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Killing time

Killing time

Titel: Killing time Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverly Barton
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ist?«
    »Ja, ich finde sogar, dass er ein sehr netter Mensch ist.«
    »Das findet meine Mom nicht.«
    Okay, jetzt musst du vorsichtig sein. Verteidige Jim, ohne etwas gegen Mary Lee zu sagen, ermahnte sie sich, ehe sie fortfuhr.
    »Manche Leute sind nach einer Scheidung wütend und verletzt, und dann sagen sie Sachen über den anderen, die sie nicht so meinen. Das ist vielleicht auch der Grund, weshalb deine Mutter nicht immer nett über deinen Vater geredet hat.«
    Kevin überlegte eine Weile. »Ich glaube, sie hat ihn gehasst. Jedenfalls bis sie Allen geheiratet hat.«
    »Ja, möglicherweise. Und Hass bringt uns dazu, Dinge zu sagen oder zu tun, die wir besser lassen sollten.«
    »Ich dachte immer, ich kann meinen Dad gar nicht mögen – so richtig mögen, weißt du –, wenn ich meine Mom liebhabe. Aber das stimmt nicht, oder?«
    Bernie rückte ein Stück näher zu Kevin und hätte ihn gern in die Arme genommen und getröstet. »Egal, wie deine Eltern zueinander stehen oder was einer von ihnen über den anderen sagt oder denkt, du darfst sie beide liebhaben. Damit hintergehst du den anderen nicht.«
    Was in aller Welt hatte Mary Lee ihrem Sohn angetan, ihn derart gegen seinen Vater aufzuhetzen? Ganz gleich wie sehr Bernie sich bemühte, Mitgefühl und Sorge für die Frau zu empfinden, die gerade mit einer tödlichen Krankheit rang, sie konnte nicht umhin, sie so zu verachten, wie sie jeden verachtete, der sein Kind missbrauchte, um sich am Expartner zu rächen.
    »Will mein Dad wirklich, dass ich bei ihm bleibe?«, fragte Kevin. »Freut er sich, dass ich hierbleibe und hier zur Schule gehe?«
    Bernie legte Kevin einen Arm um die Schultern. Sie beließ es absichtlich bei einer lockeren Umarmung, um ihm nicht das Gefühl zu geben, er wäre ein kleines Kind, das von einem Erwachsenen erdrückt wird. »Ja. Auf beide Fragen: Ja.«
    »Bernie?«
    »Hmm …?«
    »Wo ist Dad?«
    »Draußen. Er wartet auf dich.«
    »Ich möchte heute Abend nicht mehr mit ihm reden. Ich meine, ich gehe mit ihm nach Hause und so, aber ich möchte nicht über meine Mom reden und darüber, dass ich hier in Adams Landing bleibe. Ist das schlimm?«
    »Nein, natürlich nicht.« Bernie nahm ihren Arm von Kevins Schultern, stand auf und ging um den Hund herum, der sich vor Kevins Füßen zusammengerollt hatte, zur Tür.
    »Ich sage deinem Dad Bescheid, dass du jetzt mit ihm nach Hause gehen willst.« Als sie durch die Küche kam, sah sie Jim, der auf der Veranda auf und ab ging. Sobald er sie bemerkte, blieb er stehen und sah sie fragend, mit einem Schimmer von Hoffnung in den Augen an.
    »Will er mit mir reden?«, fragte Jim.
    »Er möchte heute Abend nicht mehr über seine Mom und darüber reden, dass er länger bei dir bleibt.«
    Jims hoffnungsvoller Ausdruck wich einem Ausdruck echten Erschreckens.
    »Aber er ist bereit, mit dir nach Hause zu kommen«, sagte Bernie. »Und ich denke, er wird in ein oder zwei Tagen auch mit dir reden können.«
    Jim stieß einen Seufzer der Erleichterung aus und fasste Bernies Schultern. »Verdammt, du kannst echt Wunder vollbringen. Was hast du zu ihm gesagt? Du hast doch nicht …«
    »Nein, ich habe mich mit keinem Wort negativ über deine Exfrau geäußert. Ich habe Kevin lediglich erklärt, dass du ein guter Mensch bist und ihn mehr als alles andere auf der Welt liebst.«
    Jim schluckte. »Danke, Bernie. Ich bin dir was schuldig.«
    »Du bist mir überhaupt nichts schuldig. Wir sind Freunde, schon vergessen?«
    Als er sie in die Arme nahm und sie fest an sich drückte, glaubte Bernie, vor Wonne zu vergehen … und vor Schmerz.
     
    Der Traum kam wieder, wie so oft. Süß und vielversprechend anfangs, erinnerte er ihn an die größte Freude, die er je erlebt hatte. Aber schon bald schlug der Traum ins Grausame und Kalte um, zerriss ihm das Herz und ließ ihn zutiefst beschämt und mit einem sehnlichen Todeswunsch zurück. Sein Unterbewusstsein zwang ihn, diesen Traum wieder und wieder zu durchleben. Es gewährte ihm kein Vergessen, sondern nötigte ihn, jenes erniedrigende Erlebnis Mal für Mal aufs Neue zu durchleiden.
    Sie war das schönste, begehrenswerteste Wesen auf der Welt, und er liebte sie wahnsinnig. Obwohl er sie schon so lange Zeit aus der Ferne anbetete, hatte er sich niemals zu erträumen gewagt, dass sie ihn eines Tages ansprechen könnte. Er hatte nicht einmal geahnt, dass sie überhaupt wusste, wer er war.
    »Hallo«, sagte sie in ihrem zuckersüßen, samtig weichen

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