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Kind der Hölle

Kind der Hölle

Titel: Kind der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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ihnen aufgebürdet hatte, im Geiste Revue passieren ließ, wußte er insgeheim, daß sein Widerwille einen tieferen Grund hatte.
    Beim bloßen Anblick der hohen Kalksteinfassade von St. Ignatius stieg kalter Zorn in ihm auf.
    »Komm«, brummte er, »bringen wir’s hinter uns!«
    In der Vorhalle tauchte Luke seine Finger automatisch ins Weihwasserbecken, und er machte eine Kniebeuge.
    Jared wollte es ihm nachtun, hielt aber mitten in der Bewegung inne. Warum sollte ich? Schließlich bin ich nicht zum Beten hier, sondern weil mir eine Strafe aufgebrummt wurde!
    »Wo wird denn das Putzzeug aufbewahrt?« fragte er.
    »Unten«, antwortete Luke. »Ich weiß, wo es ist.« Er ging durch den Mittelgang auf den Altar zu, und Jared folgte ihm. Auf halbem Wege blieb dieser jedoch stehen, weil es in seinem Bauch plötzlich heftig rumorte. Ihm brach der kalte Schweiß aus, sein ganzer Körper fühlte sich klebrig an, und ein eisiger Schauer lief ihm über den Rücken. Ob er eine Grippe bekam? »He, Luke«, rief er. »Wo ist denn hier das Klo?«
    »Du mußt entweder nach nebenan in den Gemeindesaal gehen oder das im Untergeschoß benutzen«, erwiderte Luke, ohne sich umzudrehen.
    »Im Untergeschoß? Wohin gehen wir eigentlich?«
    »Komm einfach mit! Herrgott, was ist denn mit dir los?«
    »Ich … ich fühle mich nicht gut«, murmelte Jared.
    Jetzt drehte Luke sich um und kniff mißtrauisch die Augen zusammen. »Du siehst aber ganz normal aus. Willst du mich vielleicht allein mit der ganzen Arbeit sitzenlassen?«
    Jared funkelte ihn wütend an. »Ich muß dringend aufs Klo, weiter nichts.«
    Während er hinter Luke herging, nahm die Übelkeit zu, und er hoffte inbrünstig, nicht mitten in der Kirche kotzen oder scheißen zu müssen, denn an ein solches Mißgeschick würde Luke ihn bestimmt bei jeder Gelegenheit erinnern. Als sie die Sakristei erreichten, brodelte es förmlich in seinen Eingeweiden, und er hastete die Treppe im Hintergrund des kleinen Raums hinab. Unten gab es drei Vorratskammern und eine Toilette.
    »Such schon mal das Putzzeug zusammen«, rief er Luke zu. »Ich bin gleich wieder da!« Er rannte in die Toilette und tastete nach dem Lichtschalter. Dann schloß er die Tür ab, ließ seine Hose herunter und setzte sich auf die Schüssel.
    Eine Fontäne von Erbrochenem schoß aus seinem Mund, und als er sich umdrehen wollte, damit der Rest seines Mageninhalts im Klo landete, schlug der Durchfall zu.
    In kaltem Schweiß gebadet, befürchtete Jared, ohnmächtig zu werden, doch gleich darauf ließ der Anfall nach. Ihm war nicht mehr schwarz vor Augen, die Magenkrämpfe hörten auf, und er hatte auch keinen Schüttelfrost mehr. Trotzdem blieb er vorsichtshalber noch auf der Kloschüssel sitzen, den Kopf zwischen den Knien.
    Es klopfte an der Tür. »He, Jared, ist alles in Ordnung?« fragte Luke.
    »Ja, ich komme gleich!«
    Jared richtete sich auf. Der Anfall schien endgültig vorbei zu sein, aber er verbrauchte fast die ganze Rolle Toilettenpapier, bis er sich einigermaßen sauber fühlte. Beim Händewaschen sah er sich im Spiegel und erkannte sein eigenes Gesicht kaum wieder.
    Tot, dachte er. Ich sehe tot aus!
    Doch allmählich bekam sein Gesicht wieder etwas Farbe, und der Schleier vor seinen Augen löste sich auf.
    Aber etwas stimmte immer noch nicht. Er wußte selbst nicht, woran es lag, aber er sah irgendwie verändert aus.
    Andererseits brauchte er sich darüber eigentlich nicht zu wundern. So wie er eben gekotzt und geschissen hatte, war es eher verwunderlich, daß er sich überhaupt auf den Beinen halten konnte.
    Mit den Papiertaschentüchern, die glücklicherweise auf einem Regal lagen, wischte er die Sauerei auf dem Boden auf, und als er damit fertig war, warf er wieder einen Blick in den Spiegel. Alles in allem sah er besser aus, obwohl er immer noch sehr bleich war.
    »Du lieber Himmel, Jared, was hast du denn so lange getrieben?« wollte Luke wissen, als sein Freund zehn Minuten später endlich nach oben kam.
    »Ich hatte Durchfall«, erwiderte Jared. »So schlimm hat’s mich noch nie erwischt!«
    »Versuchst du immer noch, dich zu drücken?«
    »Red keinen Blödsinn!« fuhr Jared ihn an. »Machen wir uns lieber an die Arbeit, damit wir möglichst schnell hier wegkommen.« Er schaute sich in der Kirche um, und wieder stieg leichte Übelkeit in ihm auf. »Ich fange allmählich an, diesen Ort zu hassen!«
    Sie verbrachten die nächsten zwei Stunden mit Schrubben, Polieren und Abstauben, bis endlich alles

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