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Killing God

Killing God

Titel: Killing God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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durcheinander zu fühlen …
    »Was ist los mit ihr?«, fragt Taylor Mel. »Was macht die denn?«
    »Schon gut«, antwortet Mel leise. »Zieh einfach dein Top wieder an.«
    »Wieso? Ich wollt ihr doch nur zeigen –«
    »Tu’s einfach, Tay.«

    Daran erinner ich mich.

    Und daran, wie ich noch was trinke.
    Und mich langsam wieder wohlfühl.
    Und rede – über Schule, Klamotten, Musik, Lokale, Fernsehen, Gerüchte, Leute, Geheimnisse … Dinge, die mich eigentlich gar nicht interessieren oder von denen ich nichts versteh, wo ich normalerweise nicht mal zuhör, aber das ist schon okay. Ist ja nur Reden. Einfach bloß Reden. Sonstnichts. Und der Regen draußen prasselt und die Musik spielt noch immer

    (off your head
    off your head
    hanging from your head)

    und ich weiß nicht, wie viel Uhr es jetzt ist, aber es muss ganz schön spät sein und ich fühl mich okay, ich fühl mich nicht schlecht, ich fühl mich wie eine andere Dawn zu einer andern Zeit … eine andere Dawn, ein Sexobjekt, eine Tochter, jemand in einer Höhle in meinem Kopf, wo es kalt ist und dunkel und keinen Laut gibt
(are you washed in the blood?)
und ich versuch die Höhle so weich wie ein Kissen zu machen, aber die meiste Zeit ist sie hart wie Stein, um die Monster
(hatte er irgendwas vor?)
auszusperren, aber es interessiert mich nicht mehr. Mich interessiert überhaupt nichts mehr, denn ich bin nicht mehr hier ich bin nicht hier bin nicht hier bin nicht hier bin nicht hier hör nicht zu
(wem?)
sag nichts verlier den Verstand
(Gott hilf mir)
bin ohne Verstand
(dein Dad)
, bin fort aus seinem Körper und seiner Seele und hör nicht mehr zu
(dein Dad – hatte er irgendwas vor?)
nein nein nein nein nein …
    Es gibt keinen Grund 4 .
    Mein Dad …
    Nein.

bleed me
    Ich heiß Dawn Bundy.
    Ich bin dreizehn Jahre alt.
    Ich heiß Dawn Bundy.

    Es ist eine kalte Winternacht vor zwei Jahren und ich lieg in meinem Bett, fest eingewickelt in meinen alten weißen Bademantel, und Jesus und Mary zittern neben mir auf dem Bett. Sie haben Angst. Ich hab auch Angst. Denn Dad ist unten, randvoll bis zur Besinnungslosigkeit, und jammert und stöhnt und singt ständig zu seiner schrecklichen Hymne

    (are you washed in the blood of the lamb?)

    und es klingt wie Wahnsinn.
    Ich hatte noch nie Angst vor meinem Dad, egal in welchem Zustand, denn er war so oder so immer mein Dad, er war immer er selbst und wir haben uns immer geliebt.
    Aber jetzt hab ich Angst vor ihm.
    Denn jetzt ist er
nicht
mehr er selbst. Er ist nicht mein Dad.Er ist jemand anderes geworden,
etwas
anderes … ich hör es in seinem irren Grölen. Ich spür es, fühl es. Ich
weiß
es.
    Er hat sich seinen Dämonen ergeben.

    (are you fully trusting in his grace this hour?)

    Nein.
    Ich heiß Dawn Bundy.
    Ich bin dreizehn Jahre alt.
    Ich hab Todesangst.
    Es ist niemand hier. Mum ist irgendwo unterwegs. Mit Freunden, auf einer Party, in einem Nachtclub … ich weiß nicht. Sie hatte Streit mit Dad. Sie ist gegangen. Sie ist nicht hier. Sie kann mir nicht helfen.
    Unten zerschellt ein Glas.
    Jesus winselt.
    Mary zittert.
    »Ist ja gut«, flüstere ich ihnen zu. »Ist ja gut.«

    Es ist nicht gut.
    Niemals.

    Die Hymne spielt weiter, als Dad in mein Zimmer kommt. Als die Tür aufgeht, wird die Musik einen Augenblick lauter:

    (when the bridegroom cometh will your robes be white?)

    und dann wieder leise.
    »Dawn?«
    Seine Stimme klingt dunkel, unvertraut.
    Ich tu so, als ob ich schlafe.
    Schwankend schlurfen Schritte durchs Zimmer.
    »Dawn? Bist du wach?«
    Er kann kaum sprechen. Die Worte, die rauskommen, klingen wie
Dorr …? U-wa?.
    Ich hör, wie er stolpert, mit dem Schienbein vors Bett schlägt.
    »Scheiße.«
    Ich hör, wie Jesus ihn anknurrt, mit einem ängstlichen Grummeln.
    »Macht schon«, lallt Dad. »Runter vom Bett … beide.«
    Ich spür, wie er mit dem Arm in Richtung Jesus und Mary wischt und sie schwerfällig (aber nicht aggressiv) vom Bett jagt. Ich spür, wie die beiden runterspringen. Ich spür, wie er sich schwer auf die Bettkante setzt. Ich hör, wie er irgendwas trinkt.
    Dann seufzt er: »Gott hilf mir.«
    Und ich riech den schrecklichen Gestank nach Alkohol in seinem Atem.
    »Dawn«, sagt er wieder und diesmal stupst er mich mit der Hand. »Komm schon, Dawn, bitte wach auf. Ich hab für dich gebetet.«

    Er sagt auch noch anderes zu mir – widerlich absurde Dinge über Jesus den Erlöser, Jesus den Gekreuzigten … und er spricht zu mir von Liebe und Sünde und Glauben und Gott –

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