Kind der Prophezeiung
dickschädeligen Alornern ein paar Dinge erzählen muß. Wirst du mit uns kommen?«
»Ich bin dazu verpflichtet«, sagte Fulrach. »Der Rat ist allgemein, und Sendarien ist daran beteiligt.«
»Du hast noch nicht das letzte Wort darüber gehört, Fulrach«, sagte Tante Pol.
»Schon gut, Pol«, sagte Wolf. »Er tut nur, was er für richtig hält. Wir werden alles in Val Alorn bereinigen.«
Garion zitterte, als er von der Tür zurücktrat. Es war unmöglich. Seine skeptische sendarische Erziehung machte es ihm anfangs unmöglich, eine solche Absurdität auch nur in Erwägung zu ziehen. Er zwang sich jedoch, dieser Vorstellung ins Gesicht zu sehen.
Was, wenn Meister Wolf Belgarath der Zauberer war, ein Mann, der seit über siebentausend Jahren lebte? Und was, wenn Tante Pol wirklich seine Tochter war, Polgara die Zauberin, nur wenige Jahre jünger? Alle Kleinigkeiten, versteckten Hinweise, Halbwahrheiten fügten sich zusammen. Silk hatte recht gehabt; sie konnte nicht seine Tante sein. Garions Waisendasein war nun vollständig. Er trieb in der Welt umher ohne Bande von Blut oder Erbe, an denen er sich festhalten konnte. Verzweifelt wünschte er, nach Hause zu gehen, zu Faldors Farm, wo er sich, ohne nachzudenken, in der Dunkelheit verkriechen konnte, an einem ruhigen Ort, wo es keine Zauberer oder seltsamen Suchen oder irgend etwas gab, das ihn an Tante Pol erinnerte und an die grausame Täuschung, die sie aus seinem Leben gemacht hatte.
Teil Zwei
Cherek
12
I m ersten grauen Licht des frühen Morgens ritten sie durch die stillen Straßen von Sendar zum Hafen und zu dem dort wartenden Schiff. Die feinen Kleider des vorangegangenen Abends waren wieder abgelegt worden, und sie trugen ihre gewöhnliche Kleidung. Selbst König Fulrach und der Graf von Seline hatten einfache Kleider angezogen und ähnelten jetzt zwei Sendarern von bescheidenem Wohlstand, die sich auf einer Geschäftsreise befanden. Königin Layla, die nicht mit ihnen kam, ritt neben ihrem Gatten und sprach ernsthaft auf ihn ein. Ihr Gesichtsausdruck ließ vermuten, daß sie den Tränen nahe war. Die Gruppe wurde von Soldaten begleitet, die zum Schutz gegen den rauhen, kalten Seewind Umhänge trugen.
Am Ende der Straße, die vom Palast zum Hafen hinunterführte, sprangen die steinernen Anlegestege Sendars in das aufgewühlte Wasser vor, und dort, schlingernd und an den Tauen zerrend, die es hielten, lag ihr Schiff. Es war ein schlankes Schiff, schmal, mit hohem Bug und einem etwas wölfischen Aussehen, das nur wenig dazu beitrug, Garions Nervosität wegen seiner ersten Seereise zu mildern. Auf Deck lungerte eine Anzahl verwegen aussehender Seeleute herum, die Bärte und schäbige Pelze trugen. Mit Ausnahme von Barak waren dies die ersten Chereker, die Garion sah, und sein erster Eindruck war in bezug auf ihre Zuverlässigkeit nicht sonderlich positiv.
»Barak!« schrie ein kräftiger Mann von halber Höhe des Mastes, ließ sich Hand über Hand an einem Seil aufs Deck hinunter und sprang dann auf den Landungssteg.
»Greldik!« röhrte Barak zur Antwort, schwang sich vom Pferd und packte den finsteren Seemann in einer Bärenumarmung.
»Lord Barak kennt unseren Kapitän anscheinend«, stellte der Graf von Seline fest.
»Beunruhigend«, sagte Silk gequält. »Ich hatte auf einen ruhigen, vernünftigen Kapitän in mittlerem Alter und Neigung zur Vorsicht gehofft. Ich bin nämlich nicht besonders angetan von Schiffen und Seereisen.«
»Man sagte mir, daß Kapitän Greldik einer der besten Seeleute von ganz Cherek ist«, beruhigte ihn der Graf.
»Graf«, bemerkte Silk schmerzlich, »cherekische Definitionen können täuschen.« Mißmutig beobachtete er, wie Barak und Greldik ihr Wiedersehen mit Bierkrügen feierten, die ihnen von einem grinsenden Seemann vom Schiff gereicht worden waren.
Königin Layla war abgestiegen und umarmte Tante Pol. »Bitte, paß auf meinen Mann auf, Pol«, sagte sie mit einem kleinen, etwas zittrigen Lachen. »Laß nicht zu, daß diese alornischen Raufbolde ihn dazu bringen, eine Dummheit zu machen.«
»Aber sicher, Layla«, sagte Tante Pol tröstend.
»Aber Layla«, protestierte König Fulrach etwas aufgebracht. »Mir wird schon nichts passieren. Schließlich bin ich ein erwachsener Mann.«
Die mollige kleine Königin wischte sich die Augen. »Bitte, versprich mir, daß du dich warm anziehst und nicht die ganze Nacht hindurch mit Anheg trinkst.«
»Wir sind in ernsten Angelegenheiten unterwegs, Layla«, sagte der
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