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Kim Schneyder

Kim Schneyder

Titel: Kim Schneyder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ich hab den Prinzen verzaubert! Hilfe
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vorbei, und ganz nebenbei registriere ich interessierte Männerblicke. Ja, ja, diese Radlerhosen, die verfehlen ihre Wirkung nicht. Ich nehme noch einen Schluck Wasser und denke weiter nach. Jetzt hab ich’s. Ich lasse einfach die Luft aus meinen Reifen, kehre zum Sportgeschäft zurück und beschwere mich ordentlich über den mangelhaften Zustand des Rades. Genau, das ist gut, so kann mir hinterher wenigstens keiner dumm kommen.
    Andererseits widerstrebt mir aber auch der Gedanke, klein beizugeben. Ich habe bei meinen Freunden den Eindruck erzeugt, dass ich über ein gewisses Maß an Sportlichkeit verfüge, und jetzt möchte ich diesen Eindruck auch bestätigen. Bloß, wie kann ich es bewerkstelligen, auf diesen Berg zu kommen, und zwar mit Fahrrad und in weniger als zehn Stunden – so lange würde es nämlich garantiert dauern, um das Ding hinaufzuschieben?
    Mal sehen: Das Einzige, worin ich Profi bin, ist die Manipulation von Menschen. Aber wen könnte ich in dieser Situation manipulieren, damit er mich da hochbringt?
    Der nächste Wagen zieht an mir vorbei, aus dem ein paar Jungs übermütig winken und auf Französisch etwas rufen, das vermutlich unanständig ist. Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich mich darüber ärgern oder freuen soll, als es plötzlich Klick macht.
    Genau das ist die Lösung. Ich bin eine Frau, und ich sehe verdammt sexy aus in diesen Radlerhosen. Dass ich da nicht gleich drauf gekommen bin!
    Okay, was würden die Typen denn am liebsten sehen? Ich könnte zum Beispiel … Ah, ich weiß schon. Ich beuge mich tief über mein Rad, als würde ich gerade einen Defekt untersuchen, und strecke dabei meinen Allerwertesten in Richtung Straße raus. Also bitte, wenn das nicht wirkt, dann weiß ich auch nicht. So, jetzt muss nur noch ein fetter Fisch in einem geräumigen Kombi oder Geländewagen anbeißen. Es dauert ein bisschen, bis ich den nächsten Wagen hören kann, und ich bücke mich noch ein Stück tiefer, um auf Nummer sicher zu gehen. Super, das muss ein großer Wagen sein, so laut und kräftig, wie der klingt. Ich tippe auf einen großen Geländewagen, und er kommt näher und näher. Dann, als ich schon fürchte, er würde vorbeifahren, etwa weil der Fahrer homosexuell ist oder seine zickige Angetraute auf dem Beifahrersitz hockt, höre ich plötzlich, wie er auf meiner Höhe stoppt. Mein Herz macht einen kleinen Hüpfer vor Freude, ich bleibe aber trotzdem in Position, damit er es sich nicht im letzten Moment noch anders überlegt. Angespannt höre ich, wie eine Wagentür geöffnet wird und wenige Sekunden später ein Mann etwas sagt.
    Alles klar, Heidi, hau ihn um! Ich setze mein charmantestes Lächeln auf, richte mich auf, drehe mich um – und reiße überrascht die Augen auf. Ein alter Opi steht vor mir, klein und schmächtig, und er taxiert mich von oben bis unten und grinst dabei verschmitzt. Dann fällt mein Blick verblüfft auf seinen Wagen. Es ist ein uralter Kleinlaster, und der Motor ist vermutlich nur deswegen so laut, weil der Auspuff defekt oder im Lauf der Jahre vielleicht überhaupt abhandengekommen ist. Als der Opi meinen erstaunten Blick bemerkt, fragt er mich etwas, und ich krame in meinem Sprachrepertoire verzweifelt nach geeigneten Vokabeln. Da man von einem französischen Bergbauern kaum erwarten kann, dass er Deutsch spricht, versuche ich es als Erstes mit Englisch: »Would you please help me, my bicycle has a damage and …« Doch schon nach wenigen Worten wird mir klar, dass er mich ebenso wenig versteht wie ich ihn. Er sagt wieder etwas, und ich schüttle nur den Kopf. Er versucht es erneut, und ich mache mit meinen Händen eine hilflose Geste. Er probiert es noch einmal, wieder mit demselben Ergebnis. Dann plötzlich entfährt ihm ein: »Merde!«, und obwohl ich mir nicht sicher bin, was das genau heißt, kapiere ich doch, dass ich seine Geduld nicht überstrapazieren darf.
    Also schön. Dann eben die Sprache, die jeder versteht. Ich zeige auf mein Fahrrad und mache mit dem Finger die Geste des Halsabschneidens als Zeichen für »Fahrrad kaputt« . Dann deute ich auf mich und wieder auf das Fahrrad und dann hinauf zur Anhöhe, was so viel bedeuten soll wie »Fahrrad und ich wollen trotzdem nach oben«. Schließlich zeige ich auf seinen alten Laster und schicke einen flehenden Blick hinterher, soll jetzt heißen: »Mit deiner alten Rostlaube!«
    Und siehe da: Der Opi nickt mit freudigem Eifer, dann gestikuliert und schwafelt er munter drauflos, während er mein

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