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Killing God

Killing God

Titel: Killing God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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knatschrosa T-Shirt über den Kopf ziehen, als plötzlich die Zimmertür aufgeht und Mel leichtfüßig reinstürmt.
    »Hey, schau dir das an«, sagt sie und lächelt breit.
    Und schlagartig bin ich wie versteinert, panisch, mein Herz pocht wie verrückt, denn Mel
sieht
mich. Sie sieht mich halb nackt. Und das will ich nicht. Ich ertrag das nicht. Es bringt mich um. Deshalb muss ich mich wegdrehen, mich vor ihrem Blick verstecken und den Körper mit einem Arm verdecken, während ich gleichzeitig verzweifelt versuch, das T-Shirt runterzuzerren …
    »Alles in Ordnung?«, fragt Mel verwirrt. »Was ist los?«
    »Nichts«, murmel ich in mich rein und kämpf mit dem T-Shirt . »Ich versuch nur … ich versuch nur gerade das Ding hier anzuziehen –«
    »Warte«, sagt sie und kommt auf mich zu. »Ich helf dir.«
    »Nein …«, setz ich an und dreh mich noch mehr weg.
    »Sei nicht albern«, seufzt sie, streckt die Hand aus und legt sie mir auf den Rücken. »Schon gut –«
    »NEIN!«
    Der Laut platzt aus mir raus, als ihre Hand meine Haut berührt. Ich kann nichts dazu. Ihre Hand ist eiskalt, glühend heiß … Elektroschock mit einer Million Volt. Er jagt voll durch mich durch, peitscht mich durchs Zimmer, und als ich mich an die Wand kauer und winsel wie ein Baby, schaff ich es kaum, auf den Beinen zu bleiben.
    »Dawn?«, flüstert Mel ängstlich. »Was ist –?«
    »Rühr mich nicht an!«
, hör ich mich mit zusammengebissenen Zähnen fauchen.
    »Ich wollte doch nur –«
    »LASS MICH!«
    »Na gut«, murmelt sie. »Okay …«
    Ich spür jetzt, wie sie einen Schritt zurück macht, und ich muss ihr Gesicht gar nicht sehen, um zu wissen, dass sie mich entsetzt und mit weit aufgerissenen Augen anstarrt. Ich bin ein von Panik geschütteltes verrücktes Etwas, eine kreischende Irre, die sich kläglich gegen die Wand drückt, eine Wahnsinnige mit fettem Gesicht, die sich in ein winziges rosa T-Shirt zwängt …
    Entsetzen ist die einzige Reaktion, die ich verdient hab.

    (the beat of your heart
    your cold empty heart)

    Inzwischen hab ich das T-Shirt fast an. Und auch wenn es nicht gerade viel Stoff ist, also auch nicht besonders viel von mir verdecken kann (ehrlich gesagt lässt es mehr frei, als es bedeckt), gibt es mir doch ein Gefühl von Pseudosicherheit, den Stoff auf meiner Haut zu spüren. Ich bin jetzt
angezogen
. Meine Arme sind vielleicht noch nackt, mein Bauch ist sichtbar … und es starrt mich auch von unten her ein unvertrauter (und beunruhigend tiefer) Ausschnitt an. Aber zumindest bin ich angezogen. Und irgendwie fühl ich mich mit dem T-Shirt sicherer.
    Es erlaubt mir, wieder normal zu atmen.
    Es hält die Gedanken ab, wie wild im Kopf rumzujagen.
    Es beruhigt die Panik in mir.
    »Tut mir leid, Dawn«, sagt Mel leise. »Ich wollte dich nicht –«
    »Nein, schon gut«, antworte ich und richte mich wieder auf. »Ist meine Schuld … es ist nur …«
    Ich hol tief Luft, atme langsam wieder aus und zwing mich dazu, mich umzudrehen und Mel anzuschauen. Und was ich seh, überrascht mich irgendwie. Ich meine, klar, es liegt wirklich Entsetzen in ihren Augen, aber es ist längst nicht so schlimm, wie ich dachte. Ehrlich gesagt ist das Entsetzen so schwach, dass ich mir gar nicht sicher bin, ob ich es sehen würde, wenn ich’s nicht suchte. Was ich aber sehen würde (und seh), ist etwas, das wie Sorge wirkt.
    »Entschuldigung«, sag ich und versuch dabei zu lächeln. »Ich meine, tut mir leid, dass ich dich erschreckt hab … es ist nur –«
    »Schon gut«, antwortet sie und lächelt zurück. »Du musst nichts erklären.«
    Ich schüttel den Kopf. »Ist nur, dass ich ein bisschen … keine Ahnung. Ich glaub, ich bin bei manchen Sachen ein bisschen komisch …«
    »Schon gut«, sagt Mel. »Ich versteh das.«
    »Wirklich?«
    »Ja, ich glaub schon.«
    Dann erleben wir wieder einen von diesen Momenten – eine Pause, in der wir schweigen und einander nur ansehen, unsicher, was wir sagen sollen – und für eine kurze Zeit scheint alles gut. Mein Kopf ist klar, der Boden bewegt sich nicht mehr, die Musik klingt dunkel, süß und perfekt

    (hey hey hey
    want you to stay)

    und dann kommen Jesus und Mary durch die Tür getrottet, klatschnass vom Regen, und beide schütteln sich (so nutzlos wie immer) und Mel fängt an, über sie zu lachen, bricht ab und sieht auf, als Taylor reingeschlendert kommt.
    Und Taylor wirft einen Blick auf mich und sagt: »Wow! Wer ist denn die heiße Braut?«
    Und das ist es so ziemlich,

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