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Kind der Nacht

Kind der Nacht

Titel: Kind der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kilpatrick
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paarmal um und verweilte schließlich bei der Wiederholung einer Folge von Star Trek - The Next Generation.
    »Was war gestern Abend noch?«, fragte Carol ein zweites Mal.
    »Huh?« Er sah sie verständnislos an, bis der Film aus seinen Gedanken wich und der Realität Platz machte. »Oh, sie haben miteinander geredet.« Er wandte sich wieder dem Fernseher zu.
    »Worüber denn?«
    »Zeugs eben.«
    »Zum Beispiel?«
    »Hey, Carol, guck mal! Die können einfach verschwinden und irgendwo anders wieder auftauchen.«
    »Mhm.« Carol sah zu, wie Captain Picard und Lieutenant Riker sich auf einem ziemlich trostlos aussehenden Planeten materialisierten.
    »Haben sie über das Ritual gesprochen?«
    »Jaaah. Ich glaube schon.«
    »Was hat Julien gesagt?«
    »Er hat meinem Papa gesagt, dass er sich keine Sorgen machen soll. Er würde ihm schon sagen, was er tun muss, und dann würde alles gut gehen.«
    Carol blickte auf den Bildschirm. Picard und Riker beratschlagten, was sie als Nächstes tun sollten.
    »Was hat André gesagt?«, wollte sie wissen. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie Michael so ausquetschte, aber sie musste unbedingt
alles in Erfahrung bringen, was ihr irgendwie weiterhelfen konnte.
    »Hey, Carol, kriege ich einen Phaser? Krieg ich einen?«
    »Ich weiß nicht, ob es die überhaupt zu kaufen gibt, Michael.«
    »Aber ja doch! Wir haben welche im Science Store gesehen. Krieg ich einen?«
    »Ich glaube schon.«
    »Wann gehen wir einen kaufen?«
    »Nächste Woche vielleicht.« Wenn ich dann noch lebe, dachte sie.
    »Michael, was hat André gesagt? Als Julien ihm gesagt hat, dass alles gut gehen würde?«
    Im Fernsehen lief gerade Werbung, und Michael schaltete um. »Nichts.«
    »Du meinst, er hat kein Wort dazu gesagt?«
    »Nein.«
    Der Junge schaltete den Fernseher aus und das Radio ein. »Wow! Madonna! Geil, das neueste Lied von ihr!« Er schnippte mit den Fingern und wiegte sich im Takt der Musik. Carol lachte. Daraufhin fing er erst richtig an. Er schloss die Augen, schnitt wilde Grimassen und zog das ganze Register für sie. »Oh Baaybeee, Baaaybee!«
    Carol lachte sich schief, bis ihr die Tränen kamen. Die Tür wurde geöffnet und André stieg ein. Sie rutschten beide zur Seite, um ihm Platz zu machen.
    »Das klingt ja nach einer wilden Party«, sagte er lächelnd.
    »Oh Baaybee!«, sang Michael mit schmachtender Stimme. Carol hörte nicht auf zu lachen, und André fiel ebenfalls ein.
    Als das Lied vorüber war, sagte André dem Chauffeur Bescheid, und sie fuhren los. Er schaltete das Radio aus, und Michael fragte: »Och, warum darf ich das denn nicht hören?«
    »Später. Erst musst du etwas essen.«
    Damit reichte er dem Jungen ein Glasgefäß. Michael lehnte sich zurück und schraubte den Deckel ab. Carol beobachtete ihn fasziniert.
    »Pass auf, dass du nichts verschüttest.« André legte den Arm hinter Michael, der wieder in der Mitte saß, über die Rückenlehne.
    Carol sah ihrem Sohn zu, wie er genüsslich die rote Flüssigkeit trank wie andere Jungen einen Milch-Shake oder eine Cola. Und sie bekam mit, dass André ihr zusah, wie sie Michael beobachtete.
    Als Michael fertig war, fuhren sie über eine Brücke auf die Ile Sainte-Helene, eine kleine Insel, und hielten nach einer Weile auf einem Parkplatz. Vor ihnen erhellten die Lichter eines Vergnügungsparks den Himmel. Michael zeigte sich nicht im Geringsten überrascht. Offensichtlich hatte er gewusst, dass es hierher ging.
    Für Dezember war es erstaunlich mild, dennoch wunderte Carol sich, dass der Park noch geöffnet war.
    »Diesmal fahre ich das >Monster< aber allein!«
    »Nur zu!«, meinte André.
    »Aber den >Salt and Pepper Shaker< auch.«
    »Den sowieso, da kriegen mich keine zehn Pferde drauf.«
    Die drei passierten die Tore des La   Ronde -Parks, eines Überbleibsels der Expo 1967, der Weltausstellung, die damals in Montreal stattgefunden hatte. Die Luft war erfüllt von Gelächter und Musik, Wortfetzen und schrillen Schreien und dem Duft nach Süßigkeiten und fettigen Gerichten, die auf dem Grill brutzelten. »Für diese Jahreszeit ist hier aber viel los«, sagte Carol.
    »Einen Teil des Parks lassen sie das ganze Jahr auf und den Rest, solange das Wetter es zulässt«, erklärte André.
    André erstand mehrere Ticketstreifen, und sie machten sich, allen voran Michael, auf den Weg zur Achterbahn.
    »Warst du schon oft mit ihm hier?«, fragte Carol.
    »Ein halbes Dutzend Mal, seit wir in Montreal

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