Killing time
nicht. Mir ist das schrecklich peinlich.«
»Das muss es nicht sein«, beruhigte sie ihn. »Es ist doch nichts passiert. Wir beide haben keine Schuld, sondern meine Schwiegermutter. Sie ist eine hinterhältige Ziege, die ihre Nase in Dinge steckt, die sie nichts angehen.«
»Sie ist sehr besorgt, dass Sie ihren Sohn betrügen könnten. Wenn Sie ihr nur sagen könnten, dass Sie Ihrem Ehemann treu sind …«
»Wenn ich das tue, Reverend, würde ich lügen.«
»Wollen Sie damit sagen, dass Sie …«
»Ach, wir haben doch alle unsere schmutzigen, kleinen Geheimnisse, stimmt’s?« Sie zwinkerte ihm zu.
Er schluckte.
»Sie bewahren mein Geheimnis, und ich bewahre Ihres«, sagte sie.
»Und wir werden beide in der Hölle schmoren.«
»Glauben Sie, wegen eines kleinen Kusses landen Sie in der Hölle?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein, aber in meinem Herzen hat es mich nach Ihnen gelüstet. Und es gelüstet mich immer noch nach Ihnen.«
»Ach ja?«
»Etwas zu denken ist ebenso schlimm, wie es zu tun.«
»Na, wenn das so ist, warum bleiben Sie dann nicht?«
Als sie versuchte, ihn zu berühren, hob er die Hände, um sie abzuwehren. »Nein.«
Sie griff an ihm vorbei zur Tür und öffnete sie. »Gute Nacht, Matthew, und vielen Dank, dass Sie vorbeigekommen sind. Schauen Sie ruhig mal wieder rein, wenn Sie in der Nähe sind.«
Er drehte sich um und lief buchstäblich vor ihr weg über die Veranda und den Weg hinunter. Lachend schlug Abby die Tür zu. Armer Trottel, dachte sie. Wahrscheinlich raste er nach Hause, um so schnell wie möglich zu onanieren. Ob Onanieren wohl eine Sünde ist? Vermutlich ja. Aber eine weniger schlimme Sünde als eine verheiratete Frau zu vögeln.
Im Zwielicht tanzten die Schatten über den Garten, die Bäume und Sträucher, die Blumen und das Gras. Als sie mit einem Tablett aus der Küchentür trat, auf dem drei Gläser Limonade standen, schaltete Bernie das Licht auf der hinteren Veranda ein. Kevin hatte sein Versprechen gehalten und war vor vier Tagen zu seinem Vater zurückgezogen, und soweit sie es beurteilen konnte, hatten sich die beiden wieder versöhnt. Bernie hatte sich auch an ihren Teil des Abkommens gehalten und die beiden heute Abend zum Essen zu sich eingeladen. Sie hatten schon vor fast einer Stunde gegessen, waren aber erst vor wenigen Minuten damit fertig geworden, die Küche wieder aufzuräumen und Boomer zu füttern. Anschließend hatte Kevin den Hund mit hinaus in den Garten genommen, während Jim drei Gartenstühle von der Veranda auf den Rasen trug, um dort mit Bernie zu sitzen und sich noch ein wenig zu unterhalten.
Als sie zu Jim kam, nahm er ihr das Tablett ab und stellte es auf den dritten Stuhl, der frei war, weil Kevin damit beschäftigt war, Boomer quer durch den Garten zu jagen, und sich vorerst wohl kaum hinsetzen würde.
»Setzen Sie sich«, sagte Jim. »Sie müssen vollkommen erschöpft sein, wenn man bedenkt, dass Sie den ganzen Tag gearbeitet und dann abends auch noch fürstlich für uns gekocht haben.«
Sobald Bernie saß, nahm Jim eines der Gläser vom Tablett und reichte es ihr, bevor er sich selbst eines nahm und sich hinsetzte.
Bernie trank einen Schluck von der süßlich-herben Limonade und beobachtete Kevin, der ausgelassen mit Boomer spielte. »Ich glaube, Kevin braucht auch einen Hund.«
»Kevin braucht eine Menge Dinge, die er nicht hat.«
»Falls Sie sich jetzt die Schuld für alles geben wollen, was in Kevins Leben schiefgegangen ist, weigere ich mich, Ihnen zuzuhören.«
Jim lachte. »Ich kann Ihnen nicht verdenken, dass Sie es leid sind, mein Gejammer darüber zu hören, wie sehr ich meinen Sohn enttäuscht habe.«
»Hören Sie auf, sich über die Vergangenheit zu grämen, und konzentrieren Sie sich darauf, jetzt und in Zukunft ein guter Vater zu sein.«
Jim nickte und nahm einen Schluck von seiner Limonade.
Eine Weile saßen sie schweigend nebeneinander und sahen Kevin und Boomer zu. Glühwürmchen huschten über den Abendhimmel, Laubfrösche quakten und Grillen zirpten. Die Luft war erfüllt vom Duft des Jelängerjeliebers, das am Zaun wuchs.
Einen solchen Frieden hatte Bernie seit dem letzten Mittwochabend, als Thomasina Hardys Leiche am Sunflower Creek gefunden wurde, nicht mehr erlebt. Seitdem hatte sie auch keine Nacht mehr durchgeschlafen und sich jede wache Minute den Kopf darüber zerbrochen, wen sich der Mörder als nächstes Opfer suchen würde. Sie betete, dass sie ihn bald fänden und dem Morden ein Ende
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