Killing Game
von ihrem Exmann Travis, der für jemanden, gegen den eine Schutzanordnung erwirkt worden war, mit erstaunlicher Häufigkeit von sich hatte hören lassen.
Die Nummer sagte Catherine nichts – warum hätte sie auch? –, aber der Name klang vertraut. Sie kam nicht gleich auf die Lösung, fühlte nur, dass sich in ihrem Gedächtnis etwas regte, und dachte nach.
Dann spürte sie, wie sich plötzlich Eiseskälte in ihrem Inneren ausbreitete.
Mit einem Blick auf die Uhr und dem Wissen, dass Überstunden nun unvermeidlich waren, verabschiedete sich Catherine von dem Gedanken, ihrer schlummernden Tochter Lindsey noch einen Kuss zu geben, schnappte sich die Telefonakten und machte sich auf die Suche nach Gil Grissom.
Dienstag, 25. Januar, 23:00 Uhr
Gil Grissom bereute nichts. Könnte er sein Leben als Wissenschaftler im Kriminaltechnischen Labor noch einmal beginnen, wüsste er nur wenige Dinge, die er anders machen würde – abgesehen von einigen persönlichen Fehltritten, bei denen er unbeabsichtigt die Gefühle von Freunden verletzt hatte.
Ganz bestimmt würde er auch bei einem zweiten Versuch keine Marionette der Politiker werden, und er bezweifelte auch, dass er dazu fähig wäre, selbst wenn er es wollte. Wie der Skorpion, der den Frosch überredet, ihn über den Fluss zu tragen, um ihn dann doch auf halber Strecke mit seinem Giftstachel zu töten, konnte auch Grissom nicht gegen seine Natur ankämpfen.
Er vermisste sein Team – Kollegen zu verlieren, denen er so vertraut hatte und die er so geschätzt hatte wie Nick, Warrick und Catherine, schmerzte ihn zutiefst. Ihre Freundschaft hatte der Nachtschicht ihre bemerkenswerten Ergebnisse beschert. Doch das Lob und die Aufmerksamkeit, die ihnen entgegengebracht wurden, hatten ihnen auch den Neid ihrer politischen Widersacher beschert – und schließlich zu der Auflösung des Teams geführt.
Andererseits hatte Catherine sich ihren Posten als Leiterin eines eigenen Teams redlich verdient. Grissom sah sich selbst in gewisser Weise als Lehrer, und ein Lehrer, der eine begabte Studentin zu lange an der Kandare hielt, lief Gefahr, die Fähigkeiten eben dieser Studentin zu ersticken. Er hatte sie zur Beförderung empfohlen, und er wünschte ihr alles Gute. Dieses Gefühl war so aufrichtig wie die etwas verwirrende Empfindung des Verlusts, die er nun erlebte, da sie nicht mehr an seiner Seite war.
Doch ein Gefühl der Erleichterung rettete ihn vor all diesen Empfindungen.
Erleichterung, weil die Nachtschicht ihn gewissermaßen vor den Politikern und Bürokraten, die nur am Tag hervorkrochen, schützte.
Erleichterung aber auch darüber, dass alle seine Leute so gut miteinander zurechtkamen. Sicher, ihnen fehlte die Erfahrung von Catherine, Warrick und Nick, aber sein Überbleibsel aus der alten Truppe, Sara, war hervorragend in ihrem Job, auch wenn ihre Gefühle in letzter Zeit ein wenig in Schieflage geraten waren. Und auch Sofia hatte sich als talentierte Kraft erwiesen, genauso wie Greg, der sich für einen Anfänger bemerkenswert gut eingearbeitet hatte.
Dennoch waren sie erst seit so kurzer Zeit ein Team, dass manches Mal die rechte Hand nicht wusste, was die linke tat, wodurch er gezwungen war, seine Leute ständig zu überwachen. Plötzlich wurde ihm klar, dass die präzise Zusammenarbeit des alten Teams ihn verwöhnt hatte.
Und doch freute er sich, empfand sogar ein wenig Stolz darüber, wie Greg bei der Arbeit über sich hinauswuchs.
Einigermaßen zufrieden mit sich selbst ging Grissom in den Pausenraum, wo er auf Conrad Ecklie traf. Wenn Ecklie noch während der Nachtschicht hier herumlungerte, war das nie ein gutes Zeichen. Und dass der stellvertretende Direktor sich keine Erfrischung bereitgestellt hatte – sondern stattdessen auf jemanden zu warten schien –, war auch nicht gerade ein gutes Omen.
»Conrad«, grüßte er mit einem höflichen Lächeln.
»Gil«, entgegnete Ecklie auf diese pseudofreundliche Art, die Grissom Zahnschmerzen bereitete. »Ich hatte gehofft, Ihnen zu begegnen. Bitte setzen Sie sich doch.«
»Stört es Sie, wenn ich mir erst einen Kaffee hole?«, fragte Grissom.
»Nein. Nur zu … aber wir müssen uns unterhalten.«
Grissom schenkte sich eine Tasse der Flüssigkeit ein, die die Kriminalisten Kaffee zu nennen beschlossen hatten. Ecklie wusste genau, dass dies ein Ritual Grissoms war, und das bedeutete, dass Ecklie tatsächlich auf ihn gewartet hatte.
Grissom setzte sich Ecklie gegenüber an den Tisch und
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