drehte sich zu der Kellnerin auf der anderen Seite des Raums um. »Zahlen, bitte!«
Dienstag, 25. Januar, 21:30 Uhr
Seit dem Mord an Angela Dearborn waren vierundzwanzig Stunden vergangen, und Catherine Willows saß an dem großen Tisch im Besprechungsraum, der heute Abend so eisig erschien wie die bläuliche Beleuchtung und die türkisfarbenen Glastrennwände, die dem C.S.I.-Hauptquartier die Atmosphäre eines technisch hoch gerüsteten Aquariums verliehen. Mit ihrem kurzärmeligen schwarzen Top und der ebenfalls schwarzen Lederhose sah sie aus wie eine auffallend modern gekleidete Teilnehmerin eines Trauerzugs, und tatsächlich trauerte sie auch in gewisser Weise. Denn noch immer empfand sie schmerzhaft den Verlust einer Frau, die sie nicht einmal gekannt hatte.
Wer konnte schon sagen, ob das Dichterwort, dem zufolge der Tod eines jeden Menschen auch uns selbst trifft, weil wir nun einmal alle ein Teil der Menschheit sind, mehr Wahrheit enthält, als uns lieb ist? Fest stand, dass sich Catherine durch den brutalen Mord an Angela Dearborn tatsächlich getroffen fühlte. Nachdem sie nun seit deutlich mehr als einem Jahrzehnt Dutzende von Morden untersucht hatte, blieb ihr kaum noch Kraft, Tragödien wie diese zu verdauen.
Um die Balance in diesem Beruf zu bewahren, brauchte man Mitgefühl, aber keine Verzweiflung, und man durfte gegenüber dem Tod niemals abstumpfen, obwohl genau das in Catherines Kreisen als natürliche Reaktion galt. Ein Kriminalist war weder Optimist noch Pessimist, und auch Zynismus hatte in seinem Dasein keinen Platz … so wenig wie Sentimentalität.
Schon früh hatte Grissom zu ihr gesagt: »Distanz ist notwendig in diesem Beruf – aber du darfst dich nicht so weit ins Abseits stellen, dass du die menschliche Tragödie nicht mehr erkennst.«
Mit diesen Worten im Sinn fühlte Catherine, wie die Energie in ihrem Inneren erwachte. Egal wie müde oder melancholisch gestimmt sie war, die Kriminalistin wusste sehr gut, dass sie für das Opfer die einzige Möglichkeit war, Wiedergutmachung zu erfahren – und das erfüllte sie mit Stolz. Diese Verantwortung machte sich wie ein Adrenalinstoß in ihrem Körper bemerkbar.
Sie ging langsam um den Tisch herum und musterte die restliche Habe der Verstorbenen: ein grünes Schmuckkästchen, drei Handtaschen, einschließlich der, die Angela in jüngster Zeit offenbar vorwiegend benutzt hatte, ein Mobiltelefon, ein Scheckbuch und ein Laptop neben einigen anderen, scheinbar recht gewöhnlichen Dingen.
Eine Menge Arbeit, ein stattlicher Berg, groß, aber nicht zu groß. Immerhin war Angie Dearborn nicht gerade im Geld geschwommen. Die Existenz des Laptops hatte Catherine sogar ein wenig überrascht – sicher, heutzutage hatten viele Leute einen tragbaren Computer, aber dies war ein ziemlich modernes Gerät mit allen Schikanen.
Sie tippte die Nummer des freiberuflich arbeitenden Computergurus Tomas Nuñez, mit dem sie schon einige Male zusammengearbeitet hatte, in ihr Mobiltelefon. Tomas sollte problemlos im Stande sein, ihr zu berichten, was auf Angie Dearborns Festplatte gespeichert war.
»Querida«, sagte Nuñez’ Bariton in einem warmen, humorvollen Tonfall – offensichtlich hatte sein Telefon ihre Nummer angezeigt, oder er grüßte inzwischen jeden Anrufer mit »Liebling«.
»Ich nehme an«, sagte er, »Sie wollen mir mal wieder das Herz brechen und mir erklären, es ginge ausschließlich ums Geschäft.«
»Sogar ganz bestimmt … Querida«, antwortete sie
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