Killing time
Kellner zu, der an ihrem Tisch stand.
»Weiße Schokolade bitte.«
»Sie haben die Dame gehört.« Nachdem der Kellner gegangen war, drehte Raymond sich halb zu Robyn und sah sie interessiert an. »In deinen Shorts und dem dünnen Top wird dir hier drinnen noch kalt werden.«
»Wenn ja, darfst du mir einen heißen Kaffee bestellen.«
»Planst du, lange zu bleiben?«
»Ich gehe nicht, bevor Reverend Donaldson nicht weg ist.« Sie klimperte mit ihren Wimpern, als würde sie sehr übertrieben flirten. »Es sei denn, du möchtest mich nach oben in mein Apartment begleiten.«
Raymond lachte leise. »Was würdest du tun, wenn ich dein wohl kaum ernstgemeintes Angebot annehme?«
»Wie kommst du darauf, dass ich es nicht ernst meine?«
Er betrachtete sie mit einem Ausdruck von Verwunderung. Und zu ihrem eigenen Erstaunen stellte Robyn fest, dass ihr durchaus gefiel, was sie sah. Raymond war nicht im gängigen Sinne attraktiv, aber er hatte ein freundliches Gesicht. Große, braune Augen. Eine männliche Nase. Volle, ziemlich sinnliche Lippen und ein kantiges Kinn. Sein Haaransatz ging bereits ganz leicht zurück, so dass er mit vierzig wahrscheinlich eine Halbglatze haben würde.
»Wie alt bist du?«, fragte sie ihn.
»Wie bitte?«
»Wie alt bist du? Ich weiß, dass du etwas älter bist als Bernie, aber ich erinnere mich nicht, wie viel älter.«
»Ich bin vierunddreißig.«
»Ich bin achtundzwanzig.«
»Ich weiß.«
»Nach deiner Scheidung, warum bist du da zurück nach Adams Landing gezogen? Und warum in aller Welt wohnst du bei deiner Mutter?«
»Adams Landing ist mein Zuhause«, antwortete er. »Wie du weißt, starb mein Vater im letzten Jahr, und Mutter war überfordert damit, das Geschäft allein zu führen. Da fand ich es einfach angebracht, dass ich hierher zurückkomme und den Eisenwarenladen übernehme.« Ein halb spöttisches, halb nachdenkliches Lächeln umspielte seine Mundwinkel. »Und was das Zusammenwohnen mit Mutter betrifft – warum nicht? Sie kocht mir mein Essen, macht meine Wäsche und tut ihr Bestes, eine neue Frau für mich zu finden. Die alte Dame wünscht sich dringend Enkel.«
Robyn lachte. »Wem erzählst du das? Meine Mom treibt mich und Bernie mit ihrem dauernden Gejammer nach Enkelkindern noch in den Wahnsinn. Dir ist doch bestimmt klar, dass unsere Mütter sich vorgenommen haben, dich mit Bernie zu verkuppeln.«
»Da werden sie kein Glück haben.«
»Ja, ich weiß. Bernie sagt dasselbe. Sie mag dich und so, aber …«
»Bernie und ich sind da ganz einer Meinung.«
Der Kellner kam mit einem großen Eiskaffee, stellte ihn vor Robyn auf den Tisch und lächelte sie besonders charmant an. Sie tippte ihm auf die Brust und sagte: »Sie sollten nicht mit einer Dame flirten, die in Begleitung ihres Verehrers ist. So was nennt man schlechtes Benehmen.«
Der junge Kellner, der kaum älter sein durfte als zwanzig, wurde dunkelrot und stammelte: »Ja, Ma’am.« Dann eilte er davon.
»Bin ich dein Verehrer?«, fragte Raymond.
Robyn rührte mit dem Strohhalm in ihrem Eiskaffee und grinste. »Ja, ich glaube schon.«
»Darf ich dich dann auch nach Hause bringen?«
»Möchtest du denn?«
»Ja, das möchte ich. Sehr gern sogar.«
Raymond war zwar weder reich noch sah er besonders gut aus, aber er hatte Charme. Und da Robyn ihn kannte, seit sie Kinder waren, wusste sie, dass er ein netter Bursche war. Sie würde wetten, dass er die Einladung annahm, sollte sie ihn bitten, sie zu ihrem Apartment zu bringen. Und sie wettete ebenfalls, dass er sie nicht so abweisen würde wie Matthew Donaldson, wenn sie ihm mehr anbot.
Abby strich über die billige Perlenkette und las die Nachricht, die ihr heimlicher Verehrer ihr geschickt hatte, ein zweites Mal.
Nimm bitte dieses kleine Geschenk als Zeichen meiner Zuneigung. Perlen für eine liebreizende Dame.
Vor fünf Tagen, am letzten Mittwoch, hatte sie die erste Nachricht und eine Zeichnung bekommen. Heute erhielt sie eine Nachricht, die Perlen und eine neue Zeichnung.
Sie wusste, dass es einige Männer in Adams County gab, die sie scharf fanden. Ein paar von ihnen waren sogar dreist genug gewesen, ihr eindeutige Angebote zu machen – wie Ron. Und andere beteten sie aus der Ferne an. Ihrem Ego tat es ungemein gut zu wissen, dass sie eine erotisierende Wirkung auf Männer hatte. Aber noch nie hatte sie ein romantischer Mann auf so romantische Art umschwärmt. Sie legte die Perlenkette beiseite und nahm die Zeichnung hoch. Wer auch immer
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