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Kim Novak badete nie im See von Genezareth

Kim Novak badete nie im See von Genezareth

Titel: Kim Novak badete nie im See von Genezareth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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schwimmen gehen?«
    Gleich von Anfang an hatten wir eine Art Übereinkunft geschlossen, Edmund und ich. Eine stillschweigende Übereinkunft, die besagte, dass wir nicht über den Mord sprachen. Nicht mehr jedenfalls, als unbedingt notwendig war. Natürlich dachten wir beide darüber nach, schließlich war es ein Geschehen, das alles andere überschattete. Das SCHRECKLICHE schlich sich in jeden Winkel und jede Ecke unserer Gedanken, die ganze Zeit. Auch noch darüber zu sprechen, das wäre ganz einfach zu viel gewesen.
    Viel zu viel. Das war uns klar gewesen, ohne dass wir darüber ein Wort hatten verlieren müssen. Es gab eigentlich eine ganze Menge, was uns in dieser Art und Weise klar war, Edmund und mir. Stillschweigende Übereinkünfte ohne Worte. Wenn ich daran dachte, erschien es mir gleichzeitig ganz natürlich und auch ein wenig merkwürdig. Wir hatten ja erst seit ein paar Monaten Kontakt miteinander, und dennoch war es, als würden wir uns schon seit ewigen Zeiten kennen. Fast, als wären wir Zwillinge. Ich weiß, dass ich das einmal dachte.
    Doch was Ewa Kaludis betraf, so lief es ganz anders. Sie mussten wir ab und zu auf die Tagesordnung setzen, das fühlten wir beide ganz deutlich.
    »Ich möchte wissen«, sagte Edmund. »Ich möchte wissen, wie sie der Polizei ihr Veilchen erklärt hat.«
    »Ihr ging's bestimmt schon mal besser«, überlegte ich.
    »Vielleicht fühlt sie sich ja einsam«, meinte Edmund. »Ohne Henry und so. Denn du glaubst doch auch nicht, dass sie sich jetzt sehen?«
    »Ich glaube in dieser Beziehung gar nichts«, erwiderte ich.
    Aber der Gedanke, sie aufzusuchen, war bereits in meinem
    Hinterkopf aufgetaucht. In Edmunds offensichtlich auch.
     
    ***
     
    Am Sonntag kam Kommissar Lindström wieder. Er blieb höchstens eine Stunde, aber er sprach mit uns allen dreien.
    Mit einem nach dem anderen, und diesmal nahm er sich Edmund und mich einzeln vor.
    »Es geht um ein paar Details«, erklärte er mir, als ich an der Reihe war.
    »Details?«, fragte ich.
    »Details«, wiederholte Lindström. »Vielleicht sind sie nur von untergeordneter Bedeutung, aber es ist immer so, dass man über die Details zum Ganzen kommt.«
    »Die Sonne bringt es an den Tag«, sagte ich.
    Er runzelte einen Moment lang die Stirn. Dann schlug er ein Blatt seines Notizblocks um und knipste ein paar Mal mit seinem Kugelschreiber.
    »Habt ihr hier viel Werkzeug?«
    »Werkzeug?« »Säge, Axt, Hammer und so.«
    »Nun ja«, sagte ich. »Ein bisschen. Aber nicht besonders viel.«
    »Wir sind vor allem an einem größeren Hammer oder einem kleineren Vorschlaghammer interessiert.«
    »Ach so.«
    »Weißt du, ob es so etwas hier gibt?«
    Ich dachte nach. »Es gibt einen Hammer in der Werkzeugschublade«, sagte ich. »Aber der ist nicht besonders groß.«
    »Ist es der hier?«
    Er hob einen Hammer hoch, den er unter dem Tisch verborgen gehabt hatte. Ich guckte ihn mir schnell an.
    »Ja.«
    »Sicher?«
    Ich sah ihn mir genauer an. »Ja, das ist er. Wir haben ihn gebraucht, als wir den Steg gebaut haben, ich erkenne ihn wieder.«
    »Das ist gut«, meinte Lindström. »Das stimmt mit dem überein, was dein Freund gesagt hat.«
    Ich erwiderte nichts darauf.
    »Es gibt nicht noch einen etwas größeren?«
    »Doch«, sagte ich. »Ich glaube, es gibt einen kleinen Vorschlaghammer oder so, hinten im Schuppen.«
    »Wirklich?«, fragte Lindström. »Wollen wir mal rausgehen und nachgucken?«
    Ich folgte ihm zu dem baufälligen Schuppen neben dem Plumpsklo. Schob den Türriegel auf und schaute in dem Gerümpel nach.
    »Ich weiß nicht genau, wo er ist.«
    Eine ganze Weile suchte ich darin herum.
    »Kannst du ihn nicht finden?«, wunderte Lindström sich. Er hatte sein Bronzolröhrchen herausgeholt und wippte auf Fersen und Hacken.
    »Anscheinend nicht.«
    »Das macht nichts. Ich glaube auch nicht, dass er hier ist. Dein Bruder konnte ihn auch nicht finden. Und du hast keine Ahnung, wohin er verschwunden sein mag?«
    Ich kletterte aus dem Schuppen und bürstete mir den Staub ab.
    »Nein«, antwortete ich. »Wirklich nicht.«
    »Kannst du dich dran erinnern, wann du ihn zuletzt gesehen hast?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Vielleicht vor ein paar Wochen.«
    »Den habt ihr nicht gebraucht, als ihr den Steg gebaut habt?«
    »Nein.«
    Wir gingen zurück zum Küchentisch.
    »Das zweite Detail«, sagte Lindström, nachdem er etwas auf seinen Block geschrieben hatte. »Das zweite Detail betrifft ein gewisses Fräulein Ewa

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