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Killing God

Killing God

Titel: Killing God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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sich neben mich setzen, und ich beobachte sie auch – und frag mich, warum sie so still dasitzen mit dieser leicht kindlichen Verlegenheit in den Augen. Warum tun sie nicht, was sie sonst immer tun, wenn sie jemand Neuen treffen? Wieso laufen sie nicht ihre üblichen Kreise um ihn herum, wedeln mit dem Schwanz und winseln sich um den Verstand?
    »Ich heiße übrigens David Welchman«, sagt der Pfarrer. »Ich bin der Gemeindepfarrer hier in St. Michael’s.«
    »Ach so«, sag ich kopfnickend.
    Auch er nickt, lächelt mich an und ich denk mir, wahrscheinlich wartet er jetzt, dass ich mich auch vorstelle. Aber ich glaub, das will ich nicht. Keine Ahnung, warum. Ist einfach so.
    »Was hörst du da?«, fragt er mich und wirft einen neugierigen Blick auf den Kopfhörer in meinem Schoß. »Irgendwas, was ich kennen könnte?«
    »Eher nicht.«
    Er nickt, wie ein mittelalter Mann, der mit einem jungen Mädchen über Musik spricht, eben nickt. Ich wickle die Ohrstöpsel zusammen und schieb sie mitsamt iPod in meine Tasche. Der Pfarrer lächelt mich wieder an.
    Ein kalter Wind kommt auf, er fegt in das tote Laub undlässt kleine braune Tornados aufwirbeln, über der Kirche türmt sich eine schwere graue Wolkenbank.
    »Sieht nach Regen aus«, sagt der Pfarrer zum Himmel schauend.
    Und gerade, als er es sagt, spür ich den ersten Tropfen auf meiner Hand. Es ist ein Gefühl von eisig und heiß, ganz groß und ganz klein, wie ein winziger Sturm auf dem Kopf einer riesigen Nadel.
    »Tja«, sagt der Pfarrer zu mir und hebt die Aktentasche in seiner Hand. »Ich muss dann mal weiter …«
    »Kann ich mit Ihnen über was reden?«, frag ich ihn.
    »Wie bitte?«
    »Ich würd gern mit Ihnen über was reden.«
    »Ja, natürlich«, sagt er, allerdings nicht sehr überzeugend. »Was ist es denn, worüber du mit mir reden willst?«
    »Gott.«

    Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Pfarrer nicht wirklich mit mir reden will, aber ich bin mir auch ziemlich sicher, dass er nicht Nein sagen kann. Weil:
Es ist sein Job, mit Leuten über Gott zu reden, und
es regnet jetzt in Strömen und es wär nicht sehr christlich von ihm, ein junges Mädchen in einem Unwetter allein draußen stehen zu lassen.
Aber er hat anscheinend was zu tun, irgendwas Geschäftliches, Aktentaschiges, und er würde viel lieber das machen als mit mir reden.
Und was noch wichtiger ist: Er ist ein Mann, ein mittelalter Mann, und ich bin ein Mädchen, ein Teenager,und sonst ist gerade niemand in der Nähe und wahrscheinlich denkt er, es ist nicht sehr angebracht für einen mittelalten Mann, mit einem jungen Mädchen allein zu sein (auch wenn das Mädchen ein bisschen rund und pummelig und nicht gerade eine Schönheit ist).
    Was soll er machen?
    Tja, er wird wohl einen Kompromiss eingehen, so sieht das aus. Er wird zu mir sagen: »Komm, gehen wir erst mal aus dem Regen«, und dann wird er den Weg Richtung Kirche langrennen und sich die Aktentasche über den Kopf halten und ich und Jesus und Mary werden ihm folgen, und wenn wir den Schutz des Steinvorbaus erreichen, ist das der Punkt, bis zu dem er gehen wird. Und so kommt es auch.
    »Setz dich bitte«, sagt er und schlägt den Regen von seiner Jacke.
    Ich schau auf die verschlossene Tür, dann wieder zu ihm. »Können wir nicht reingehen?«
    »Na«, antwortet er vorsichtig. »Ich glaube, es ist besser, wir reden hier draußen.«
    »Wieso das denn?«, antworte ich ganz bewusst und gucke ihn direkt an.
    Es ist gemein, das zu fragen, und völlig unnötig und der Teil von mir, der ich ist (die jetzige Dawn), bereut es auch beinah sofort. Und selbst der andere Teil von mir (die Höhlen-Dawn – die, wie ich weiß, so einen kleinen Kitzel absurder Befriedigung spürt, als sie sieht, wie sich der Pastor unbehaglich windet) weiß, dass wir nicht fair sind.
    Aber jetzt ist es zu spät.
    (Tut mir leid.)
    Ich hab’s schon gesagt.
    (Tut mir leid.)
    Und es gibt keine Möglichkeit, es zurückzunehmen. Ich kann nur die Augen niederschlagen, mich auf die kalte Steinbank setzen und so tun, als wär nichts passiert.
    (Was ist passiert?
    Nichts. Nichts ist passiert.
    Es gibt keinen
Grund 4
.)
    »Also«, sagt der Pfarrer nach einer Weile. »Wie kann ich dir helfen?«
    Seine Stimme ist immer noch ziemlich freundlich, aber sie hat jetzt so einen leichten Unterton von Vorsicht. Sie klingt wie die Stimme eines freundlichen Mannes, der mit einem potenziell gewalttätigen Irren spricht.
    Ich schau auf und seh ihn an.
    (Tut mir leid.)
    Und dann sag ich

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