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Kind der Hölle

Kind der Hölle

Titel: Kind der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Hinter einem langen Schalter, der geöffnet war, standen zwei Schreibtische. An einem saß eine tüchtig aussehende junge Frau mit kurzen blonden Haaren, am anderen ein Mann, der Teds Einschätzung nach längst in den Ruhestand gehörte.
    Das Schild auf seinem Schreibtisch wies ihn als STADTSEKRETÄR Jefferson Davis Houlihan aus.
    »Kann ich Ihnen behilflich sein?« fragte die Blondine lächelnd, wenn auch ohne große Herzlichkeit. Das Namensschild auf ihrem Schreibtisch, viel kleiner als das ihres Vorgesetzten, verriet, daß sie Amber Millard hieß.
    »Ich hätte gern eine Auskunft über die Flächenaufteilung des Gebietes, zu dem mein Besitz gehört«, erwiderte Ted. Bildete er es sich nur ein, oder tauschte Amber Millard wirklich einen verstohlenen Blick mit ihrem Chef? Als er ihr die Adresse nannte und sah, daß ihr Lächeln förmlich einfror, wußte er, daß er sich nicht geirrt hatte.
    »Das ist ein reines Wohngebiet«, sagte sie so schnell, als hätte sie es bereits überprüft, und ihre nächsten Worte bestätigten Teds Vermutung: »Ich kann Ihnen eine Kopie geben, denn vorhin war bereits schon jemand da, der sich danach erkundigt hat.« Sie stand auf und überreichte Ted ein Blatt Papier.
    Er las das Schriftstück sorgfältig durch, obwohl sie ihm den Inhalt ja bereits verraten hatte. »Können Sie mir sagen, wer hier Erkundigungen über mein Haus eingezogen hat?«
    Amber Millard schaute hilfesuchend zu ihrem Chef hinüber.
    »Das dürfen wir nicht, es wäre ein Verstoß gegen die Schweigepflicht!« verkündete Jefferson Davis Houlihan.
    Ted hätte ihn liebend gern gefragt, ob er sich zuviel Anwaltsserien im Fernsehen anschaute, wollte den Mann aber nicht durch ironische Bemerkungen verärgern. Nachdem er die Fotokopie noch einmal überflogen hatte, bat er Amber Millard höflich: »Ich brauche ein Formular, um eine Änderung dieser Festlegung beantragen zu können.«
    Houlihan antwortete anstelle seiner Assistentin: »Ich bin nicht sicher, ob wir so was überhaupt haben. Seit mindestens zwanzig Jahren hat kein Mensch ein solches Formular benötigt.«
    Ted gab sich jetzt keine Mühe mehr, seine Gereiztheit zu verbergen. »Hätten Sie vielleicht die Güte, danach zu suchen?«
    »Mit Güte hat das nichts zu tun.« Houlihan erhob sich betont langsam. »Ich weiß nur nicht, wo ich mit der Suche beginnen soll.« Sein Sarkasmus war unüberhörbar. »Am besten war’s, wenn Sie in ein bis zwei Wochen noch einmal vorbeikommen …«
    Als Ted das Rathaus wenige Minuten später unverrichteter Dinge verließ, sehnte er sich nach einem Drink, und dieses Bedürfnis wurde im Laufe des Tages immer stärker, denn er erlebte überall dieselbe Situation wie im Rathaus.
    Niemand war unhöflich. Niemand kehrte ihm den Rücken zu. Die meisten Leute erwiderten sogar sein Lächeln.
    Anfangs versuchte er sich noch einzureden, eine gewisse Reserviertheit gegenüber Fremden sei in einer Kleinstadt, wo jeder jeden ein Leben lang kannte, ganz normal. Es würde vielleicht eine Weile dauern, aber wenn sie ihn besser kennenlernten, würden sie ihn akzeptieren, spätestens wenn das Hotel eröffnet war und die Restaurants und Läden im Zentrum von diesen Hotelgästen profitierten. Geld regiert die Welt, rief er sich ins Gedächtnis, und mein Geld ist nicht schlechter als das anderer Leute.
    Niemand weigerte sich, ihm etwas zu verkaufen. Als er gegen Mittag nach Hause fuhr, den Kofferraum voll mit Materialien für die Renovierung hatte er schon fast 500 Dollar ausgegeben, und am Nachmittag, nachdem Janet ihm von Corinne Beckwiths Besuch erzählt hatte, gab er noch erheblich mehr aus.
    Er bestellte Farben und Tapeten, Schiefer für das Dach und komplette neue Ausstattungen für alle Badezimmer. Er verbrachte eine Stunde im einzigen Möbelgeschäft von St. Albans, blätterte in allen Katalogen und nahm ein halbes Dutzend – die besten und teuersten – mit nach Hause, um zusammen mit Janet die endgültige Auswahl zu treffen.
    Er redete mit Installateuren, Elektrikern, Dachdeckern und anderen Handwerkern, die ihm bei der Renovierung helfen mußten. »Geld spielte keine Rolle«, versicherte er allen und hinterließ die Telefonnummer von Bruce Wilcox, damit der Anwalt ihnen bestätigen konnte, daß es keine finanziellen Problem gab. »Mir kommt es auf erstklassige Arbeit an.«
    Alle hörten aufmerksam zu.
    Alle verkauften ihm, was er haben wollte.
    Aber alle, Installateure, Elektriker, Dachdecker sagten im Prinzip das gleiche: »Ich weiß nicht…

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