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Killing God

Killing God

Titel: Killing God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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Umziehen?«
    »Ja … ja, sicher.« Ich seh sie an. »Und ihr geht nur aufs Klo, ja?«
    »Klar.« Sie wirft mir einen Blick zu. »Ist das ein Problem?«
    »Nein, natürlich nicht …«
    Was, streng genommen, die Wahrheit ist. Ich
hab
kein Problem damit, dass sie aufs Klo gehen. Aber
womit
ich ein Problem hab, ist die Vorstellung, dass sie mit Mum reden. Ich will nicht, dass sie mit ihr reden. Aber wenn ich ihnen sag, sie sollen es nicht, denken sie wahrscheinlich:
Ich schäm mich vor ihnen oder
ich schäm mich vor Mum.
    Und ich will weder, dass sie das eine noch das andere denken. Weil beides nicht wahr ist.
    Ich will nur nicht, dass sie mit Mum reden, weil …
    Einfach weil.
    »Dann bis gleich«, sagt Taylor.
    Sie geht raus, gefolgt von Mel, und ein paar Sekunden danach springen Jesus und Mary vom Bett und laufen hinter ihnen her die Treppe runter. Ich überleg einen Moment, ob ich Taylor und Mel hinterherrufen soll:
Meiner Mum geht’s im Moment nicht so gut, ist wahrscheinlich am besten, ihr stört sie nicht.
Aber bis ich darüber nachgedacht hab, sind sieschon unten und wahrscheinlich hätten sie mich sowieso nicht gehört …
    Also bin ich jetzt allein und starr im Spiegel eine Dawn Bundy mit Hurengesicht an. Für einen kurzen Moment herrscht zwischen uns eine merkwürdig peinliche Stille. So eine Stille, wie wenn du mit dir allein bist und dir plötzlich extrem bewusst wird, dass du
du
bist. Du bist das einzige Wesen auf der Welt, das sich seiner bewusst ist. Du bist das schreckliche Ding im Spiegel.
    Ein Sexobjekt.
    Ein Mädchen.
    Du bist Dawn Bundy.

god help me (3)
    Ich heiß Dawn Bundy.
    Ich bin dreizehn Jahre alt.
    Ich heiß Dawn Bundy.
    Ich will nichts trinken, Dad. Bitte zwing mich nicht. Ich mag den Geschmack nicht. Ich mag nicht, was das Trinken mit dir macht. Ich will nicht, dass du so bist – um deinen Verstand gesoffen, um deinen Körper und deine Seele gesoffen – und andauernd deine gruselige Hymne spielst. Bitte, Dad, wein nicht.
    Ich will nicht, dass du weinst.
    Ich halt das nicht mehr aus.
    Also gut, ja, ich werde das Glas aus deiner zittrigen Hand nehmen und trinken, was du willst, denn es ist am leichtesten, es geschehen zu lassen.
    Gott hilf mir.

head (2)
    Als ich vom Bett aufsteh und aus meiner Hose in Biggie-Smalls-Größe steige, muss ich der Dawn Bundy im Spiegel den Rücken zudrehen, denn wer immer diese Dawn Bundy ist (die im Spiegel) und was immer sie da treibt, ich will nicht sehen, wie sie mich beobachtet. Ich will nicht ihren abschätzigen Blick im Sinn haben, wenn ich rumstolper wie so ein riesiger Idiot und die Hose auszuziehen versuch, ohne dabei umzukippen. Ich will nicht sehen, wie sie den Kopf schüttelt und sagt:
Verdammt, was machst du da?
, wenn ich anfang, mich in den lächerlich kurzen Jeansrock zu zwängen.
    Ich will mich nicht in ihren Augen sehen.
    Ich will nicht ich sein.
    Ich halt das nicht aus.

    (i walk away
    from your head)

    Den Rock anzuziehen ist überraschenderweise gar nicht so schwierig. Ist zwar ein kleiner Kampf, ihn über die Schenkel zu kriegen, aber als das geschafft ist … sitzt er echt nicht schlecht. Ich meine, klar, er ist eng – viel enger, als ich es gewohnt bin – und der schmale Gürtel, der dazugehört, ist eindeutig überflüssig, weil der Rock auch so oben bleibt, aber er sitzt nicht
schmerzhaft
eng oder so. Er schneidet nicht in die Haut. Und was noch viel überraschender ist, er sieht sogar ziemlich gut aus (und fühlt sich auch gut an). Klar, ich schau jetzt noch nicht in den Spiegel, d. h. ich betrachte alles nur von oben, muss mich also noch nicht der ganzen Wirklichkeit meiner plumpen weißen Beine in einem sehr kurzen, sehr engen Rock stellen, aber trotzdem …
    Ich kann mir ein Lächeln nicht verkneifen.
    Doch es ist so ein Komisches-Gefühl-Lächeln. Irgendwie wackelig, als ob meine Lippe runterhängt. Und vielleicht hängt sogar auch die Zunge ein bisschen raus. Und meine Zähne wirken viel zu groß.
    »Scheiße«, hör ich mich sagen.
    Und meine Stimme klingt irgendwie unscharf.
    Und ich merk, dass ich einfach dasteh, zu Boden starre und sich alles zu bewegen scheint – mein Kopf, der Boden, die Wände, die Musik …
    Und ich denk …
    Was soll’s?
    Ich will nicht denken. Ich will es nur einfach tun, was immer »es« ist. Ich will es einfach geschehen lassen. Und also mach ich’s – ich lass es geschehen. Ich mach’s. Ich steh mit dem Rücken zum Spiegel, zieh das alte schlabberige T-Shirt aus und will gerade das enge,

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