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Kind der Prophezeiung

Kind der Prophezeiung

Titel: Kind der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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als er zu ihnen stieß.
    »Wir werden dem König vorgeführt«, sagte Barak, »und unsere ehrlichen Kleider könnten Anstoß erregen. Könige sind es nicht gewohnt, einfache Leute zu sehen.«
    Durnik erschien aus einem anderen Raum. Sein Gesicht war blaß vor Zorn. »Dieser Lackaffe wollte mich baden«, rief er wutentbrannt.
    »Das ist Brauch«, erklärte Silk. »Von edlen Gästen erwartet man nicht, daß sie sich selbst baden. Ich hoffe, du hast ihm nicht weh getan.«
    »Ich bin nicht edel, und ich bin durchaus in der Lage, selbst zu baden«, sagte Durnik hitzig. »Ich habe ihm gesagt, daß ich ihn in seiner eigenen Wanne ertränken würde, wenn er seine Finger nicht bei sich behielte. Danach hat er mich nicht mehr belästigt, aber er hat mir meine Sachen gestohlen. Statt dessen mußte ich das hier anziehen.« Er deutete auf seine Kleider, die denen Garions sehr ähnlich waren. »Ich hoffe nur, daß mich niemand in diesem Aufzug sieht.«
    »Barak meinte, der König könnte Anstoß nehmen, wenn er uns in unseren eigenen Kleidern sieht«, erklärte Garion.
    »Der König wird mich nicht ansehen«, sagte Durnik, »und es gefällt mir nicht, wenn ich wie jemand aussehen soll, der ich nicht bin. Ich werde draußen bei den Pferden warten, wenn ich meine eigenen Kleider zurückbekommen kann.«
    »Hab Geduld, Durnik«, riet Barak. »Wir werden diese Angelegenheit mit dem König regeln und uns dann wieder auf den Weg machen.«
    Wenn Durnik ärgerlich war, konnte man die Verfassung, in der sich Meister Wolf befand, nur mit schäumender Wut bezeichnen. Er kam auf den Korridor, gekleidet in ein schneeweißes Gewand mit einer großen Kapuze auf dem Rücken. »Dafür wird jemand büßen müssen«, tobte er.
    »Es steht dir aber«, sagte Silk bewundernd.
    »Dein Geschmack war schon immer etwas fragwürdig, Meister Silk«, sagte Wolf frostig. »Wo ist Pol?«
    »Die Dame ist noch nicht erschienen«, sagte Silk.
    »Das hätte ich mir denken können«, meinte Wolf und setzte sich auf eine Bank in der Nähe. »Wir können es uns genausogut bequem machen. Pols Vorbereitungen dauern für gewöhnlich eine ganze Weile.«
    Also warteten sie. Hauptmann Brendig, der andere Stiefel und eine frische Weste angezogen hatte, ging auf und ab, während die Minuten verstrichen. Garion war völlig überrascht von ihrem Empfang. Sie schienen nicht unter Arrest zu stehen, aber in seiner Phantasie sah er immer noch Verliese, und das reichte aus, um ihn sehr nervös zu machen.
    Und dann erschien Tante Pol. Sie trug das blaue Samtkleid, das sie sich in Camaar hatte machen lassen, und einen Silberreif im Haar, der ihre weiße Stirnlocke zurückhielt. Ihr Benehmen war herrisch, ihr Gesicht ernst.
    »So schnell, Pol?« fragte Meister Wolf trocken. »Ich hoffe, du mußtest dich nicht beeilen.«
    Sie überhörte dies und musterte jeden von ihnen der Reihe nach. »Angemessen, denke ich«, sagte sie schließlich und richtete geistesabwesend den Kragen von Garions Weste. »Reich mir deinen Arm, Alter Wolf, und dann wollen wir herausfinden, was der König von Sendarien von uns will.«
    Meister Wolf erhob sich von seiner Bank, reichte ihr den Arm, und die beiden gingen den Flur entlang voraus. Hauptmann Brendig sammelte hastig seine Soldaten und folgte ihnen etwas aufgelöst. »Bitte, edle Dame«, rief er Tante Pol zu, »erlaubt mir, Euch den Weg zu zeigen.«
    »Wir kennen den Weg, Hauptmann Brendig«, antwortete sie, ohne auch nur den Kopf zu wenden.
    Graf Nilden, der Majordomus, erwartete sie vor einer massiven Tür, die von uniformierten Soldaten bewacht wurde. Er verbeugte sich knapp vor Tante Pol und schnalzte mit den Fingern. Die Soldaten stießen die schweren Türflügel auf.
    Fulrach, König von Sendarien, war ein untersetzter Mann mit kurzem, braunem Bart. Er saß, dem Anschein nach recht unbequem, auf einem hochlehnigen Thron, der auf einem Podest am einen Ende des großen Saales stand, in den Graf Nilden sie führte. Der Thronsaal war riesig, mit einer hohen, gewölbten Decke und Wänden, die anscheinend mit ganzen Quadratkilometern schweren, roten Samtes bespannt waren. Überall waren Kerzen, und Dutzende von Leuten schlenderten in eleganten Kleidern herum und schwatzten müßig in den Ecken, ohne die Gegenwart des Königs groß wahrzunehmen.
    »Darf ich euch ankündigen?« fragte Graf Nilden Meister Wolf.
    »Fulrach weiß, wer ich bin«, antwortete Wolf kurz und schritt mit Tante Pol am Arm über den langen, dunkelroten Teppich auf den Thron zu. Garion

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