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Kim Schneyder

Kim Schneyder

Titel: Kim Schneyder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ich hab den Prinzen verzaubert! Hilfe
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sein.
     
    Was man nicht im Kopf hat, das hat man in den Beinen.
    Wenn an dieser alten Weisheit irgendetwas dran ist, dann muss ich als Umkehrschluss gewaltig was im Kopf haben, denn in meinen Beinen habe ich absolut gar nichts .
    Schon beim ersten kleinen Anstieg – und da befanden wir uns noch mitten in Monte Carlo auf dem Weg zur Moyenne Corniche auf einer geradezu lächerlichen Steigung –, musste ich die bittere Erfahrung machen, dass Studioergometer die reinsten Betrugsmaschinen sind. Die erzeugen nämlich im Vergleich zu echten Fahrrädern so gut wie keinen Widerstand an den Pedalen, und auf den niedrigen Stufen haben sie wahrscheinlich sogar einen kleinen Hilfsmotor, der die Pedale samt den darauf ruhenden Beinen von selbst antreibt. Anders ist es nämlich nicht zu erklären, dass ich nach jahrelangen Trainingseinheiten so völlig frei von Kondition geblieben bin und die Milchsäure mir jetzt wie aus Rieseninjektionen in die Oberschenkel fährt.
    Dabei hatte es eigentlich so gut begonnen. Wir hatten Sepia und Sonja auf der White Cloud aufgestöbert, und Sepia war begeistert gewesen von Bodos Idee, während Sonja mit dem Verweis auf ihre fehlenden sportlichen Ambitionen abgewunken hatte.
    Dann hatten wir in dem Sportgeschäft die Sachen anprobiert, die uns Bodos Bekannter zur Verfügung stellte, und bei der Gelegenheit konnte ich feststellen, dass man in Radlerhosen ganz automatisch supersportlich aussieht. Bodo hat das auch gleich bestätigt, als ich aus der Kabine kam: »Wow, Heidi. Eins kann ich dir sagen, wenn du so vor mir herfährst, lasse ich mich garantiert nicht abhängen.« Ein Kompliment, das mir natürlich zusätzlich Motivation verlieh.
    Und dann erst die Fahrräder: ultramoderne Mountainbikes mit siebenundzwanzig Gängen, und ich war mir absolut sicher, dass dieser lächerliche Hügel damit ein Kinderspiel sein würde.
    Und jetzt das! Bodo und Sepia sind die leichte Steigung hochgezogen, als hätten sie einen Orkan im Rücken, ich dagegen kämpfe schon auf den ersten paar Metern wie ein altersschwaches Walross.
    »Alles okay bei dir, Heidi?«, fragt Bodo besorgt, nachdem sie auf der Geraden auf mich gewartet haben.
    »Sicher, kein Problem!«, bemühe ich mich, meinen drohenden Hinterwandinfarkt zu verbergen. »Es dauert immer ein bisschen, bis ich meinen Rhythmus finde, wisst ihr, aber dann geht die Post ab«, erkläre ich keuchend.
    »Willst du vielleicht vorausfahren, damit wir uns deinem Tempo anpassen können?«, bietet Sepia an.
    Bloß nicht , denke ich. Dann wäre es gleich wieder vorbei mit meinem Neopseudosupersportimage.
    »Nein, mir wär’s lieber, wenn ihr vorausfahrt, dann kann ich mich besser auf mich selbst konzentrieren.« Ich wedle möglichst lässig mit der Hand herum. »Ich hole euch schon wieder ein, und falls nicht, treffen wir uns einfach oben.«
    »Wie du meinst«, zuckt Bodo die Schultern. »Achte jedenfalls auf die Abzweigung Richtung Eze Village , die geht nach circa einem halben Kilometer rechts weg, und dann immer weiter Richtung La Turbie . Merkst du dir das, falls wir uns aus den Augen verlieren?«
    »Aber klar doch, kein Problem.«
    Diese paar Namen sind auch nicht das Problem, aber die nächste Steigung, die ist definitiv eins. Die beginnt nämlich gleich nach der Abzweigung Richtung Eze Village , und im Gegensatz zu dem Mini-Anstieg vorhin ist die wirklich steil. Und um meine Verzweiflung komplett zu machen, führt die Straße von da weg in endlosen Serpentinen in die Höhe, viel weiter, als es vorhin vom Hafen aus gewirkt hat, und schon nach wenigen Metern muss ich einsehen, dass ich diesen Berg unmöglich mit dem Rad bezwingen kann. Bodo und Sepia dagegen klettern munter voran, als hätten sie gemeinsam eine Familienpackung Dopamin inhaliert, und es dauert keine fünf Minuten, dann habe ich sie aus den Augen verloren.
    Was andererseits auch wieder gut ist.
    Denn so kann ich wenigstens unbeobachtet anhalten und von meinem störrischen Drahtesel steigen. Meine Beine zittern wie Espenlaub, und ich bin heilfroh, dass Bodos Bekannter uns Trinkflaschen mit auf die Reise gegeben hat, sodass ich wenigstens meinen mittlerweile enormen Flüssigkeitsverlust wieder auffüllen kann.
    Dann lehne ich mich auf mein Rad und überlege. Was soll ich jetzt tun? Zurück zum Hafen fahren und zugeben, dass ich mich total überschätzt habe? Dass ich sportlich eine Null bin?
    Nie und nimmer, entscheide ich grimmig, da muss es auch andere Möglichkeiten geben. Autos fahren an mir

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