Killing time
Ich habe ihm gestern Abend von dem Bratfischessen erzählt, und da sagte er, dass er sehr gern Katzenwels isst.«
»Was für ein Vater weiß nicht einmal so etwas über sein eigenes Kind?«
Bernie stand auf, ging um den Schreibtisch herum und legte Jim eine Hand auf die Schulter. »Ein Vater, dem nur wenig Zeit mit seinem Sohn erlaubt war.«
»Dir fällt auch immer genau das Richtige ein, damit ich mich wieder besserfühle.« Er beugte sich vor und küsste sie auf die Wange. »Nur ein freundschaftlicher Kuss, okay?«
»Okay.«
»Wir sehen uns dann um halb sieben.«
Sie stand da und sah ihm nach, als er aus ihrem Büro ging. Hätte sie doch bloß den Mut, das zu sagen, was sie wirklich meinte. Komm zurück, Jim Norton, wollte sie sagen, und küss mich richtig. Küss mich so wie vorletzte Woche. Und was deinen Satz von vorhin betrifft, dass ich die einzige Frau bin, an der dir etwas liegt, ohne dass du sie vögelst – tja, den solltest du gleich streichen und mich endlich vögeln! Na los, verdammt, schlaf mit mir. Ich will dich so sehr, dass ich schon ins Schwitzen gerate, wenn ich mir vorstelle, wie es sein könnte.
Abby hatte also all seine kleinen Geschenke aufgehoben. Das freute ihn. Aber sie hatte die Sachen, die er so sorgfältig für sie ausgesucht hatte, der Polizei gezeigt. Alles hatte sie vor ihrem Liebhaber, Ron Hensley, vor Sheriff Granger und dem Chief Deputy Jim Norton ausgebreitet. Warum musste sie diese kostbaren Dinge, die doch nur sie beide etwas angingen, von anderen Menschen begaffen lassen?
Weil sie es nicht versteht. Noch nicht. Sie ist sich nicht sicher, wer ihr heimlicher Geliebter ist. Wenn sie es erst erkennt und begreift, dass ich der Mann bin, der sie anbetet, wird sich alles ändern. Schließlich ist sie ja schon in mich verliebt. Sie will mich ebenso sehr wie ich sie.
Wenn ich zu ihr gehe und sie mitnehme, wird sie glücklich sein. Ich werde sie glücklich machen. Ich werde ihr erlauben, mir zu beweisen, wie sehr sie mich liebt. Und sie wird anders sein als die anderen. Sie wird mich nicht enttäuschen.
Abby wird mir geben, was ich will … was ich brauche.
Nicht wahr, mein Liebling?
Er beobachtete ihr Haus durchs Fernglas, als Deputy Mitchell wegfuhr und Deputy Hensley zur Vordertür hineinging. Sie bewachten sie rund um die Uhr, schützten sie vor ihrem Schicksal und versuchten, sie beide voneinander fernzuhalten. Aber keine Macht der Welt konnte ihn davon abhalten, sich zu nehmen, was ihm rechtmäßig gehörte. Und Abby gehörte ihm oder würde ihm bald gehören. Er musste sich nur noch ausdenken, wie er die Hilfssheriffs überlistete.
Er lachte. Diese Bauerntrampel dürften es ihm wohl nicht allzu schwermachen.
Bald, Abby. Bald, meine Liebe.
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22
U m Punkt drei Uhr hielt Jim vor der Adams-Landing-Mittelschule, in der Kinder von der sechsten bis zur achten Klasse unterrichtet wurden. Seit dem Schulbeginn in der letzten Woche hatten R. B. und Brenda Kevin jeden Tag abgeholt, aber heute machte Jim früher Feierabend, weil er Kevin versprochen hatte, mit ihm zum Angeln rauszufahren. R. B. hatte Jim erlaubt, sein Ponton-Boot zu nehmen, das im Yachthafen von Adams Landing am Tennessee lag, auf halbem Weg zwischen Adams Landing und Pine Bluff. Jim hatte Bernie vorgeschlagen, mit ihnen zu kommen, doch sie lehnte ab.
»Ich finde, ihr zwei solltet mal ein wenig Zeit allein verbringen, nur Vater und Sohn«, hatte sie gesagt. Und sie hatte recht gehabt. Kevin lebte jetzt schon seit Wochen bei ihm, und obwohl sie sich langsam besser kennenlernten, vor allem dank Bernie und ihrer Familie, wusste Jim immer noch nicht besonders viel über seinen Sohn. Kevin tat sich schwer damit, ihm gegenüber so offen zu sein wie gegenüber Bernie.
Das Merkwürdige daran war, dass Jim sowohl Kevin als auch Bernie beneidete. Er wünschte sich sehr, dass sein Sohn mit ihm redete, ihm alle seine Sorgen und Nöte mitteilte und mit ihm über seine Hoffnungen und Träume sprach. Und manchmal dachte Jim, dass es schön wäre, wenn Bernie ihm so viel Aufmerksamkeit schenken könnte wie sie Kevin entgegenbrachte. Was für ein blöder Gedanke. Er brauchte einfach mal wieder eine Freundin, das war alles. Was ihm fehlte, war Sex. Den brauchte er, sonst nichts, und zwar je eher, desto besser. Aber außer dem einen Essen mit Robyn und seinem Beinahe-Date mit Holly war er mit keiner Frau mehr ausgegangen, seit er in Adams Landing lebte.
Jim öffnete die Fahrertür und stieg in dem Moment aus, als
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