Killing Game
diese Beweise Sie, falls Sie wirklich unschuldig sind, entlasten könnten, Mr Dearborn.«
Während Dearborn seine Worte erwog, beugte sich Warrick über den Verdächtigen und inspizierte erneut den schlimmsten Kratzer, dieses Mal mit seiner winzigen Lupe. Langsam kehrte er zu der Stelle zurück, an der er eine kleine Verfärbung gesehen hatte.
Ja, da war etwas – etwas Hartes, Weißes …
Warrick richtete sich auf und blickte auf den Verdächtigen herab, der reflexartig nach seiner Brust griff und mit der Hand über den Oberkörper fahren wollte, aber Warrick fing die Hand ab. »Sie müssen jetzt wirklich stillhalten.«
»Was zum Teufel ist denn los?«, fragte Dearborn, und nun schlug die Angst in seiner Stimme durch.
»Da ist etwas drin, und ich will es herausholen.«
Dearborn blickte an sich herab und versuchte zu erkennen, was Warrick da sah. »Verdammt nochmal!«
Warrick warf einen Blick zu Larkin, der sich zurückgelehnt hatte und so tat, als genieße er die Schau.
»Hören Sie«, sagte Warrick zu Dearborn, »was immer Sie gekratzt hat, hat etwas zurückgelassen. Wenn es Angie war, wandern Sie ins Gefängnis … aber wenn Sie die Wahrheit gesagt haben und Coda das getan hat … nun, dann, mein Freund, könnte sich dieser Hund wahrhaftig als des Menschen bester Freund erweisen. Coda könnte Sie von dem Verdacht, diesen Mord begangen zu haben, befreien.«
Der Blick, mit dem Dearborn nun seinen Brustkorb beäugte, wirkte weniger verschreckt, ja, sogar beinahe hoffnungsvoll. »Also gut. Legen Sie los.«
Warrick zog eine Pinzette und einen kleinen Beweismittelbeutel aus Plastik aus der Tasche und beugte sich erneut vor. Er fand, was er gesucht hatte, schloss die Pinzette um den Gegenstand und zog ihn heraus, was Dearborn einen kleinen Schmerzenslaut entlockte.
»Tut mir Leid«, sagte Warrick, ließ den Splitter – der nun eher durchsichtig als weiß aussah – in den Beutel gleiten und versiegelte diesen. »Ich werde das ins Labor bringen.«
»Und was dann?«, fragte Dearborn.
»Dann werden wir weitersehen.«
Und damit ließ er den Verdächtigen mit Detective Larkin allein.
Die Schicht war in weniger als einer halben Stunde zu Ende, und Catherine konnte nicht warten.
Heute Abend würde sie keine Überstunden machen. Sie würde nach Hause gehen, um ihre Tochter zu sehen. Natürlich würde sich das darauf beschränken müssen, dem schlafenden Mädchen einen Kuss auf die Stirn zu drücken, aber mehr war in der jüngsten Zeit nicht drin. Und wenn sie heute keine Überstunden machte, konnte Catherine früh genug ins Bett gehen, um wenigstens zusammen mit Lindsey frühstücken zu können und sie zur Schule zu fahren.
Schuldgefühle und Frustration bauten sich in ihr auf, als in dem Moment David Hodges ihr Büro betrat.
»Ich habe hier die Aufzeichnung der Rufnummern, die Sie angefordert haben«, sagte er. Der Mann, schlank, dunkles Haar und wachsame Augen wie ein Aasfresser, warf ihr eine Aktenmappe auf den Schreibtisch. Wie gewöhnlich trug er einen hellblauen Laborkittel über einem weißen Hemd und einer dunklen Hose.
»Wie kommt es, dass Sie diese Akte haben, David?«, fragte sie verwundert. »Arbeiten Sie nicht in der Spurenanalyse?«
»Doch«, gab er mit einem munteren Nicken zurück. »Aber ich war gerade oben im Pausenraum und habe mich mit Conrad unterhalten, als er mich bat, Ihnen das auf dem Rückweg vorbeizubringen.«
Conrad wie Conrad Ecklie – was hatte ihr Boss um diese Zeit im Labor zu suchen?
»Ach, das heißt jetzt ›Conrad‹? Sie scheinen sich ziemlich nahe gekommen zu sein.«
Hodges zuckte ausweichend mit den Schultern. »Wir sind Freunde. Das verstößt nicht gegen das Gesetz, Catherine. Außerdem bin ich der Meinung, dass ich mit Zuckerbrot mehr erreiche als mit der Peitsche.«
»So?«, sagte Catherine, während sie daran dachte, wie unangenehm sich Hodges ohne jeden Grund gebärden konnte. »Ich werde darüber nachdenken.«
»Das sollten Sie sich vielleicht zu Herzen nehmen.«
»Ja, David. Danke.«
Eine lange Sekunde stand er da, als erwartete er noch mehr von ihr, sei es Dankbarkeit oder auch Sarkasmus. Dann zog er sich zurück.
Wie dem auch sei. Angela Dearborns Telefonakte erzählte eine interessante Geschichte.
Die junge Frau hatte mit ihrer Mutter gesprochen, die nicht in der Stadt lebte, und mit ihrer Nachbarin, aber nur eine weitere Nummer hatte sie regelmäßig angerufen und war von dieser auch regelmäßig zurückgerufen worden – sogar noch öfter als
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