Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kind der Prophezeiung

Kind der Prophezeiung

Titel: Kind der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
Vom Netzwerk:
erwachte, waren die Reiter fort, und die Sonne war untergegangen. Der Himmel im Osten hatte sich purpurn gefärbt, denn der Abend rückte näher, und einige sonnenbeglänzte Wolkenfetzen zogen über den westlichen Horizont.
    »Murgos«, sagte Tante Pol ruhig, »und ein Grolim.« Sie kletterte vom Wagen herab.
    »Es gibt viele Murgos in Sendarien, werte Dame«, sagte Silk und half ihr herunter. »Und sie haben viele verschiedene Missionen.«
    »Murgos sind eine Sache«, sagte Wolf grimmig, »aber Grolims sind etwas anderes. Ich glaube, es wäre besser, wenn wir die vielbefahrenen Straßen mieden. Kennst du einen Schleichweg nach Medalia?«
    »Alter Freund«, sagte Silk bescheiden, »ich kenne Schleichwege nach überallhin.«
    »Gut«, sagte Wolf. »Wir wollen noch tiefer in diese Wälder vordringen. Ich würde es vorziehen, wenn der Schein von unserem Feuer nicht zufällig von der Straße aus gesehen werden könnte.«
    Garion hatte die in Umhänge gehüllten Murgos nur kurz erspäht. Er konnte nicht mit Sicherheit sagen, ob einer von ihnen jener Asharak war, der schließlich nach all den Jahren, die er ihn nur als dunkle Gestalt auf einem schwarzen Pferd gekannt hatte, doch aufgetaucht war. Asharak würde ihm folgen, wo immer er auch hinging, und wahrscheinlich war er unter den Reitern gewesen. Es war etwas, worauf man sich verlassen konnte.
    Durnik hatte recht gehabt, als er von Frost gesprochen hatte. Am nächsten Morgen war die Erde weiß, und der Atem der Pferde dampfte in der kalten Luft, als sie aufbrachen. Sie fuhren über schmale Straßen und wenig benutzte Pfade, die zum Teil von Unkraut überwuchert waren. Sie kamen langsamer voran als auf der Hauptstraße, aber alle fühlten sich viel sicherer.
    Sie benötigten weitere fünf Tage, um das Dorf Winold zu erreichen, das etwa zwölf Meilen nördlich von Medalia lag. Dort blieben sie, auf Tante Pols Drängen, über Nacht in einem etwas heruntergekommenen Gasthaus. »Ich weigere mich, wieder auf dem Boden zu schlafen«, verkündete sie entschieden.
    Nachdem sie in dem schäbigen Schankraum des Gasthofes gegessen hatten, widmeten sich die Männer ihren Bierkrügen, und Tante Pol ging hinauf auf ihr Zimmer, nicht ohne nach heißem Wasser für ein Bad gefragt zu haben. Garion machte noch einige Ausflüchte, daß er nach den Pferden sehen wollte, und ging hinaus. Er wollte sie nicht absichtlich täuschen, aber ihm war in den letzten Tagen aufgefallen, daß er keinen einzigen Moment allein gewesen war, seit sie Faldors Farm verlassen hatten. Er war von Natur aus kein Einzelgänger, aber er hatte allmählich sehr deutlich die Einschränkungen gespürt, immer in Gegenwart Erwachsener zu sein.
    Das Dorf Winold war nicht groß, und er erforschte es in weniger als einer halben Stunde von einem Ende zum anderen, indem er in der kühlen Abendluft durch die schmalen, gepflasterten Straßen schlenderte. Aus den Fenstern der Häuser schien gelbes Kerzenlicht, und Garion wurde plötzlich von Heimweh überfallen.
    Dann, an der nächsten Biegung der winkligen Straße, sah er in dem Lichtschein, der aus einer geöffneten Tür fiel, eine vertraute Gestalt. Er war sich nicht sicher, drückte sich aber trotzdem eng an eine rauhe Steinwand.
    Der Mann an der Tür drehte sich zum Licht, und Garion erhaschte kurz das weiße Schimmern aus einem seiner Augen. Es war Brill. Der ungepflegte Mann trat rasch aus dem Lichtschein, wollte also offensichtlich nicht gesehen werden, und blieb dann stehen.
    Garion drückte sich an die Wand und beobachtete, wie Brill ungeduldig an der Ecke auf und ab ging. Das vernünftigste wäre gewesen, sich wegzuschleichen und in den Gasthof zu eilen, aber Garion verwarf die Idee schnell wieder. Hier, im Schatten neben der Mauer, war er sicher genug. Seine Neugier war viel zu groß. Er konnte nicht gehen, ohne genau gesehen zu haben, was Brill hier machte.
    Nach einiger Zeit – ihm kam es wie Stunden vor, in Wirklichkeit waren es aber nur ein paar Minuten – kam eine weitere schattenhafte Gestalt die Straße heruntergeeilt. Der Mann trug eine Kapuze, so daß es unmöglich war, sein Gesicht zu sehen, aber seine Umrisse ließen erkennen, daß er in das Hemd, die Hose und die wadenhohen Stiefel eines einfachen Sendarers gekleidet war. Als er sich umdrehte, konnte man auch den Umriß eines Schwertes erkennen, das von seinem Gürtel hing, und das war ganz und gar nicht normal. Wenn es für Sendarier der niederen Klasse auch nicht gerade verboten war, Waffen zu tragen,

Weitere Kostenlose Bücher