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Kim Novak badete nie im See von Genezareth

Kim Novak badete nie im See von Genezareth

Titel: Kim Novak badete nie im See von Genezareth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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bekamen. Er erschien schon gegen neun Uhr morgens, und er hatte ein Exemplar der Länstidning dabei, in der er uns zunächst über die Entwicklung des Falls lesen ließ, bevor er sich daranmachte, uns zu verhören.
    Henry wurde nicht mit Namen genannt, er wurde abwechselnd als »der Verdächtige« oder »der Verhaftete« bezeichnet, und es wurde mit keinem Wort erwähnt, dass er freiwillig zur Polizei gekommen war.
    Und nichts darüber, was den Verdacht überhaupt auf ihn gelenkt hatte. Der Verdächtigte hatte einen gewissen Kontakt mit dem Opfer gehabt, hieß es nur. Die Verhaftung war das Ergebnis emsiger und erfolgreicher Untersuchungsarbeiten, aber ein Geständnis gab es von dem jungen Mann noch nicht, wie Kommissar Lindström bei einer kurzen Pressekonferenz am Donnerstagabend mitgeteilt hatte.
    Viel mehr stand nicht drin.
    »Es sind falsche Angaben im Laufe der Untersuchungen gemacht worden«, erklärte Lindström, nachdem wir zu Ende gelesen hatten. »Von euch beiden, zum Beispiel. Diesmal möchte ich die Wahrheit hören, meine Herren. Die ganze Wahrheit.«
    Er klang deutlich schroffer als beim letzten Mal. Wie Sandpapier oder Ähnliches. Edmund faltete die Zeitung
    zusammen und schob sie zurück über den Tisch.
    »And nothing but the truth«, sagte er.
    »Du kannst so lange draußen warten«, sagte Lindström. »Aber bleibe in der Nähe. Und bleibe in Zukunft besser beim Schwedisch.«
    Edmund wurde ein bißchen rot im Gesicht und ließ uns allein in der Küche zurück.
    Lindström holte sein Bronzolröhrchen hervor, öffnete es aber nicht. Er legte es nur vor sich auf den Tisch und rollte es mit Hilfe von Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand hin und her. Diesmal war offensichtlich kein Notizblock notwendig, ich wusste nicht so recht, wie ich das zu deuten hatte.
    Und ich wusste auch nicht, wie ich das Schweigen deuten sollte, das er aus seinen behaarten Nasenlöchern herauszupusten schien, während er mich aus weniger als einem Meter Abstand betrachtete. Er machte den Eindruck einer kalten Quarzlampe.
    Ich starrte abwechselnd auf das Bronzolröhrchen und meine eigenen Hände, die sich im Schoß wanden.
    »Du und dein Bruder«, fing er schließlich an.
    »Ja?«, fragte ich.
    »Wie läuft es mit euch?«
    »Gut«, sagte ich.
    »Er ist viel älter als du.«
    Das fasste ich nicht als Frage auf und antwortete deshalb nicht.
    »Wie viel älter?«
    »Ungefähr acht Jahre.«
    »Würdest du sagen, dass du ihn gut kennst?«
    »Doch, ja«, sagte ich.
    »Dass du weißt, was er so tut und treibt?«
    »Doch, ja.«
    »Was macht er denn?«
    »Er ist Journalist«, erklärte ich. »Er arbeitet als Freelancer. Aber den Sommer hat er sich frei genommen, um ein Buch zu schreiben.« »Ein Buch?« »Ja.«
    »Was für ein Buch?«
    »Einen Roman«, erklärte ich weiter. »Über das Leben.«
    »Über das Leben?«
    »Ja.«
    Lindström klopfte mit dem Röhrchen auf den Tisch, aber er öffnete es immer noch nicht. »Und wie steht es bei ihm mit Frauen?« Ich zuckte mit den Achseln und schaute uninteressiert drein. »Gut, nehme ich an.« »Wer ist Emmy Kaskel?« »Emmy? Seine frühere Freundin.« »Jetzt ist sie es nicht mehr?« »Nein.«
    »Und wer ist im Augenblick seine Freundin?«
    Ich schaute auf seine blaugepunktete Fliege. Überlegte, ob er sie wohl von seiner Frau als Weihnachtsgeschenk bekommen hatte. Überlegte, ob er wohl überhaupt eine Frau hatte. »Niemand, glaube ich.« »Wirklich?« Ich antwortete nicht. »Und wie steht es mit Ewa Kaludis?«
    »Die hatten wir im Frühling als Vertretung an der Schule«,
    sagte ich.
    »Ich weiß, dass ihr sie in der Schule hattet«, sagte Lindström. »Das habt ihr mir schon letztes Mal erzählt. Jetzt will ich wissen, in welchem Verhältnis sie zu Henry, deinem Bruder, stand.«
    »Ich glaube, die beiden kannten sich«, sagte ich.
    »Aha«, meinte Lindström. »Du glaubst also, dass die beiden sich kannten. Und wie kommt es dann, dass du mir das nicht letztes Mal erzählt hast?«
    »Sie haben nicht danach gefragt«, erwiderte ich.
    Er machte eine Pause und atmete wieder Schweigen aus. Er betrachtete die Finger seiner linken Hand, als wolle er überprüfen, ob er auch keinen Schmutz unter den Fingernägeln hatte.
    »Was sagtest du, wie alt du bist?«
    »Das habe ich gar nicht gesagt.«
    »Dann tue es jetzt.«
    »Vierzehn.«
    »Vierzehn Jahre? Erst vierzehn Jahre, und du meinst, du müsstest deinen Bruder beschützen, der doch zweiundzwanzig ist?«
    »Ich versuche nicht, meinen Bruder zu

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