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Kim Novak badete nie im See von Genezareth

Kim Novak badete nie im See von Genezareth

Titel: Kim Novak badete nie im See von Genezareth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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hier.«
    »Ihr wollt doch nach Hause, Jungs?«, fragte Edmunds Papa nun in einem etwas sanfteren Ton. »Ihr wollt doch sicher so schnell wie möglich in die Stadt zurück?«
    Ich sah Edmund an. Edmund sah mich an. »Nie im Leben«, sagte Edmund. »Unglaublich«, wiederholte mein Vater. »Mir fehlen die Worte.«
    »Da läuft ein Mörder frei herum«, sagte Herr Wester.
     
    ***
     
    Sie blieben den ganzen Tag und sogar über Nacht, und am nächsten Tag fuhren Edmund und ich mit ihnen in die Stadt zurück. Aber nur gegen das Versprechen, am darauf folgenden Tag wieder zurück nach Genezareth zu dürfen, sollten bis dahin keine neuen Gewalttaten im Gebiet um den Möckelnsee entdeckt worden sein. Edmund fuhr zu sich nach Hause, und ich fuhr mit meinem Vater ins Krankenhaus und saß eine Stunde lang bei meiner Mutter am Bett. Ihre Haare waren gewaschen worden, und sie hatte eine neue Dauerwelle, aber ansonsten sah sie ungefähr so aus wie vorher. Vielleicht noch ein bisschen blasser. Wir redeten die ganze Zeit über den Mord an Berra Albertsson, die Zeitungen hatten seitenlang darüber berichtet - oder, genauer gesagt, mein Vater und meine Mutter redeten darüber, während ich stumm dabeisaß, nickte und so tat, als wäre ich in allem ihrer Meinung. Das Ergebnis der letzten medizinischen Tests war immer noch nicht klar, eigentlich gab es also nicht viel, worüber man sich sonst hätte unterhalten können. Es war, wie es war.
    Als wir das Krankenhaus verlassen wollten, nahm meine Mutter meine Hand und hielt sie eine Weile fest. Sie sah mich mit einer Art tiefem Ernst im Blick an, und ich erwartete, dass sie jetzt wieder so ein merkwürdiges Sprichwort von sich geben würde.
    Aber das tat sie nicht. »Pass auf dich auf, mein Junge«, sagte sie nur. »Pass auf dich auf und pass auch auf Edmund auf.«
    Wir fuhren mit dem Achterbus heim. Dann schlief ich eine Nacht in der Idrottsgatan, und am nächsten Tag, einem Samstag, kam Henry und holte Edmund und mich ab, und gemeinsam fuhren wir zurück nach Genezareth.
    Obwohl wir doch dem Zentrum der Geschehnisse so nahe waren, erfuhren wir erst aus dem Kurren und der Ländstidning über die Fortschritte der Polizei hinsichtlich der Aufklärung des Mordes. Polizeidirektor Elmestrand erklärte bereits am ersten Tag, dass man davon ausging, den Täter bereits in nächster Zukunft zu fassen, und dass man nicht beabsichtige, die Reichspolizei einzuschalten. Er hätte volles Vertrauen in Kommissar Lindström und seine Männer, so behauptete er, erhoffe sich aber dennoch Hinweise von Kommissar Zufall und der Allgemeinheit. Es war natürlich wichtig, dass alle mithalfen, das blutige Drama, das unseren Ort und die gesamte schwedische Sportwelt erschüttert hatte, aufzuklären.
    Der schwedische Handball hatte einen Schuss ins Zwerchfell bekommen, wie ein Schreiber namens Bejman es in der Ländstidning ausdrückte.
    Auf die Frage, wen die Polizei denn als Täter verdächtigte, hatte man auch am Samstag noch keine Antwort. Man verfolge verschiedene Spuren, hieß es, aber es sei noch zu früh, um den Verdacht in eine bestimmte Richtung zu lenken.
    Vielleicht war es die Tat eines Wahnsinnigen. Vielleicht steckte ein ganz anderes Motiv dahinter.
    Aus den Informationen, die die Zeitungen auflisteten, ging hervor, dass Bertil »Berra« Albertsson seinen Mörder irgendwann zwischen Mitternacht und zwei Uhr früh, in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag, getroffen hatte. Wahrscheinlich hatte der Betreffende genau in dem Moment zugeschlagen, als Albertsson auf dem kleinen Parkplatz aus seinem Auto steigen wollte wo er auch aufgefunden wurde, neben dem schmalen Kiesweg, der zwischen dem
    Ferienhausgebiet Sjölycke und dem Badegebiet Fläskhällen am See Möckeln durch den Wald verlief. Was Albertsson an so einem Ort zu dieser Nachtzeit wollte, lag im Dunkeln. Auch Befragungen und Verhöre von Leuten, die den Ermordeten kannten, wie zum Beispiel seiner Verlobten Ewa Kaludis, hatten kein Licht in diese Frage bringen können.
    Der Mord selbst war mit einem so genannten stumpfen Gegenstand verübt worden, wahrscheinlich mit einem kräftigen Hammer oder einem kleineren Vorschlaghammer. Ein einziger Schlag hatte genügt. Er hatte Albertssons Kopf von oben und aus nächster Nähe getroffen, war durch den Scheitelknochen gedrungen und noch ein gutes Stück ins Gehirn eingedrungen. Der Tod musste unmittelbar eingetreten sein.
    »Mitten in die Fresse«, sagte Edmund und legte den Kurren hin. »Wollen wir

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