Killing time
Schwester.«
»Captain Norton, Sie dürfen von mir aus mit jeder Frau ausgehen, mit der Sie möchten, und das schließt meine Schwester mit ein.«
Richie Lowery war klein und leicht untersetzt mit krausem braunem Haar. Seine Stimme klang ein wenig zu hoch, und im Moment war er auch noch ziemlich nervös. Er rang die Hände, als er auf die Zeichnungen starrte, die man vor ihm auf dem Tisch ausgelegt hatte, und Schweißperlen standen ihm auf der Oberlippe. Andererseits war es Juli in Alabama, und bei dieser drückenden Hitze schwitzte jeder.
»Sie glauben,
ich
hätte die gezeichnet?« Er lachte nervös. »Ich kann noch nicht mal ein Strichmännchen malen, das kann Ihnen jeder bestätigen. Ich habe kein bisschen künstlerisches Talent.«
»Wenn das so ist, warum dachte Stephanie Preston dann, Sie hätten ihr die Bilder geschickt?«, fragte Jim, der auf der anderen Seite des Tisches stand. Charlie Patterson saß am Ende des Tisches, und Bernie stand beobachtend in der Ecke.
»Woher soll ich das wissen? Und außerdem behauptet doch nur ihr Mann, dass Stephie dachte, ich hätte ihr den ganzen Kram geschickt.«
»Wollen Sie damit sagen, dass Kyle Preston lügt?«, hakte Jim nach.
»Weiß ich doch nicht, Mann. Ich weiß nur, dass ich weder diese verflucht perversen Bilder gemacht habe noch die Fotos von Stephie. Und ich habe ihr auch keine Briefe oder Geschenke geschickt.« Richie sah Jim direkt an. »Ich trauere ihr nicht nach oder so was. Ich habe längst eine neue Freundin, die wohnt in South Pittsburgh. Da war ich gestern und letzte Nacht. Und wenn Sie mir nicht glauben, fragen Sie sie.«
»Wenn Sie dort waren, warum wussten dann weder Ihre Eltern noch irgendeiner Ihrer Freunde davon?«, fragte Charlie.
Richie sah den FBI -Agenten an. »Hören Sie, meine Familie würde meine Freundin nicht gut finden. Sie ist … also … sie ist nicht weiß. Und mein alter Herr prügelt mich grün und blau, wenn er erfährt, dass ich mit einer Schwarzen zusammen bin.«
Jim räusperte sich. »Wo waren Sie an dem Abend, an dem Stephanie entführt wurde? Und wo waren Sie an dem Tag, als sie getötet wurde?«
»Wann genau ist sie denn verschwunden?«
Jim nannte ihm die Daten.
»An dem Abend habe ich gearbeitet, das schwöre ich. Ich arbeite Schicht auf der Geflügelfarm, und an dem Tag hatte ich die Spätschicht. Da komme ich erst gegen Mitternacht aus dem Laden. Und von der Farm zum College fährt man mindestens eine Dreiviertelstunde.«
»Und was ist mit dem Tag, an dem sie ermordet wurde?«, fragte Charlie.
»Genau dasselbe. Ich war bei der Arbeit. Frühschicht. Sie können meinen Boss fragen und die Leute, mit denen ich zusammenarbeite. Sie alle werden Ihnen bestätigen, dass ich da war. Ganz ehrlich.«
Bernie bemerkte, wie Jim und Charlie wissende Blicke tauschten. Sie mussten sich also einig sein – wahrscheinlich darin, dass Richie Lowery kaum als ihr Mörder in Frage kam.
»Mr. Lowery, wir danken Ihnen, dass Sie hergekommen sind und unsere Fragen beantwortet haben«, sagte Jim. »Wir werden Ihre Angaben überprüfen, und sollten wir feststellen, dass Sie uns die Wahrheit gesagt haben, dann war es das. Falls Sie allerdings gelogen haben …«
»Ich lüge nicht! Alles, was ich Ihnen gesagt habe, ist die reine Wahrheit.«
Jim nickte.
»Kann ich jetzt gehen?«, fragte Richie beinahe flehend.
»Ja, Sie können gehen«, antwortete Jim. Richie rutschte schon mit seinem Stuhl zurück. »Aber zuerst habe ich noch eine letzte Frage: Kennen Sie irgendjemanden, der einen Grund hat, Stephanie etwas anzutun? Jemanden, der es auf sie, ihren Mann oder ihren Vater abgesehen hat?«
Richie dachte eine ganze Weile nach, ehe er sagte: »Nee, da fällt mir keiner ein, außer … was ist mit den Jungs, die hinter ihr her waren? Sie wissen schon, Typen, mit denen sie mal was hatte.«
»Denken Sie an einen speziellen?«, fragte Jim.
»Also, da war dieser eine Kerl, der ziemlich hinter ihr her war. Nachdem wir Schluss gemacht hatten, war sie, glaube ich, ein paarmal mit ihm aus, bevor sie mit Kyle zusammenkam.«
»Hat der Mann auch einen Namen?«
»Ja, ja. Kelley. Brandon Kelley. Er ist Professor oder so was drüben im Junior College, wo sie ihre Abendkurse machte.«
»Vielen Dank, Mr. Lowery.«
»Darf ich jetzt gehen?«
»Ja, Sie dürfen gehen.«
Sobald Richie die Tür hinter sich geschlossen hatte, stand Charlie auf und streckte sich. »Glauben Sie, dass er die Wahrheit sagt?«
»Ja, glaube ich schon«, antwortete
Weitere Kostenlose Bücher