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Kind der Hölle

Kind der Hölle

Titel: Kind der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Zur Zeit bin ich sehr beschäftigt… Und das Haus ist in einem so miserablen Zustand, daß es vernünftiger wäre, es abzureißen.«
    Gegen Abend konnte Ted diesen Blödsinn kaum noch hören. Er kaufte im Supermarkt gewissenhaft noch alles ein, was Janet aufgeschrieben hatte, und beschloß dann, daß ein Abstecher in die Spirituosenhandlung nichts schaden konnte.
    Ein paar Flaschen Bourbon, ein paar Flaschen Gin. Viele Flaschen Wodka.
    Er hatte einen harten Tag hinter sich. Er hatte Anspruch auf ein bißchen Alkohol.
    Die Kassiererin verzog keine Miene, aber in ihren Augen glaubte sie zu lesen: Hau ab, wir wollen dich hier nicht haben!
    Und während er jetzt an der Bar saß und sich im Spiegel betrachtete, fluchte er insgeheim: Zum Teufel mit euch allen! Ich bin hier, und ich bleibe hier! Er leerte auch das zweite Glas auf einen Zug, warf einen Schein auf die Theke und ging hinaus.
    Der Barkeeper freute sich zwar über das üppige Trinkgeld, doch das hielt ihn nicht davon ab, zum Telefon zu greifen.
    »Er war da und hat Wodka pur getrunken«, berichtete er.
    »Ausgezeichnet«, sagte Vater MacNeill am anderen Ende der Leitung. »Hoffentlich trinkt er sich zu Tode!«

    Der Abend senkte sich wie ein Leichentuch über das Haus. Janet versuchte sich einzureden, daß nur das Wetter an ihrer düsteren Stimmung schuld war, die für Mitte September ganz untypische Hitze und Feuchtigkeit, die bleiern auf St. Albans lastete. Corinnes Besuch hatte sie zu ungeheurem Tatendrang beflügelt, doch diese trotzige Entschlossenheit ließ nach, als die Kinder nach Hause kamen. Während Jared sich relativ gelassen gab, machte Kim keinen Hehl aus ihren Gefühlen, was nicht zuletzt daran lag, daß Muffin nicht wieder aufgetaucht war.
    »Ihr muß etwas zugestoßen sein«, jammerte sie, nachdem sie lange vergeblich nach der Katze gerufen hatte.
    »Katzen können ganz schön unabhängig sein«, erwiderte Janet. Ohne ihrer Tochter jede Hoffnung rauben zu wollen, hielt sie es doch für richtig, Kim auf die Möglichkeit vorzubereiten, daß sie ihr Haustier nie wiedersehen würde. »Vielleicht hat es ihr hier einfach nicht gefallen, und sie hat sich ein neues Zuhause gesucht.«
    »So etwas würde Muffin niemals tun!« protestierte Kim.
    »Na ja, vielleicht kommt sie ja doch noch zurück. Wie war denn euer erster Schultag?« fragte Janet, um das Thema zu wechseln, wünschte aber gleich darauf, sie hätte es nicht getan.
    »Grauenhaft!« stöhnte Kim, holte zwei Dosen Cola aus dem Kühlschrank und warf eine davon ihrem Bruder zu. In den nächsten zwanzig Minuten mußte Janet sich einen ausführlichen Bericht über die Demütigung der Zwillinge anhören. »Und dabei war es nicht einmal Jareds Schuld«, schloß Kim empört. »Schwester Clarence hat ihn nicht einmal gefragt, ob er den Zettel geschrieben hat, und er hat natürlich nicht gepetzt.«
    »Du hast doch gesehen, wie sie uns behandelt hat, obwohl es unser erster Schultag war«, warf Jared ein. »Wenn ich ihr erzählt hätte, daß der Zettel von Luke Roberts stammte, hätte sie ihn bestimmt vom Unterricht ausgeschlossen oder stundenlang nachsitzen und 2000 Ave Maria oder so was Ähnliches beten lassen!«
    Kim verdrehte die Augen zur Decke und wunderte sich wieder einmal über die Ausgeglichenheit ihres Bruders. Er war weder aufbrausend noch nachtragend, wenn jemand ihn in Schwierigkeiten brachte, und er fand es selbstverständlich, anderen zu helfen. »Gibst du wenigstens zu, daß Schwester Clarence ein totales Arschloch ist?« fragte sie angriffslustig.
    »Kim!« Janet warf ihrer Tochter einen strafenden Blick zu, obwohl das Schimpfwort ihr viel weniger Sorgen bereitete als der Verdacht, daß hinter dem bedauerlichen Vorfall in der Schule viel mehr steckte, als Kim ahnen konnte.
    Vater MacNeill!
    Aber der Priester würde doch bestimmt nicht so weit gehen, eine Lehrerin gegen ihre neuen Schüler aufzuhetzen. Oder doch? Das Problem setzte Janet zu und raubte ihr einen Großteil der Energie, die sie tagsüber verspürt hatte.
    Und dann kam Ted nach Hause. Noch bevor sie ihn gesehen hatten, wußten alle, was los war. Sie lebten schon so lange damit, daß sie es spürten, ohne ihre fünf Sinne zu Hilfe nehmen zu müssen.
    Die Aura des Alkohols!
    Während Janet mit einer Gabel in den Braten stach, den es zum Abendessen geben sollte, fing sie einen beredten Blick zwischen den Zwillingen auf, der nicht schwer zu deuten war: Dad ist wieder betrunken!
    Molly begann zu weinen, so als hätte der

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