Kim Novak badete nie im See von Genezareth
vernünftigen Grund, da hinten zu parken. Entweder wollte er die Lundins besuchen, oder er wollte euch besuchen. Entweder oder, etwas anderes gibt es nicht. Habt ihr dazu etwas zu sagen?«
»Vielleicht musste er mal pinkeln und hat deshalb angehalten«, sagte Edmund.
»Und dann wollte es der Zufall, dass ein Verrückter da stand«, sagte ich.
Rogga Lundberg kümmerte sich gar nicht um unsere Einwände.
»Die Polizei ist von Anfang an von dieser Theorie ausgegangen, das kann ich euch sagen. Dass Kanonen-Berra die Absicht hatte, hierher zu kommen - oder zu den Lundins da hinten.«
Er nickte vage in Richtung der Lundins. »Und dass es jemanden gab, der ihn daran hindern wollte, dorthin zu kommen. Oder hierher. Und der das dann auch tat. Hrrm?«
Das Fragezeichen nach dem Hrrm war sehr deutlich zu hören, dennoch sahen wir uns nicht bemüßigt zu antworten. Ich nicht, und Edmund auch nicht.
»Die Polizei hat sich natürlich zuerst die Lundins angeguckt, schließlich sind sie in derartigen Zusammenhängen nicht ganz unbekannt. Aber leider ist man da nicht weitergekommen. Es spricht nicht besonders viel dafür, dass sie in die Sache verwickelt sein könnten.«
»Wie. wie k. kannst du das denn überhaupt wissen?«, fragte Edmund. »Du. d. du redest hier 'ne ganze Menge Scheiße, hab ich den Eindruck.«
Es war das erste Mal, dass ich Edmund stottern hörte. Rogga
Lundberg kam aus dem Konzept, aber nur für kurze Zeit. Dann schnaubte er verächtlich und zog eine neue Zigarette heraus.
»Darüber will ich ja gerade mit Henry reden«, erklärte er dann. »Nur schade, dass er nicht zu Hause ist. Es wäre wirklich besser für ihn, wenn wir bald mal miteinander reden könnten.«
Krebs-Treblinka-Liebe-Bumsen-Tod, dachte ich seit langer Zeit zum ersten Mal wieder.
»Es wäre gut, wenn ihr ihm das sagen würdet. Erzählt ihm, dass ich hier war und auch, was ich gesagt habe. Außerdem könnt ihr ihm gern ausrichten, dass ich einiges über seine Frauengeschichten weiß. Besonders über eine. Er wird schon wissen, was gemeint ist.«
Er stand auf und zündete sich die Zigarette an. Blieb eine Weile stehen und betrachtete uns durch seine dunklen Brillengläser. Dann zuckte er mit den Schultern und ging.
Wir blieben lange sitzen und versuchten, ihn zu vergessen. Aber es klappte nicht.
***
Wahrscheinlich war es das Gespräch mit Rogga Lundberg, das uns dazu brachte, das Problem Ewa Kaludis schon am Mittwoch anzugehen.
Henry schlief noch, als wir aufstanden. Wir hatten nicht gehört, wann er nachts gekommen war, und als wir verschwanden, legte ich ihm nur einen Zettel auf den Küchentisch, auf dem stand, dass ein Kollege von ihm hier gewesen war und ihn hatte sprechen wollen. Mehr wollte ich lieber nicht schreiben. Ich dachte, es wäre sicher geschickter, ihm alles zu erzählen, wenn wir abends wieder zurück waren.
Es war ein heißer, aber ziemlich stürmischer Tag. Wir fuhren bereits am frühen Vormittag los, aber Edmund hatte ungefähr auf halber Strecke zwischen Sjölycke und Äsbro einen Platten. Deshalb waren wir gezwungen, in den Ort zu gehen und eine Stunde vor Laxmans Laden mit Wassereimer, Flickzeug und Gummikleber zu verbringen. Britt Laxman war zufällig nicht da, was Edmund und mir ziemlich gleich war, und schließlich konnten wir befriedigt feststellen, dass der Schlauch wieder die Luft hielt.
Wegen des Gegenwinds erreichten wir die Stadt erst gegen zwei Uhr. Wir hatten von Laxmans aus meinen Vater angerufen - er hatte die zweite seiner drei Urlaubswochen und war noch nicht ins Krankenhaus gefahren - und hatten ihm gesagt, dass wir mal in der Idrottsgatan vorbeischauen wollten. Als wir ankamen, hatte er gerade angefangen, Frikadellen mit Zwiebeln zu braten.
Seine Kochkünste waren nicht besonders, wie immer, aber wir ließen es uns trotzdem schmecken, und er sah ziemlich zufrieden aus, als wir aufgegessen hatten.
»Das ist gut so, Jungs. Esst, bis ihr platzt, man weiß schließlich nie, wann man das nächste Mal was kriegt.«
»Da ist was Wahres dran«, sagte Edmund.
»Hat es sich da draußen inzwischen etwas beruhigt?«, fragte mein Vater.
Wir nickten. Ich dachte, dass er uns sicher auf der Stelle einsperren würde, wenn wir ihm nur andeutungsweise von Henry und Ewa Kaludis oder von Rogga Lundberg erzählt hätten. Er würde uns verbieten, jemals wieder einen Fuß nach Genezareth zu setzen. Ich spürte, dass ich mich etwas schämte, ihn so hinters Licht zu führen und hoffte, dass es später irgendwann
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