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Kind der Prophezeiung

Kind der Prophezeiung

Titel: Kind der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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kommen direkt vom König«, sagte Brendig so laut, daß der Wind seine Stimme bis zu ihnen herübertrug. »Ich habe den Auftrag, diese Leute sofort zu ihm zu bringen, unmittelbar nach unserer Ankunft.«
    »Meine Befehle kommen ebenfalls vom König«, sagte der Wichtigtuer, »und ich habe den Auftrag, sie repräsentabel zu machen, bevor sie in den Thronsaal geführt werden. Ich werde mich um sie kümmern.«
    »Sie werden in meiner Obhut bleiben, Graf Nilden, bis sie vor den König geführt worden sind«, sagte Brendig kalt.
    »Ich werde nicht zulassen, daß Eure dreckigen Soldaten ihre Spuren in den Hallen des Palastes hinterlassen, Lord Brendig«, antwortete der Graf.
    »Dann werden wir hier warten, Graf Nilden«, sagt Brendig. »Seid so gut und holt Seine Majestät.«
    »Holen?« Der Graf sah entsetzt aus. »Ich bin Majordomus des königlichen Haushalts, Lord Brendig. Ich hole nichts oder niemanden.«
    Brendig drehte sich um, als ob er sein Pferd wieder besteigen wollte.
    »Oh, also schön«, sagte Graf Nilden mürrisch, »wenn es denn nach Euch gehen muß. Aber sie sollen sich wenigstens die Füße abwischen.«
    Brendig verbeugte sich kühl.
    »Ich werde das nicht vergessen, Lord Brendig«, warnte Nilden ihn.
    »Ich auch nicht, Graf Nilden«, gab Brendig zurück.
    Sie stiegen von den Pferden und gingen, Brendigs Soldaten dicht um sie herum gruppiert, über den Hof zu einer breiten Tür etwa in der Mitte des Westflügels.
    »Wenn ihr mir bitte folgen wolltet«, sagte Graf Nilden und blickte mit einem Schaudern auf die schlammbespritzten Soldaten. Dann führte er sie in den weiten Flur, der hinter der Tür lag.
    Garion rang mit Angst und Neugier. Trotz der Versicherungen von Silk und Durnik und der Hoffnung einflößenden Andeutungen von Graf Nildens Ankündigung, er müsse sie präsentabel machen, schien ihm die Drohung eines feuchten, rattenverseuchten Kerkers – komplett mit Streckbank, Rad und anderen unangenehmen Dingen – doch noch sehr real. Andererseits war er noch nie in einem Palast gewesen, und seine Augen wollten überall zugleich sein. Jener Teil in seinem Verstand, der manchmal in nüchterner Objektivität zu ihm sprach, sagte ihm, daß seine Befürchtungen wahrscheinlich grundlos waren und sein Herumgestarre ihn wie einen tölpelhaften Bauernburschen wirken ließ.
    Graf Nilden führte sie sofort in jenen Teil des Flurs, von dem eine Anzahl hochglanzpolierter Türen abging. »Dies hier ist für den Jungen«, verkündete er und zeigte auf eine davon.
    Einer der Soldaten öffnete die Tür. Garion trat zögernd ein, und warf schnell noch einen Blick über die Schulter auf Tante Pol.
    »Komm jetzt«, sagte eine leicht ungeduldige Stimme.
    Garion schoß herum, da er nicht wußte, was ihn erwartete.
    »Schließ die Tür, Junge«, sagte der elegante Mann, der auf ihn gewartet hatte. »Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit, weißt du.« Der Mann wartete neben einer großen hölzernen Wanne, von der Dampf aufstieg. »Rasch, Junge, zieh diese schmutzigen Fetzen aus und steig in die Wanne. Seine Majestät wartet.«
    Zu verwirrt, um zu protestieren oder überhaupt zu antworten, begann Garion wie betäubt seine Tunika auszuziehen.
    Nachdem er gebadet und ihm die Knoten aus dem Haar gebürstet worden waren, wurde er in Kleider, die auf einer Bank neben der Wanne lagen, gesteckt. Seine rauhe wollene Hose in praktischem Erdbraun wurde gegen eine aus wesentlich feinerem Stoff in leuchtendem Blau ausgetauscht.
    Seine abgewetzten und schlammverkrusteten Stiefel wurden durch weiche Lederschuhe ersetzt. Sein neues Hemd bestand aus weichem weißen Leinen, und die Weste, die er darüber trug, war dunkelblau und mit einem silberweißen Pelz abgesetzt.
    »Ich glaube, das ist das beste, was ich in der kurzen Zeit tun kann«, sagte der Mann, der ihn gebadet und angekleidet hatte. Er betrachtete ihn kritisch von oben bis unten. »Wenigstens ist es für mich nicht völlig peinlich, wenn du dem König vorgeführt wirst.«
    Garion murmelte seinen Dank und erhob sich, auf weitere Anweisungen wartend.
    »Nun geh schon, Junge. Du darfst seine Majestät nicht warten lassen.«
    Silk und Barak standen im Flur und unterhielten sich leise. Barak sah in grüner Brokatweste großartig aus, fühlte sich aber ohne sein Schwert offensichtlich unbehaglich. Silks Weste war tiefschwarz, mit Silber verziert, und sein struppiger Bartwuchs war sorgfältig zu einem eleganten kurzen Backenbart gestutzt worden.
    »Was bedeutet das alles?« fragte Garion,

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