Killing time
mehr und mehr an die Angst vor dem Warten und dem Nachdenken darüber, wann er wiederkäme. Wenn sie diesem Wahnsinnigen doch nur entfliehen könnte!
Sie stand auf und ging vorsichtig ein paar Schritte vom Bett weg.
Er gab einen merkwürdigen Schnarchlaut von sich.
Ihr Herz pochte wie wild, und Furcht erfüllte sie von oben bis unten. Sie blickte sich über die Schulter um. Er schnarchte. Erleichterung wallte durch ihren Körper und entspannte ihre zum Zerreißen angespannten Nerven.
Auf Zehenspitzen schlich sie zum Fußende des Betts, dann um das Bett herum, wobei ihr Blick auf die Treppe fixiert war, die zu der einzigen Tür, ihrer einzigen Fluchtmöglichkeit führte. Aber er verschloss die Tür stets, also was nützte es ihr, die Treppe hinaufzugehen?
Plötzlich trat sie auf etwas, das am Boden lag. Als sie im Halbdunkel auf den Fußboden blickte, sah sie sein Hemd und seine Hose, die in einem unordentlichen Haufen da lagen, wo er sie ausgezogen hatte.
Dann hob sie ihren Fuß hoch, beugte sich vor und starrte auf das kleine Metallding, das auf dem kalten Zementboden glitzerte.
Es ist ein Schlüssel.
O mein Gott, der Türschlüssel muss ihm aus der Hosentasche gefallen sein, als er sich auszog.
Sie lauschte auf sein leises Schnarchen, um sicher zu sein, dass er immer noch schlief, bevor sie die Knie beugte, die Hand ausstreckte und den Schlüssel mit Daumen und Zeigefinger aufnahm. Ihr Pulsschlag dröhnte ihr in den Ohren, und Schweiß benetzte ihre Handflächen.
Ihr Kidnapper schlief tief und fest. Sie hatte den Schlüssel zur Tür. Wenn sie es schaffte, die Treppe hinaufzukommen und die Tür aufzuschließen, ohne ihn aufzuwecken, könnte sie entkommen.
Zum ersten Mal, seit sie in diesem dunklen feuchten Gefängnis zu sich gekommen war – vor Tagen? Wochen? –, hatte Thomasina das Gefühl, sie könnte eine Chance haben zu fliehen und möglicherweise überleben.
Mit dem Schlüssel in der Hand und voller verzweifelter Hoffnung schlich sie quer durch den Raum zur Treppe. Ehe sie die erste Stufe hinaufstieg, blieb sie stehen und sah sich zu dem schnarchenden Mann um. Sie hob einen Fuß und zögerte. Dann, als die Treppe nicht knarrte, ging sie vorsichtig eine Stufe nach der anderen hinauf, wobei sie ihr Tempo erhöhte, bis sie die letzten paar Stufen buchstäblich hinaufrannte. Zitternd und schweißnass konzentrierte sie sich mühsam auf das Türschloss, bevor sie den Schlüssel hineinsteckte. Ihre Finger zitterten so sehr, dass sie den Schlüssel beinahe fallen ließ. Sie umklammerte ihn mit aller Kraft und schob ihn ins Schloss. Ihre Brust schmerzte. Ihr Atem ging in rauhen Stößen. Sie roch ihren eigenen Schweiß und den schweren Geruch von Sex.
Außer ihrem eigenen Atem hörte sie nichts mehr. Und sie sah nichts mehr außer dem Schlüssel in ihrer Hand.
Dreh den Schlüssel, schließ die Tür auf und öffne sie. Und dann renn, so schnell du kannst, trieb sie sich an.
Sie drehte den Schlüssel und anschließend den Türknauf. Das Schloss bewegte sich nicht.
Sie drehte den Schlüssel in die andere Richtung.
Klick.
Erleichtert atmete sie aus, als sie nach dem Türknauf griff und ihn drehte.
Die Tür quietschte, als sie sie öffnete.
Verdammt!
Instinktiv wandte sie den Kopf, um sich zu vergewissern, dass das Geräusch ihn nicht geweckt hatte. Sie erstarrte vor Schreck, als sie feststellte, dass ihr Kidnapper direkt hinter ihr stand.
»Wo willst du hin, Liebling?«, fragte er.
Sie drehte sich blitzschnell um, zog die Tür auf und versuchte wegzukommen, bevor er sie packte. Thomasina schaffte es, die Tür zur Hälfte zu öffnen, ehe er einen Arm von hinten um ihre Taille schlang und sie mit dem Rücken an seine Brust drückte.
Schreiend und weinend, von einem verzweifelten Überlebenswillen erfüllt, wehrte sie sich mit aller Kraft gegen ihn, als er sie zurückriss und die Tür zuschlug. Er hielt sie so fest, dass sie kaum noch Luft bekam, während sie sich wand und nach ihm schlug und trat.
Sie war so nahe daran gewesen, ihm zu entkommen.
Tränen strömten ihr übers Gesicht.
Schließlich, als sie keine Kraft mehr hatte und keinen Sinn mehr darin sah, zu kämpfen, beugte er den Kopf vor und küsste sie auf die Schulter. Dann biss er ihr in den Hals, dass sie vor Schmerz aufschrie.
»Du bist durch den Test gefallen«, flüsterte er ihr ins Ohr.
»Was?«
»Du hast mir wieder und wieder gesagt, wie sehr du mich liebst, aber ich hatte von Anfang an meine Zweifel. Also dachte ich mir einen
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