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Kim Novak badete nie im See von Genezareth

Kim Novak badete nie im See von Genezareth

Titel: Kim Novak badete nie im See von Genezareth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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und ruderte auch auf den See hinaus. Aber er blieb selten länger als eine Stunde weg. Am Dienstagmorgen erklärte er uns, dass er unbedingt nach Örebro müsste und dass er ziemlich lange wegbleiben würde. Er fuhr kurz nach zwölf los, und Edmund und ich beschlossen, dem Flipperautomaten in Fläskhällen noch einmal eine Chance zu geben. Wir saßen gerade im Boot, als ein Typ hinter der Hausecke auftauchte.
    Er sah aus, als wäre er so in den Dreißigern. Aber mit ziemlich schütterem Haar. Er trug ein weißes Perlonhemd und eine Sonnenbrille, und er wedelte mit beiden Armen, damit wir begriffen, dass er mit uns reden wollte.
    Wir schauten einander an und kletterten dann wieder an Land.
    »Lundberg«, sagte er, als wir bei ihm angekommen waren.
    »Rogga Lundberg. Ich suche Henry Wassman.«
    Ich sagte ihm meinen Namen und erklärte, dass Henry nicht zu Hause war. Und dass er wohl eine ganze Weile wegbleiben würde.
    »Aha«, sagte Rogga Lundberg. »Dann bist du also sein kleiner Bruder, oder?«
    Ich mochte ihn nicht. Vom ersten Augenblick an hatte ich das Gefühl, dass etwas faul mit ihm war und dass wir zusehen sollten, ihn so schnell wie möglich wieder loszuwerden. Vielleicht war es die Sonnenbrille, die seinen üblen Charakter offenbarte. Obwohl es ein bedeckter Tag war, machte er keinerlei Anstalten, sie abzunehmen.
    Wie auch immer, ich gab zu, Henrys Bruder zu sein.
    »Vielleicht könnten wir uns ein wenig zusammensetzen und miteinander reden«, schlug Rogga Lundberg vor. »Ich kenne Henry, und da wäre es doch prima, auch seinen Bruder mal kennen zu lernen. Wie heißt dein Kumpel?«
    »Edmund«, sagte Edmund.
    Widerwillig setzten wir uns um den Gartentisch. Rogga steckte sich eine Zigarette an.
    »Ich habe 'ne Weile mit Henry zusammengearbeitet«, erklärte er dann. »Beim Kurren. Ich bin auch Freelancer.«
    Das Wort Freelancer verlor sofort etwas von seinem Glanz.
    »Hier ist ja so einiges passiert.«
    Er zeigte bedeutungsvoll auf den Wald und den Parkplatz. Edmund und ich verzogen keine Miene. »Schließlich kommt es nicht jeden Tag vor, dass hier in unserer Gegend ein Mord passiert. Ja, ich schreibe nämlich darüber, wisst ihr. Des einen Tod, des anderen Brot. Ihr lest doch sicher den Kurren?«
    »Wir wissen nichts davon«, sagte ich.
    »Wir wohnen nur zufällig in der Nähe«, erklärte Edmund.
    »Wirklich?«, sagte Rogga Lundberg und lächelte kurz. »Na, aber ich denke, zumindest Henry weiß so einiges.«
    »Was willst du damit sagen?«, fragte ich.
    Er antwortete nicht sofort. Zunächst faltete er die Hände im Nacken und lehnte sich auf dem Stuhl zurück, als würde er sich hinter seiner riesigen Sonnenbrille sonnen. Obwohl es doch bedeckt war. Er zog zweimal an seiner Zigarette und ließ sie dann in einem Mundwinkel hängen.
    »Was hattet ihr gesagt, wann er zurück sein wollte?«
    »Spät«, antwortete ich und erinnerte mich plötzlich an das Gespräch mit Berra Albertsson vor fast einer Woche. Es war ähnlich wie dieses jetzt verlaufen, und das erzeugte in mir ein schauerliches Gefühl. Ich spürte, wie sich mir die Nackenhaare sträubten. »Kommt vielleicht erst heute Nacht zurück.«
    »Ist er oft nachts unterwegs, dein Bruder?«
    Ich antwortete nicht. Edmund nahm seine Brille ab und rieb sich die Nasenwurzel. Ich wusste, dass das ein Zeichen von Nervosität war.
    »Nun hört mal zu«, sagte Rogga Lundberg, und jetzt klang er plötzlich reichlich ernst. »Ihr könnt ebenso gut gleich erfahren, was die Polizei denkt. Und Henry sollte es auf jeden Fall wissen. Deshalb wollte ich nämlich mit ihm reden.«
    »Ja?«, sagte ich nur.
    Er schnipste die Zigarettenkippe über die Schulter nach hinten. »Das ist doch nicht besonders schwierig«, fuhr er fort. »Und zwei so kluge Jungsköpfe wie ihr habt doch bestimmt kein Problem zu kapieren, wie der Laden hier läuft. Zumindest nicht, wenn ihr mal richtig drüber nachdenkt.«
    Wir antworteten nicht.
    »Berra Albertsson wurde da hinten auf dem Parkplatz gefunden, oder? In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag letzter Woche, ja?«
    Ich nickte widerstrebend.
    »Jemand hat ihn niedergeschlagen, als er gerade aus seinem Auto steigen wollte. Also muss die Polizei doch daraus schließen, dass er hier parken wollte. Könnt ihr mir erklären, warum er das wollte?«
    »Ihr braucht nicht zu antworten«, redete Rogga Lundberg weiter, obwohl weder Edmund noch ich irgendwelche Anstalten dazu gemacht hatten. »Es liegt auf der Hand. Es gibt nur einen einzigen

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