Killing time
hat.«
»Wenn es doch nur so einfach wäre, dass wir ihn bloß finden und zum Reden bringen müssen. Aber uns ist wohl beiden klar, dass Brandon Kelley nicht automatisch der Entführer oder der Stalker von Thomasina sein muss, nur weil Ron ihn nicht zu Hause antraf und er bis jetzt nicht aufgekreuzt ist.«
»Stimmt. Doch nach dem, was ihre Familie erzählt, hatte sie keinen festen Freund mehr, seit die Beziehung mit Ron in die Brüche ging. Und sie haben keine Ahnung, wer der
heimliche Bewunderer
sein könnte, wenn nicht Kelley.«
»Ich mache mir Sorgen um Ron«, sagte Bernie. »Ihre Schwester sagte zwar, dass er mit Thomasina Schluss gemacht hat, aber er hat sicher noch Gefühle für sie. Ich meine, glauben Sie nicht auch, selbst wenn er sie nicht mehr liebt …«
»Bestimmt macht die Tatsache, dass eine frühere Freundin in Lebensgefahr sein könnte, diesen Fall für ihn sehr persönlich. Aber nur weil sie zusammen ausgingen und, wie die Schwester andeutete, miteinander schliefen, müssen sie sich nicht unbedingt geliebt haben.«
»Nein, natürlich nicht.«
»Schade ist, dass Thomasina alle anderen Sachen bis auf die letzten Zeichnungen und das Fußkettchen weggeworfen hat.« Jim lehnte sich auf dem weichen Liegesessel zurück und stöhnte zufrieden. »Aber wahrscheinlich war der Kerl sowieso nicht so dumm, irgendwelche Fingerabdrücke zu hinterlassen. Und wie die Sachen, die wir bei Stephanie fanden, werden auch Fußkettchen, Zeichenpapier und Umschläge Dinge sein, die jeder überall kaufen kann.«
»Warum ist sie nur nicht gleich zur Polizei gegangen, als sie die ersten Briefe und Geschenke bekam?« Bernie drehte sich auf die Seite und zog die Knie an. »Wie kam sie darauf, dass irgendwas davon romantisch war und die Sachen von einem Mann sind, der wirklich nur ein heimlicher Verehrer war?«
»Das müssen Sie sie fragen«, sagte Jim. »Ich bin der letzte Mann auf der Welt, der Ihnen erklären kann, warum Frauen so denken, wie sie denken. Ich konnte ja schon nicht begreifen, was im Kopf meiner Exfrau vor sich ging.«
»Sie sollten nicht davon ausgehen, dass alle Frauen gleich denken.« Bernie hatte plötzlich ein ganz seltsames Gefühl. Eifersucht? Krieg dich mal wieder ein! Sie hatte überhaupt kein Recht, in Bezug auf Jim Norton etwas zu empfinden, das Eifersucht auch nur entfernt ähnelte, vor allem nicht, wenn er über seine Exfrau sprach.
»Ja, Sie haben recht. Mary Lee war – nun ja, ziemlich einzigartig.«
Sie wollte ihn fragen, ob er das im positiven oder im negativen Sinne meinte, aber es ging sie eigentlich nichts an. Wenn er es näher ausführen wollte, würde er es von sich aus tun. Und wenn nicht …
»Sie waren noch nie verheiratet, nicht wahr, Bernie?«, fragte Jim.
»Wie kommen Sie darauf?«
»Weil Ihr Nachname immer noch Granger ist und …«
»Ich habe meine Highschool-Liebe geheiratet, bevor wir aufs College gingen, und mich sieben Jahre später von ihm scheiden lassen.« Sie war verrückt nach Ryan gewesen, hatte sich sonstwie verrenkt, um ihm zu gefallen. Und am Ende dankte er ihr dafür, dass sie ihm eine gute Frau gewesen war, indem er die Scheidung nicht anfocht. »Ich habe Ryan seit Jahren nicht mehr gesehen. Von einer seiner Cousinen drüben in Pine Bluff hörte ich, dass er vor ungefähr fünf Jahren wieder heiratete, ein paar Kinder hat und in Nashville lebt.« Die Erinnerung an ihre zwei Fehlgeburten tat bis heute weh und gab ihr immer noch das Gefühl, versagt zu haben. »Nach der Scheidung nahm ich meinen Mädchennamen wieder an.«
»Mary Lee und ich heirateten, nachdem ich gerade meinen Uni-Abschluss gemacht hatte. Es scheint mir eine Ewigkeit her zu sein. O Mann, sogar die Scheidung scheint eine Ewigkeit zurückzuliegen. Kevin war erst sechs, als seine Mutter und ich uns trennten, und jetzt wird er bald dreizehn.«
»Wenigstens haben Sie ein Kind.« Bernie hatte nicht beabsichtigt, es laut auszusprechen. Es war ihr einfach herausgerutscht – aus den Gedanken direkt auf die Lippen.
»Wollten Sie Kinder?«
Sie wusste, dass er sie ansah, aber sie konnte nicht zu ihm sehen, weil sie Tränen in den Augen hatte. Wollte sie Kinder? Und wie sie sich Kinder gewünscht hatte! Mindestens drei, vielleicht vier. Aber offensichtlich war es ihr nicht bestimmt, Mutter zu sein.
Auf den Boden blickend, schluckte sie und sagte: »Ja, ich wollte Kinder. Es kam nur nicht dazu.«
»Wir sollten lieber ein bisschen ausruhen«, sagte Jim, als hätte er gespürt, wie unangenehm
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