Killing time
Ihnen denn Ihr Gefühl?«
»Eigentlich nichts«, antwortete sie. »Ich hätte Brandon niemals verdächtigt, wäre da nicht die Tatsache, dass er ein talentierter Künstler ist und unser Täter offensichtlich auch.«
»Brandon sagen Sie? Wie gut kennen Sie ihn?«
»Nicht gut. Robyn ist diejenige, die ihn besser kennt.«
»Aha.« Jim umklammerte das Lenkrad etwas fester, was Bernie bemerkte und als Zeichen für Verärgerung deutete.
»Sie waren einige Male zusammen aus. Nichts Ernstes.«
»Wer von beiden machte Schluss, er oder sie?«
»Ist das wichtig? Es hat nichts mit unserem Fall zu tun.« Bernie zählte im Geiste bis zehn, ehe sie fortfuhr: »Es sei denn, Sie fragen aus persönlichen Gründen, weil Sie sich vergewissern wollen, dass Robyn nicht noch in einen anderen verliebt ist, bevor Sie mit ihr ausgehen.«
»Vergessen Sie, dass ich gefragt habe.«
»Biegen Sie da vorne links ab. Brandons Haus können Sie übrigens schon von hier sehen.«
Jim nickte, folgte ihrer Wegbeschreibung und parkte seinen alten Chevy-Truck zwei Minuten später in der Einfahrt des Hauses.
»Robyn hat Schluss gemacht«, sagte Bernie. »Meine Schwester ist in ihrem ganzen Leben noch nie von einem Mann sitzengelassen worden.«
Jim grummelte vor sich hin.
»Okay, bringen wir es hinter uns.« Bernie öffnete ihre Tür und stieg aus, ohne abzuwarten, bis Jim um den Wagen herumkam. Er konnte sich seine guten Manieren für ihre Schwester aufsparen. Sie wollte von ihm nichts weiter als Respekt.
Ja, klar, sonst willst du nichts. Du kannst die ganze verrückte Welt belügen, Bernadette Granger, aber sei wenigstens ehrlich zu dir selbst.
Jim hatte sie schnell eingeholt, als sie auf die breite, ausladende Veranda zuging, die sich auf drei Seiten des Hauses entlangzog und einen direkten Blick auf den Fluss bot. Bevor sie bei der Eingangstür waren, gingen die Verandalichter an und Brandon öffnete ihnen die Tür. Bernie hatte vor einer halben Stunde bei ihm angerufen und ihm erklärt, dass sie einige Fragen zu seiner Beziehung mit Stephanie Preston hatten. Daraufhin lud er sie ein, heute Abend noch zu ihm zu kommen. Er hatte sich charmant und kooperativ gegeben, als hätte er nichts zu verbergen.
Hatte er ja vielleicht auch nicht. Das würde sie nach dem Gespräch wissen. Ihr sechster Sinn enttäuschte sie gewöhnlich nicht, und normalerweise war sie gut darin zu beurteilen, ob jemand sie belog oder nicht. Dieser sechste Sinn hatte ihr damals auch verraten, dass ihr Ehemann sie betrog. Das einzige Problem war nur gewesen, dass sie ihre innere Stimme über Jahre ignoriert hatte. Und das hatte sie, bei Gott, bitter bereut. Seitdem war ihr dieser Fehler nie wieder unterlaufen.
»Kommen Sie herein«, sagte Brandon. »Oder möchten Sie lieber hier draußen auf der Veranda sitzen? Es scheint ein schöner Abend zu werden, auch wenn wir heute Nacht wohl noch Regen kriegen.«
»Hier draußen wäre schön«, erwiderte Bernie.
»Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten? Ich habe gerade Eistee gemacht.«
»Nein, danke«, sagte Jim.
»Für mich auch nichts, danke«, ergänzte Bernie.
»Nun denn, dann kommen Sie hier rüber und nehmen Sie Platz.« Er zeigte auf das Rattansofa mit den passenden Sesseln zu seiner Rechten. »Ich weiß nicht, was ich Ihnen zu Stephanie sagen könnte, armes kleines Ding, aber wenn ich Ihnen irgendwie helfen kann, ihren Mörder zu finden, dann will ich das natürlich gern tun.«
»Wir wissen Ihre Kooperationsbereitschaft zu schätzen«, sagte Bernie und setzte sich auf einen der Sessel. Jim nahm auf dem anderen Platz.
»Wir haben gehört, dass Sie früher eine Affäre mit Stephanie hatten«, begann Jim. »Stimmt das?«
Brandon lächelte, und Bernie stellte fest, dass er ausgesprochen gut aussah. Er strahlte eine Eleganz und Lässigkeit aus, die nicht recht in eine ländliche Gegend wie Adams County in Alabama passten.
»Wir hatten eine kurze, eine sehr kurze Affäre.« Brandon veranschaulichte seine Worte mit entsprechenden Handbewegungen. »Sie war ein hübsches kleines Mädchen und herrlich unkompliziert. Aber sobald mir klar wurde, dass es ihr ernster war als mir, habe ich die Sache schnell beendet.«
»Finden Sie es normal, mit Ihren Studentinnen auszugehen?« Jim kniff die Augen zusammen und betrachtete Brandon auf eine Art, die Bernie sofort an den
bösen Blick
denken ließ.
Brandon lachte. »Ich finde es normal, mit schönen jungen Frauen auszugehen. Einige von ihnen sind Studentinnen, einige
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