Killing time
beabsichtigte, Robyn zum Essen einzuladen, und sollte sie ihn fragen, würde er freundlich ablehnen. Dieser Entschluss hatte nichts mit der Tatsache zu tun, dass sie die letzte Nacht mit Dr. Kelley verbracht hatte. Dafür hatte es sehr viel damit zu tun, dass ihn Robyn immer stärker an Mary Lee erinnerte, je mehr er über sie erfuhr. Die Wahrheit traf ihn in diesem Augenblick fast wie ein Vorschlaghammer. Wenn er sich mit Robyn einließ, wäre sie bloß ein Ersatz für seine Exfrau. Und das war weder Robyn noch ihm selbst gegenüber fair.
Bernie drehte sich mit ihrer Kaffeetasse in der Hand um und sah die anderen an. »Wir wussten, wie weit hergeholt unsere Theorie war, Dr. Kelley wäre unser Täter. Also sind wir jetzt wieder auf dem Stand, dass wir keine Verdächtigen und keine Anhaltspunkte haben.« Sie sah Charlie an. »Jim will heute Morgen eine Anfrage übers Steckbrief-Programm starten. Das ist zumindest ein Anfang. Ich vermute, Sie haben noch nichts Neues von Ihren Leuten, oder gab es irgendwelche Beweise in oder außerhalb von Thomasinas Wagen?«
»Nein, dafür ist es noch zu früh«, antwortete Charlie. »Aber wenn der Kerl nie in ihrem Wagen war …«
»Ich weiß, ich weiß«, sagte Bernie.
»Und diese Stelle an der 157 ist ziemlich einsam. Da ist kaum Verkehr, deshalb bezweifle ich, dass jemand etwas gesehen hat«, fügte Ron hinzu. »Wir fragen trotzdem noch mal rum, sicherheitshalber. Vielleicht haben wir ja Glück und finden jemanden, der was gesehen hat.«
»Sind wir überzeugt, dass das Muster dasselbe ist wie bei Stephanie Prestons Entführung?«, fragte R. B. und sah Jim an. »Haben wir einen Serienmörder da draußen rumlaufen?«
»Möglicherweise«, sagte Jim. »Wahrscheinlich.«
R. B. fluchte leise vor sich hin. »Wie lange wird er sie festhalten, bevor er sie umbringt?«
»Stephanie Preston wurde vierzehn Tage nach ihrem Verschwinden ermordet«, antwortete Jim. »Und Jacque Reeves drüben in Fort Payne galt sechzehn Tage als vermisst, bevor sie getötet wurde.«
»Ungefähr zwei Wochen«, raunte R. B. »Er vergewaltigt und foltert sie zwei Wochen lang, dann bringt er sie um.« Er blickte zu Bernie. »Wir haben zwei Wochen, um diesen Kerl zu finden und zu stoppen, ehe er wieder tötet, Mädchen.«
»Ja, Sir, ich weiß.« Bernie errötete.
Jim verspürte das abwegige Bedürfnis, sich zwischen Bernie und ihren Dad zu stellen und R. B. zu erklären, dass Bernie der Sheriff war, ein sehr fähiger noch dazu, und dass sie auf seine unangebrachten Erniedrigungen verzichten könnte. Aber er blieb still, wusste er doch sehr wohl, dass weder Bernie noch R. B. seine Einmischung in ihre Vater-Tochter-Beziehung begrüßen würden.
R. B. wandte sich wieder an Charlie. »Also, was tun wir als Nächstes?«
Charlie sah zu Bernie. »Nun, da es noch kein offizieller FBI -Fall ist, entscheidet der Sheriff über den nächsten Schritt.«
Jim wollte Charlie auf die Schulter klopfen, ihm die Hand schütteln und ihm dafür danken, dass er Bernie so eindeutig in der Position bestärkte, in die sie die Leute von Adams County gewählt hatten. Und ganz nebenbei hatte er R. B. sehr taktvoll auf seinen Platz verwiesen.
R. B. grummelte. »Der Ball liegt in deinem Feld, Mädchen.«
Bernie umfasste ihre Kaffeetasse mit beiden Händen. »Falls sich niemand meldet, der etwas weiß oder etwas gesehen hat, ist es zwecklos, nach Thomasina zu suchen. Wir wissen ja gar nicht, wo wir suchen sollten.« Bernie nippte an ihrem Kaffee und stellte die Tasse dann auf Jims Schreibtisch ab. »Hätten wir ein Täterprofil von dem Kerl, irgendwas, das uns Aufschluss darüber gibt, nach was für einem Mann wir suchen, wer ein Verdächtiger sein könnte …«
»Ich glaube, ich weiß jemanden, der uns dabei helfen kann«, sagte Jim, der an den früheren FBI -Profiler dachte, den Griffin Powell im Quinn-Cortez-Fall engagiert hatte. Er sah zu Charlie. »Es sei denn, Sie können …«
»Ich könnte einen Profiler anfordern, aber so überlastet, wie wir zurzeit sind, lässt sich nicht sagen, wie lange es dauert, bis wir einen bekommen.« Charlie verzog das Gesicht. »Falls Sie einen unabhängigen Profiler haben, den Sie hinzuziehen können, dann würde ich sagen, nur zu.«
Jim wandte sich an Bernie. »Sheriff, habe ich Ihre Erlaubnis, ein paar Anrufe zu machen und diesen Profiler um Hilfe zu bitten?«
Bernie zögerte nur eine halbe Sekunde, dann sprachen ihr Vater und sie gleichzeitig, und beide sagten ja. Jim blickte
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