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Kim Novak badete nie im See von Genezareth

Kim Novak badete nie im See von Genezareth

Titel: Kim Novak badete nie im See von Genezareth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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denke, so gegen zehn.«
    »Ist einer von euch in der Nacht aufgewacht?«
    Edmund runzelte kurz die Stirn, und ich ließ ihn zuerst antworten. »Ich war einmal draußen zum Pinkeln.«
    »Wann?«
    »Keine Ahnung«, sagte Edmund. »Nicht den leisesten Schimmer.«
    »Und dir ist dabei nichts Besonderes aufgefallen?«
    »Nein«, sagte Edmund. »Nichts.«
    »Hat es geregnet?«
    Edmund dachte nach. »Nein«, antwortete er dann. »Geregnet hat es nicht.«
    Kommissar Lindström machte sich Notizen.
    »Und du?«, sagte er dann und wandte sich mir zu. »Warst du irgendwann einmal wach?«
    »Nein«, sagte ich. »Ich glaube nicht.«
    »Überhaupt nicht?« »Nein.«
    »War dein Bruder gestern Abend zu Hause?«
    »Nein.«
    »Wann ist er nach Hause gekommen?«
    »Ich weiß nicht. Jedenfalls nicht, solange ich wach war.«
    Er wandte sich wieder Edmund zu.
    »Hast du bemerkt, ob Henry zu Hause war, als du draußen warst und Wasser gelassen hast?«
    »Keine Ahnung«, sagte Edmund.
    »Du hast nicht gesehen, ob Licht an war?«
    »Ich glaube, es war aus. Aber warum fragen Sie nicht Henry selbst, wann er nach Hause gekommen ist?«
    Lindström reagierte nicht auf Edmunds Frage. Stattdessen fixierte er mich.
    »Gibt es sonst noch etwas, das wir wissen sollten?«
    »Nein.«
    Er schrieb ein paar Worte auf den Block.
    »Erzählt mir, was heute Morgen passiert ist«, sagte er.
    Edmund und ich berichteten abwechselnd, wie wir von Lasse Schiefmauls Schrei, der unten von der Wiese heraufkam, aufgewacht waren. Wie wir zusammen mit ihm und Henry zum Parkplatz gelaufen waren und gesehen hatten, was passiert war. Wie wir dort gewartet hatten, während Schiefmaul von den Lundins aus die Polizei angerufen hatte.
    »Wisst ihr, wer da auf dem Parkplatz lag?«, fragte Lindström.
    Edmund und ich sahen einander an.
    »Ja«, sagte ich. »Das war Berra Albertsson.«
    Lindström nickte. »Und wusstet ihr das gleich? Als ihr ihn gesehen habt?«
    »Ja.« »Wieso habt ihr ihn gleich erkannt?«
    »Wir haben ihn schon vorher mal gesehen«, erklärte Edmund.
    »Wo?«, fragte Lindström.
    »Überall mal«, meinte Edmund. »Zum Beispiel im Lackapark.«
    »Und er war ja auch in der Zeitung«, fügte ich hinzu. »Im Kurren.«
    Lindström rückte seine Fliege gerade und machte sich Notizen. Er lehnte sich zurück und dachte ein paar Sekunden nach.
    »Er war nicht hier und hat euch besucht?«
    »Berra Albertsson?«, fragte Edmund. »Nein, der war nicht hier.«
    »Nie«, bestätigte ich. »Jedenfalls nicht, als ich hier war.«
    »Weißt du, ob dein Bruder ihn kannte?«
    »Nein«, sagte ich. »Aber das tat er bestimmt nicht.«
    »Habt ihr ihn hier in der Gegend schon mal gesehen? Im Sjölycke-Gebiet oder überhaupt in der Nähe vom Möckeln?«
    Wir überlegten eine Weile.
    »Nein«, sagte Edmund.
    »Nein«, sagte ich.
    Lindström holte aus seiner Innentasche ein Röhrchen Bronzol heraus und schüttelte zwei Pastillen heraus. Er wog sie ein paar Sekunden lang in der Hand, bevor er sie mit einer genau abgemessenen Bewegung in den Mund warf. »Seid ihr euch dessen ganz sicher? Dass ihr Bertil Albertsson hier in der Gegend nie gesehen habt?«
    »Absolut sicher«, sagte Edmund.
    »Nur im Lackapark«, bestätigte ich.
    »Und ihr habt letzte Nacht nichts Ungewöhnliches gehört?«
    Wir schüttelten die Köpfe. Kommissar Lindström kaute nachdenklich seine Bronzolpastillen.
    »Dann stimmt das wohl«, sagte er, und damit war das Verhör beendet.
     
    ***
     
    Unsere Väter hatten den Zwölf-Uhr-Bus genommen und waren von Äsbro aus mit Laxmans gelbem Taxi gefahren.
    »Ihr könnt nicht hier bleiben«, sagte mein Vater.
    »Unter keinen Umständen«, sagte Edmunds Vater.
    »Immer mit der Ruhe«, sagte Henry.
    Edmunds Vater holte ein Taschentuch heraus, das so groß war wie ein Zelt, und wischte sich damit das Gesicht und den Nacken ab.
    »Ruhe?«, schnaubte er. »Wie in Dreiteufelsnamen sollen wir das bitte schön mit der Ruhe nehmen? Schließlich ist nur hundert Meter von hier ein Mord geschehen. Bist du verrückt geworden?«
    Er starrte Henry mit aufgerissenen Augen an.
    »Ist er verrückt geworden?«, wandte er sich an meinen Vater, als Henry keine Antwort gab.
    »Ihr kommt mit zurück in die Stadt«, erklärte mein Vater. »Anders geht es nicht. Es ist unglaublich, so etwas ist hier noch nie vorgekommen.«
    Henry zündete sich eine Lucky Strike an und stand vom Küchentisch auf.
    »Macht mit den Jungs, was ihr für richtig haltet«, erklärte er. »Ich bleibe jedenfalls

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