Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Killing God

Killing God

Titel: Killing God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
Vom Netzwerk:
Jungen gegangen«, erzähl ich ihr. »Der war ganz okay, echt. Bis er Schluss gemacht hat.«
    Taylor sitzt einigermaßen fassungslos da. »Ein
blinder
Junge hat mit dir Schluss gemacht?«
    »Ja … aber das war meine Schuld, echt. Ich hab ihm seinen Hund geklaut.«
    »Du hast
was

    »Ich hab ihm seinen Blindenhund geklaut.«
    »Wieso das denn?«
    »Na ja, war wirklich ein schöner Hund – ein schwarzer deutscher Schäferhund – und ich wollte ihn unbedingt haben. Und der Junge war doch blind, verstehst du …? Ich meine, was kann ein Blinder schon machen, wenn du ihm seinen Hund klaust? Ist ja nicht so, dass er nach dir Ausschau halten kann, oder?«
    »Du hast den Hund also wirklich
geklaut
?«, fragt Mel.
    »Ja.«
    »Und was hat er getan?«
    »Wer – der Hund?«
    »Nein, der blinde Junge.«
    »Er hat seine Mum hergeschickt und sie hat den Hund zurückgeholt.« Ich zuck mit den Schultern. »Ich hab behauptet, ich hätte ihn nur mal für eine Weile ausgeliehen, aber das hat sie mir wohl nicht geglaubt.«
    »Und deshalb hat er mit dir Schluss gemacht?«, fragt Taylor. »Weil du ihm seinen Blindenhund geklaut hast?«
    »Ja.«
    Mel sieht mich an. »Echt?«
    »Ja.«
    »Das ist
wirklich
passiert?«
    Ich schau einen Moment zurück und grins über die Verwirrung in ihrem Gesicht, dann schüttle ich den Kopf und sag: »Nein, das ist nicht wirklich passiert. Ich hab’s mir ausgedacht.«
    »Und so was findest du lustig?«, fragt Taylor.
    Ich zuck wieder mit den Schultern. »Nicht wirklich.«
    Sie schüttelt den Kopf. »Ich
kapier
dich nicht.«
    »Da gibt’s nichts zu kapieren.«
    »Nein?«
    Wir sehen uns an.
    Sie nimmt sich eine Zigarette, trinkt ihren Wodka.
    Ich trink aus meinem Glas.
    Und sie sagt: »Vielleicht
willst
du ja gar nicht, dass Jungs nach dir schauen.«
    »Ist mir nicht so wichtig –«
    »Vielleicht ist ja doch was dran an den Gerüchten.«
    »An welchen Gerüchten?«
    »Du weißt schon … wie sie dich auf der Schule nennen: Lesbe, Schwuchtelwuchtel und so –«
    »Das zweite hab ich noch nie gehört.«
    »Ich will dich nicht fertigmachen, weißt du … ich
verurteile
dich nicht oder so. Ich meine, Mel und mir ist scheißegal,
was
du bist.« Sie grinst Mel an. »Stimmt’s, Schatz?«
    »Ja«, sagt Mel und lächelt in meine Richtung. »Wir sind da
sehr
offen.«
    Danach herrscht einen Moment Stille, einen merkwürdigen kleinen Moment lang, in dem wir uns alle bloß ansehen, und da ist so ein flüchtiges Gefühl von echter (und total unsexueller) Intimität zwischen uns, und das tut so gut, dass wir für eine Sekunde alle still und vergnügt seufzen.
    Und damit ist der Moment vorbei.
    Trotzdem ist er geschehen.
    Und was geschehen ist, lässt sich nicht mehr ungeschehen machen.
    »Also«, sagt Taylor und zieht (leicht verlegen) an ihrer Zigarette. »Probierst du jetzt die Sachen an oder nicht?«
    Ich seufze und weiß schon, was ich sagen werde, denn es einfach geschehen zu lassen ist wirklich am leichtesten, leichter, als Nein zu sagen, und außerdem …
    Es gibt kein Außerdem.
    Ich seh Mel an und sie fragt: »Was ist? Alles in Ordnung?«
    »Wie?«
    »Bist du okay?«
    »Ja … ja, alles in Ordnung.« Und ich lächle sie an. »Ich bin nur schüchtern.«
    »Wie bitte?«
    »Ihr müsst aus dem Zimmer gehen. Also, wenn ihr wollt, dass ich die Sachen anprobier. Ich mag mich nicht vor andern ausziehen.«
    »Was ist los?«, fragt Taylor und grinst mich an. »Glaubst du, wir tanzen auf dem Tisch vor Lust, wenn wir deinen nackten Körper sehen?«
    Ich schau sie an und für einen kurzen Moment hab ich das Gefühl, ich krieg meinen Blick nicht mehr scharf. Ich mach die Augen zu, öffne sie wieder, dann versuch ich nur eins zu schließen. Das hilft. Jetzt seh ich Taylor ganz klar.
    »Was?«, frag ich.
    Sie schüttelt den Kopf. »Ich hab gefragt, ob du glaubst, wir tanzen auf dem Tisch –«
    »Komm schon, Tay«, sagt Mel und steht auf. »Gib dem Mädel ein bisschen Privatsphäre, verdammt. Lass sie sich in Ruhe umziehen.« Sie deutet mit dem Kopf Richtung Tür. »Los, ich muss sowieso mal pinkeln.«
    »Ach ja …«, sagt Taylor. »Stimmt.«
    Und während die zwei zur Tür gehen, frag ich mich, ob ichmir das nur einbilde (weil auch in mir drin jetzt alles unscharf ist) oder ob sich Taylors Stimme –
Ach ja … stimmt
– nicht angehört hat, als ob sie gerade einen verschwörerischen Hinweis gekriegt hätte.
    »Sind fünf Minuten okay?«, fragt mich Taylor.
    »Wie bitte?«
    »Reichen dir fünf Minuten zum

Weitere Kostenlose Bücher