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Killing God

Killing God

Titel: Killing God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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der Lieferwagen mit irgendwas zu tun hat – z. B. mit den Schneckenhäusern, dem Gott-Zeug, der Sache mit Taylor und Mel …
    Natürlich weiß ich tief drinnen, dass es keine Verbindung zwischen diesen Dingen gibt – der blaue Lieferwagen ist nichts als ein blauer Lieferwagen, Taylor und Mel wollen mich nur ein bisschen fertigmachen, die Schneckenhäuser waren rein zufällig auf einmal da … du weißt schon, so ein total absurdes Zusammentreffen, das einem dermaßen unglaublich unwahrscheinlich vorkommt, dass es irre leicht ist, es
nicht
für Zufall zu halten, sondern zu glauben, es
muss
einfach was bedeuten und irgendwas (oder irgendwer) muss dafür verantwortlich sein. Aber wie jemand mal gesagt hat (ich weiß nicht mehr, wer):
Ja, seltsame Dinge geschehen. Aber die Welt ist groß und alles Mögliche passiert – es wäre seltsam, wenn
nicht
ab und zu seltsame Dinge passierten.
    Und außerdem weiß ich, dass Gott mich
nicht
einschüchtert, weil ich ihn umzubringen versuch. Denn:
gibt es keinen Gott, und
selbst
wenn
es ihn gäbe (was nicht der Fall ist) und selbst wenn er versuchen würde, mir Angst zu machen, (was er nicht tut), wieso sollte er das ausgerechnet mit Schneckenhäusern machen? Wieso nimmt er keinen Blitzoder eine Fledermausplage oder so was? Und
wenn
er schon Schneckenhäuser nimmt, um mir eine Botschaft zu schicken, wieso hat er sie dann in der falschen Reihenfolge hingelegt? Ich meine, er ist doch Gott, oder? Wenn er in sieben Tagen das ganze Universum schaffen kann, dann sollte es ihm doch nicht allzu schwerfallen, auch die beschissenen drei Schneckenhäuser in die richtige Reihenfolge zu bringen, oder?
    »Was meinst du, Jeeb?«, frag ich Jesus.
    Er sieht zu mir hoch und lächelt sein Hundelächeln.
    Und ich nehm dieses selige Schweigen als Zustimmung.

    Als ich bei Splodge zu Hause ankomm, sitzt er wie immer in seinem Parka auf der Treppe und beobachtet, wie die Welt an ihm vorbeizieht. Sein Feuermal ist heute so richtig purpurig.
    »Hi«, sag ich zu ihm und stell den iPod ab.
    »Hi, Dawn«, antwortet er. »Alles okay?«
    »Ja.«
    Er dreht sich um und lächelt Jesus und Mary an. »Hübsche Mäntel«, sagt er.
    Jesus und Mary wedeln zustimmend mit dem Schwanz.
    Splodge sieht wieder mich an. »Wohin willst du?«
    Ich zuck mit den Schultern. »Eigentlich nirgendwohin. Lauf nur ein bisschen, du weißt schon …«
    Er nickt.
    Ich lächle ihn an und versuch mir zu überlegen, wie ich auf das Thema Schnecken zu sprechen kommen soll. Ist nicht so einfach. Ich meine, wie fragst du einen Elfjährigen mit einemzur Hälfte purpurfarbenen Gesicht, ob er heimlich deine bemalten Schneckenhäuser eingesammelt, sie monatelang aufgehoben und dann wieder bei dir zu Hause in den Garten zurückgelegt hat? Wie macht du so was, ohne dass er dich für bescheuert hält? Und ohne dass er denkt, du hältst
ihn
für bescheuert?
    Du lügst ihn an, so machst du das.
    »Erinnerst du dich an den Lieferwagen?«, frag ich ihn.
    »Welchen Lieferwagen?«
    »Den blauen. Du weißt schon, den, den wir gestern gesehen haben. Du hast doch gesagt, du siehst ihn ständig hier in der Gegend, aber nie steigt einer aus.«
    »Ach so, ja«, sagt er kopfnickend. »Der
Marthings-Möbel- Wagen
. Der ist vor ein paar Minuten gerade wieder die Straße hochgefahren.« Er sieht mich an. »Was ist damit?«
    »Ich bin mir nicht sicher«, erklär ich ihm mit gesenkter Stimme. »Aber gestern Abend hat ein Lieferwagen vor unserm Haus gestanden und ich glaub, ich hab jemand den Durchgang zum Garten entlangschleichen sehen.«
    Splodge hebt die Augenbrauen. »Echt?«
    »Ja.«
    »Was hat er da gemacht?«
    »Keine Ahnung. Ich meine, es war schließlich dunkel. Ich konnte kaum was erkennen. Das Einzige, was ich gesehen hab, war so ein ziemlich kleiner Typ in einem Parka –«
    »Du hast gesehen, wie er aus dem Lieferwagen raus ist?«
    »Nein … ich hab nur gesehen, wie er in den Durchgang gelaufen ist.«
    »Hast du die Polizei gerufen?«
    Ich schüttle den Kopf. »Hätte ja jeder sein können. Ein Freund von irgendeinem Nachbarn oder so.«
    Splodge runzelt die Stirn. »Du hättest die Polizei rufen sollen.«
    »Ja, gut«, sag ich. »Wenn ich ihn noch mal seh, ruf ich an.«

    Ich lüg Spodge nicht gern an, aber ich tu es auch wieder nicht so ungern, dass ich es sein lass. Und, was noch wichtiger ist, es dient einem Zweck. Denn jetzt
weiß
ich, dass Splodge nicht die Schneckenhäuser in meinen Garten gelegt hat. Wenn nämlich er es gewesen wär, hätt er doch

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