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Kind der Hölle

Kind der Hölle

Titel: Kind der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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baut!«
    »Tut mir leid, Prinzessin!« Ted hob abwehrend die Hände. »Wahrscheinlich ist dein alter Vater eben ein unverbesserliches Chauvi-Schwein! Aber was hat Jared nun eigentlich angestellt?« Als Kim keine Antwort gab, fuhr er sanft fort: »Na komm, erzähl es uns. Ich verspreche, aufmerksam zuzuhören und dir nicht den Kopf abzureißen, okay?«
    Besänftigt berichtete Kim, was in der Pizzeria und später im Klassenzimmer vorgefallen war. »Ich weiß einfach nicht, was mit ihm los ist«, schloß sie. »Er ist so ganz anders als früher … gar nicht mehr er selbst! Er …«
    »Er wird allmählich erwachsen, Prinzessin«, fiel Ted ihr ins Wort. »Genauso wie du. Ihr seid eben keine Kinder mehr, aber das ist nichts Schlimmes, sondern …«
    Das Telefon läutete, und er verstummte, während Janet den Hörer abhob. Pater Bernard, las er von ihren Lippen ab. Das Gespräch dauerte nicht lange.
    »Vater Bernard möchte sich mit uns unterhalten«, berichtete Janet. »Und Jared kommt heute später nach Hause.«
    Ted hob die Brauen. »Warum?«
    »Er muß die Kirche putzen. Schüler, die nicht pünktlich zum Unterricht erscheinen, sollen sich frühzeitig mit Hausmeisterpflichten vertraut machen, meint Vater Bernard, weil sie keinen anderen Job bekommen werden, wenn sie sich nicht zusammenreißen.«
    Einen Moment lang funkelten Teds Augen vor Zorn, so wie früher, wenn er betrunken war, aber er beherrschte sich mühsam. »Nun ja«, kommentierte er mit barscher Stimme, »Vater Bernard weiß es wohl am besten, stimmt’s?«
    Die Kirche putzen.
    Die verdammte Kirche putzen!
    So ein Mist, dachte Jared, verlieh seinem Unmut aber wohlweislich nicht laut Ausdruck, solange Luke und er sich im Schulgebäude aufhielten. Was war denn so schlimm daran, daß sie ein paar Minuten zu spät zum Nachmittagsunterricht gekommen waren? Wichtige Erkenntnisse über das Geheimnis des Lebens waren ihnen bestimmt nicht entgangen. Und wen interessierte schon der richtige Gebrauch des Konjunktivs oder ähnlicher Quatsch, über den Schwester Clarence sich auszulassen pflegte? Was Jared aber am meisten erbost hatte, war die Tatsache, daß Vater Bernard sie stundenlang vor seinem Büro hatte warten lassen, nicht etwa, weil er mit etwas Wichtigem beschäftigt gewesen wäre – Jared war überzeugt, daß der Direktor nur Daumen gedreht hatte –, sondern aus purer Schikane. Und während sie auf dem Flur herumstanden, mußten sie sich in den Pausen auch noch von anderen Schülern angaffen lassen!
    Keiner hatte auch nur ein Wort mit ihnen gewechselt, so als wären sie aussätzig.
    Alles Arschkriecher!
    Als sie dann endlich ins Büro des Direktors gerufen wurden, ließ Vater Bernard sie strammstehen wie in einer Militärakademie! Er verschonte sie nicht einmal mit dem blödsinnigen Satz, daß dieser Vorfall für ihn genauso schmerzlich sei wie für sie beide, obwohl es ihm in Wirklichkeit natürlich scheißegal war, was aus ihnen wurde!
    Jared hatte während der Gardinenpredigt des Priesters vermutet, daß Luke und er vom Unterricht ausgeschlossen werden würden, statt dessen bestand ihre Strafe darin, die Kirche zu putzen. »Wenn ihr einmal die Arbeit eines Hausmeisters verrichtet habt, werdet ihr den Schulunterricht vielleicht mehr zu schätzen wissen.«
    Für Jared stand fest, daß Vater Bernard nur an kostenlosen Putzkräften gelegen war.
    »Wetten, daß er jede Woche irgendeinen Vorwand findet, um die Kirche von Schülern putzen zu lassen?« knurrte er im Freien. Im Laufe des Nachmittags war das Wetter umgeschlagen, und die drückende Schwüle weckte in ihm den Wunsch, nach Hause zu gehen und ein Nickerchen zu machen. »Was meinst du, was er tun würde, wenn wir uns einfach verdrücken?«
    Luke schlurfte den Gehweg entlang, seine Hände hatte er tief in den Jeanstaschen vergraben. »Du kannst machen, was du willst, aber wenn ich nicht hingehe, bringt meine Mom mich garantiert um!«
    Jared betrachtete die Kirche auf der anderen Straßenseite, die er seit dem Begräbnis seiner Tante Cora nicht mehr betreten hatte. Damals war sie ihm ganz hübsch vorgekommen, besonders die Buntglasfenster. Jetzt wirkte sie hingegen irgendwie bedrohlich, und auf der Treppe wäre er am liebsten umgekehrt.
    Ist doch klar, daß ich keine Lust habe reinzugehen! sagte er sich. In den nächsten drei Stunden würde er gezwungen sein, Böden zu wischen, das Messiggitter vor dem Altar zu putzen und Statuen abzustauben. Doch während er die Liste von Arbeiten, die Vater Bernard

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