Killing Game
wartete, bis Greg über die Schwelle getreten war, schloss die Tür und drehte sich wieder zu Grissom um. »Soll ich mich setzen?«
»Warum nicht?« Grissom nahm seine Brille vom Schreibtisch und spielte geistesabwesend mit den Bügeln. »Ich habe über Ihren Vorschlag, ich solle mich von dem Fall zurückziehen, nachgedacht.«
»Und?«, fragte der Detective, während er wieder Platz nahm.
»Ich kann nicht.«
Brass runzelte die Stirn. »Gil, ich denke …«
»Nicht, dass ich Ihr Urteilsvermögen in Zweifel ziehen würde. Im Nachhinein haben Sie vielleicht sogar Recht. Aber ich bin schon zu tief in diesem Fall drin, als dass es noch irgendeinen Nutzen hätte, wenn ich mich jetzt zurückzöge.«
Brass hielt diese Aussage nicht gerade für ein Musterbeispiel an Logik, aber der Gedanke war tatsächlich auch ihm durch den Kopf gegangen. Dennoch hielt er die Entscheidung für falsch, und das sagte er auch.
»Ich verstehe«, sagte Grissom. »Aber Sie haben mich immerhin davon überzeugt, mich mit der hinteren Reihe zu begnügen. Ich werde mich bei den weiteren Ermittlungen bedeckt halten.«
»Das ist ein Anfang«, sagte Brass.
»Wenn Sie mit Todd Templeton sprechen, werde ich nicht dabei sein.«
»Gute Idee«, entgegnete Brass.
»Greg sollte auch nicht dabei sein – er und Todd sind bereits ein bisschen aneinander geraten. Vielleicht haben Sofia oder Sara mehr Glück mit ihm.«
Brass nickte. »Okay. Das ist einen Versuch wert.«
Grissom lehnte sich zurück und fuhr sich mit der Hand über die Augen.
»Wissen Sie, Templeton war wegen dieser Sache bereits bei Ecklie.«
Brass nickte. »Ich weiß.«
»So?«
Noch ein Nicken. »Conrad hat mich um meine Meinung gebeten.«
»Also weiß er, wo Sie stehen.«
»Ja, aber nicht so, wie Sie denken, Gil. Ich habe Ecklie gesagt, dass Sie nichts getan haben, was aus dem Rahmen gefallen wäre, und dass Templeton freiwillig mit uns zusammengearbeitet hat.«
Das schien Grissom zu verwirren. »Sie haben ihm nicht erzählt, dass Sie der Ansicht sind, ich sollte mich von dem Fall zurückziehen?«
»Nein, Gil«, sagte Brass und erhob sich. »Das habe ich nur Ihnen erzählt, wissen Sie noch?«
Und damit überließ er Grissom seinen eigenen Überlegungen.
Mittwoch, 26. Januar, 14:00 Uhr
Dass Spätschicht und Nachtschicht nun wie ein Team zusammenarbeiteten, freute Catherine Willows sehr.
Alle Bedenken und die nagenden Schuldgefühle wegen ihrer neuen Position als Schichtleiterin – all das wurde durch die Zusammenarbeit der zwei Teams zum Schweigen gebracht.
Und Grissom schien, trotz älterer Rechte, nicht an einer beide Teams umfassenden Führungsposition interessiert zu sein. Gil hatte sie sogar an diesem Tag angerufen, um ihr zu sagen, dass er sich im Hintergrund halten wolle, und ihr in kurzen Worten von der Untersuchung in Reno erzählt, die Templeton den Job gekostet hatte.
»Offen gestanden, Catherine«, hatte er gesagt, »dürfte es von Vorteil sein, wenn ich nur am Rande mit dem Fall befasst bin.«
Wenn überhaupt, so versuchte Grissom offenbar indirekt, sie darauf hinzuweisen, dass sie ihn vertreten solle. Und das gefiel ihr.
Und ihr gefiel auch, dass sie sich keine Sorgen darüber machen musste, all die Überstunden vor Ecklie zu rechtfertigen. Nun, da diese beiden Mordfälle zu einem geworden waren, würde sie dem stellvertretenden Direktor weitaus weniger erklären müssen als vorher. Ecklie würde keine andere Möglichkeit bleiben, als zu akzeptieren, dass beide Schichten sich nun darum bemühten, diese beiden ineinander verflochtenen Morde aufzuklären.
Bekamen die hiesigen Medien erst Wind von diesem verworrenen Doppelmord, so würde auch das landesweite Fernsehen – allen voran die Nachrichtensender des Kabelfernsehens – nicht mehr lange auf sich warten lassen. Und damit würde die Lösung dieses Falls für jeden politisch denkenden Menschen oberste Priorität erhalten.
Morde lockten keine Touristen nach Sin City, aber wenn es schon Morde geben musste, dann, bitte, lieber Gott, lass es gelöste Mordfälle sein – Touristen liebten gelöste Mordfälle. Und das bedeutete, dass der Sheriff und natürlich auch der Bürgermeister sie ebenfalls liebten.
»Querida«, sagte Tomas Nuñez und steckte den Kopf durch die offene Tür von Catherines Büro.
Catherine blickte von der Arbeit auf und lächelte. Während sie heute ein orangerotes Sweatshirt und eine passende Lederhose trug, bot Nuñez ihr den gewohnten Anblick: schwarze Jeans, Stiefel
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