Killing time
würdest du nicht …«
»Hör auf, allen beweisen zu wollen, dass du unbegrenzt belastbar bist«, fiel Jim ihr ins Wort. »Verdammt, Bernie, wir Menschen – Männer wie Frauen – können nicht auf unbestimmte Zeit auf Nahrung und Schlaf verzichten. Du und ich sind seit über fünfzehn Stunden im Einsatz.« Er packte Bernie bei den Schultern. »Ich bin hungrig und müde. Wir müssen etwas essen und ein paar Stunden schlafen.«
»Ron ist noch …«
»Ron wird von Schuld und Wut angetrieben. Ich gebe ihm noch bis morgen früh, dann ist er ausgebrannt, und wir werden ihn irgendwo da draußen vom Boden auflesen dürfen.«
Jim ließ Bernie los und streckte ihr die Hand hin. »Komm, lass uns gehen.«
Bernie seufzte laut. »Okay, du hast gewonnen. Wir können uns etwas im King Kone holen und …«
»Nein, deine Mutter hat mich auf dem Handy angerufen, während ich unten Kaffee holte. Sie wartet mit einem Abendessen auf uns«, sagte Jim. »Wir fahren zu deinen Eltern, essen dort und legen uns bei ihnen kurz hin. Dann kann ich gleich nach Kevin sehen.«
»Ach, verflixt. Ich hatte ganz vergessen, dass wir heute Abend zu ihnen kommen sollten. Mom hat auch Robyn und Raymond eingeladen. Gott, das wollte ich eigentlich unter keinen Umständen verpassen. Robyn und Raymond spielen die Turteltäubchen, und Mom hört schon die Hochzeitsglocken läuten.«
Jim stellte sich vor Bernie, nahm ihre Hände und zog sie hoch. Als sie vor ihm stand, lachte er leise. »Du kannst es nur nicht ertragen, Robyn und Raymond zusammen zu sehen, weil du ganz versessen darauf warst, ihn dir zu angeln, stimmt’s?«
»Wäre ich nicht so verflucht müde, würde ich dich für diese Bemerkung ohrfeigen.« Bernie brachte ein müdes Grinsen zustande, während sie mit Jim zusammen aus dem Warteraum der Intensivstation ging. »Vielleicht bist du ja eher derjenige, der die beiden nicht zusammen sehen will.«
»Hör mal, ich doch nicht. Mir ist es vollkommen schnurz, mit wem Robyn ausgeht.«
Als Bernie vor sich hin kicherte, blieb Jim stehen, streckte die Hand aus und strich Bernie eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht. Seine Fingerspitzen verharrten ein wenig länger als nötig auf ihrer Wange.
»Raymond wäre sowieso der Falsche für dich.«
»So?«
»Hmm … Im Gegensatz zu Robyn brauchst du keinen Mann, der dich anbetet. Du willst keinen Fußabtreter, auf dem du herumtrampeln kannst, wie es dir gefällt.«
»Ach ja?«
»Nein, du willst einen gleichwertigen Partner. Du brauchst einen Mann, der dich bewundert und respektiert, der dir sagt, wann du dich irrst, dir aber zugleich in allem zu Seite steht, was du tust.«
»Du kennst nicht zufällig so jemanden, oder?«
»Vielleicht doch.«
»Ah ja? Und was ist, wenn ich mehr will?«, fragte Bernie, als sie in den Fahrstuhl stiegen. »Was ist, wenn ich außerdem ungezügelte Leidenschaft und wilden Sex will?«
Jim räusperte sich. »Ungezügelte Leidenschaft und wilden Sex, tatsächlich?«
»O ja.«
»Ich schau mich mal um, ob ich jemanden finde, der sämtliche Anforderungen erfüllt. Gehe ich recht in der Annahme, dass es dir nichts ausmacht, auf den richtigen Mann und den richtigen Zeitpunkt noch etwas zu warten? Ich würde nämlich sagen, dass du heute Nacht weder ungezügelter Leidenschaft noch wildem Sex gewachsen bist.«
Bernie lehnte den Kopf an die Innenwand des Fahrstuhls und schloss die Augen. »Da könntest du recht haben. Im Moment genügen mir eine Dusche und eine halbe Stunde Schlaf.«
Jim drückte den Knopf fürs Erdgeschoss, und die Aufzugtüren glitten zu.
»Tja, das kannst du beides haben«, sagte er.
»Danke.«
Die Augen geschlossen, seufzte sie tief und verschränkte die Arme vor der Brust, als wäre ihr kalt.
Ein seltsamer Wunsch überkam Jim. Er wollte Bernie in die Arme nehmen und festhalten. Mehr noch, er wünschte sich, dass sie ihren Kopf an seine Schulter lehnte und ihm erlaubte, sich um sie zu kümmern.
Doch anstatt diesem Impuls nachzugeben, was Bernie gewiss nicht begrüßt hätte, blickte er auf seine Füße, trat ein wenig unruhig von einem auf den anderen, und vergrub die Hände in den Hosentaschen.
Er konnte nicht zu ihr gehen, noch nicht. Es war zu gefährlich. Die örtlichen Sheriffs, das FBI , die Autobahnpolizei und die Polizei von Adams Landing, Pine Bluff und Verona suchten nach wie vor die ganze Gegend nach Abby Miller und dem Mann ab, der sie entführt hatte. Zudem hatten sich diverse Reservebeamte sowie freiwillige Helfer
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