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Kind der Prophezeiung

Kind der Prophezeiung

Titel: Kind der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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meinte Silk trocken. »Ich versuche seit Tagen, nicht an die Enge zu denken.«
    »Ist es wirklich so schlimm?« fragte Durnik mit schwacher Stimme.
    »Ich lege Wert darauf, nicht nüchtern hindurchzufahren«, erklärte ihm Silk.
    Barak lachte. »Du solltest für die Enge dankbar sein, Silk. Sie hält das Kaiserreich aus dem Golf von Cherek fern. Ganz Drasnien wäre eine tolnedrische Provinz, wenn es sie nicht gäbe.«
    »Ich bewundere sie politisch«, antwortete Silk, »aber persönlich wäre ich wesentlich glücklicher, wenn ich sie nie wieder sehen müßte.«
    Am nächsten Tag ankerten sie vor der felsigen Küste von Nordsendarien und warteten auf den Gezeitenwechsel. Nach wenigen Stunden schwollen die Wasser aus dem Meer der Winde an und drängten durch die Enge, um den Spiegel des Golfs von Cherek zu erhöhen.
    »Such dir etwas Stabiles, woran du dich festhalten kannst, Garion«, riet ihm Barak, als Greldik befahl, die Anker zu lichten. »Bei diesem Rückenwind könnte die Passage interessant werden.« Er spazierte über das Deck und zeigte seine schimmernden Zähne in einem breiten Grinsen.
    Es war dumm. Garion wußte das, selbst als er aufstand und hinter dem rotbäckigen Mann zum Bug herging, aber vier Tage einsamen Brütens über einem Problem, das sich keiner Logik beugen wollte, machte ihn geradezu streitlustig kühn. Er biß die Zähne zusammen und ergriff einen rostigen Eisenring, der in den Bug eingelassen war.
    Barak lachte und gab ihm einen betäubenden Schlag auf die Schulter. »Tapferer Bursche«, sagte er anerkennend. »Wir werden zusammen hier stehen und der Enge in den Schlund sehen.«
    Garion beschloß, darauf nicht zu antworten.
    Mit Wind und Flut hinter sich, flog Greldiks Schiff geradezu durch die Meerenge. Es schwankte und schüttelte sich, als es von den heftigen Wirbeln erfaßt wurde. Eisige Gischt bedeckte ihre Gesichter, und Garion, fast blind dadurch, sah den riesigen Strudel inmitten der Enge erst, als sie schon fast darin waren. Er hörte ein gewaltiges Röhren und bekam die Augen gerade rechtzeitig frei, um ihn vor sich gähnen zu sehen. »Was ist das?« schrie er über das Tosen hinweg.
    »Der Große Strudel«, rief Barak. »Halt dich fest!«
    Der Strudel war etwa so groß wie das Dorf Obergralt und zog sich in ein brodelndes, gischtiges Loch hinab, das unvorstellbar weit in die Tiefe reichte. Statt sein Schiff von dem Strudel fernzuhalten, steuerte Greldik es unglaublicherweise direkt darauf zu.
    »Was macht er denn?« schrie Garion.
    »Das ist das Geheimnis der Passage durch die Enge«, brüllte Barak. »Wir umrunden den Strudel zweimal, um mehr Geschwindigkeit zu bekommen. Wenn das Schiff nicht zerbricht, schießt es wie ein Stein aus einer Schleuder heraus, und wir können durch die Wirbel hinter dem Strudel fahren, bevor sie uns verlangsamen und zurückziehen können.«
    »Wenn das Schiff nicht was?«
    »Manchmal wird ein Schiff im Strudel zerrissen«, schrie Barak. »Mach dir keine Sorgen, Junge. Es passiert nicht sehr oft, und Greldiks Schiff scheint stabil genug zu sein.«
    Das Schiff tauchte grauenerregend in den äußeren Rand des Großen Strudels ein und raste dann zweimal um den riesigen Wirbel herum, während die Ruderer sich wie rasend zu dem wahnsinnigen Rhythmus der Trommel in die Riemen legten. Der Wind zerrte an Garions Gesicht. Er klammerte sich an seinen Eisenring und hielt die Augen von dem brodelnden Schlund fern, der vor ihm gähnte.
    Und dann kamen sie frei und schossen wie ein Pfeil durch das aufgewühlte Wasser, das hinter dem Strudel lag. Der Fahrtwind heulte in der Takelage und nahm Garion fast den Atem. Allmählich wurde das Schiff in den Wirbeln langsamer, aber die Geschwindigkeit, die sie im Großen Strudel aufgenommen hatten, trug sie weiter bis in die ruhigen Wasser einer geschützten Bucht auf der sendarischen Seite.
    Barak lachte fröhlich und wischte sich die Gischt aus dem Bart.
    »Na, Bursche«, sagte er, »was hältst du von der Enge?«
    Garion wagte nicht zu antworten, sondern konzentrierte sich darauf, seine tauben Finger von dem Eisenring zu lösen.
    Eine vertraute Stimme ertönte vom Heck. »Garion!«
    »Du hast mir damit 'ne Menge Ärger eingehandelt«, sagte Garion aufgebracht und ignorierte dabei die Tatsache, daß es seine eigene Idee gewesen war, am Bug zu stehen.
    Tante Pol sprach wütend mit Barak über seine Unverantwortlichkeit und wandte sich dann an Garion.
    »Also?« fragte sie. »Würdest du mir das bitte erklären?«
    »Es war

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