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Kind der Hölle

Kind der Hölle

Titel: Kind der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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ihn so verängstigt, daß er sich der Hütte nicht mehr nähern mag.« Sie kettete den Hund wieder an und beobachtete dann, wie ihr Mann die Hütte durchsuchte.
    Die Erfahrung des Vortages veranlaßte ihn, zuerst die Truhe zu öffnen, und nach kaum zwei Minuten hielt er Scouts Kopf in der Hand. »O Gott«, flüsterte er entsetzt. »Schau dir das an!«
    Obwohl sich Corinne fast der Magen umdrehte, zwang sie sich, genau hinzuschauen. »Ich kenne diesen Hund«, murmelte sie. »Er hat Jared Conway gehört.«

34. Kapitel

    Auch der Morgen vermochte Kims nächtliche Angst nicht zu vertreiben. Als sie die Treppe hinabging, bezwang sie ihre Panik. Die Eingangshalle sah genauso wie am Vortag aus, machte aber trotzdem sogar im Morgenlicht einen bedrohlichen Eindruck. Kim fröstelte, so als hätte sich die Eiseskälte, die sie nachts vor Mollys Zimmer gespürt hatte, nun auch auf das Erdgeschoß ausgebreitet. Während sie das Eßzimmer durchquerte, blieb sie kurz stehen, um das Wandgemälde ihrer Mutter zu betrachten. Die künstliche Verandatür, die Terrasse und die Balustrade sahen noch genauso wie gestern nachmittag aus, doch der Garten hatte sich verändert. Im Licht der Morgensonne, die durch die großen Fenster auf das Gemälde fiel, erkannte Kim nach einigen Minuten, was nicht stimmte.
    Der Garten schien zu sterben.
    Die Blumen, die noch gestern so frisch und lebensecht ausgesehen hatten, welkten dahin, und das grüne Laub der Bäume hatte sich bräunlich verfärbt. Aber warum sollte ihre Mutter das gemacht haben? Hatte sie aus Versehen eine falsche Tönung verwendet? Kim trat näher heran, konnte jedoch nichts erkennen, außer daß jede einzelne Blüte und jedes einzelne Blatt krank aussahen. Das Wandgemälde, das dem Eßzimmer noch am Vortag eine fröhliche Atmosphäre verliehen hatte, ließ es jetzt düster erscheinen.
    Kim wandte sich ab und öffnete die Küchentür. Unwillkürlich machte sie sich auf Scouts stürmische Begrüßung gefaßt, bis ihr einfiel, daß er nicht mehr da war, was ihr Unbehagen nur noch steigerte. Nachdem sie den Herd eingeschaltet und einen Topf Wasser aufgestellt hatte, öffnete sie die Hintertür und rief nach dem Hund. Begierig atmete sie die frische Morgenluft ein, worauf ihre Anspannung sich ein wenig löste. Sie rief noch dreimal vergeblich nach ihm, bevor sie entmutigt in die Küche zurückkehrte. Dort standen ihr Vater und ihr Bruder an der langen Arbeitsplatte.
    Sie kehrten ihr den Rücken zu, und sofort fielen Kim die beiden verhüllten Gestalten ein, die sie in ihrem Alptraum gesehen hatte. Als Jared und gleich darauf Ted sich umdrehten, erinnerte sie sich auch wieder an den Haß, den sie in diesen Gesichtern gesehen hatte. Die gräßliche Vision verflog, sobald ihr klar wurde, daß die verhüllten Gestalten aus ihrem Traum Bademäntel trugen, so wie jeden Morgen.
    »Wo ist Mom?« fragte Kim.
    »Ich habe ihr gesagt, daß sie ausschlafen soll«, erwiderte ihr Vater.
    Hatte er einen Blick mit Jared getauscht? Sie war sich nicht ganz sicher. »Ist irgendwas los, wovon ich nichts weiß?«
    Diesmal bestand kein Zweifel daran, daß Jared seinen Vater anschaute, bevor er ihr zugrinste. Aber es war nicht das freundschaftliche Grinsen aus früheren Zeiten, als sie sich noch nahestanden.
    »Leidest du seit neuestem unter Verfolgungswahn?« meinte er höhnisch.
    Kim errötete. »Keineswegs«, stammelte sie hastig. »Es ist nur … irgendwas scheint nicht in Ordnung zu sein.«
    »Für mich hört sich das nach Verfolgungswahn an, stimmt’s, Dad?
    Kims Unbehagen verwandelte sich in Ärger. Seit wann gingen die beiden so kameradschaftlich miteinander um? Und das nach der Strafpredigt, die Jared sich angeblich letzte Nacht von seinem Vater anhören mußte!
    »Ich gehe nach oben und hole Molly«, sagte sie, froh, die Küche verlassen zu können.
    »Die schläft auch noch.« Teds sanfte Stimme veranlaßte Kim, sich nach ihm umzudrehen. Er schaute ihr tief in die Augen. »Du solltest dich lieber fertigmachen. Wenn du dich nicht beeilst, kommst du spät zum Unterricht … Okay?« fügte er lächelnd hinzu.
    Kim nickte und lief die Treppe hinauf, um sich anzuziehen. Sie hatte noch irgend etwas tun wollen, bevor sie zur Schule ging, aber ihr fiel nicht mehr ein, was das gewesen war. Ihr Vater hatte recht – wenn sie sich nicht beeilte, würde sie zu spät kommen. Während sie hastig ihre Haare kämmte und nach den Schulbüchern griff, entschied sie, daß es nichts Wichtiges gewesen sein konnte, was

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