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Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition)

Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition)

Titel: Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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zusammenzustellen. In der Schule hatte er sich hinlänglich geschlagen, war aber ein zurückgezogener, teilnahmsloser Schüler und bei der ersten Gelegenheit abgegangen. Nur wenige Lehrer konnten sich an ihn erinnern. Er hatte keine engen Freunde. Wer sich an ihn erinnerte, beschrieb ihn als schüchtern und unsichtbar, ein schreckhaftes Kind.
    Nachdem er die Schule verlassen hatte, war er oft ohne Arbeit. Konditor, was auch immer der Vater von diesem Beruf hielt, war vermutlich der Höhepunkt in seinem Lebenslauf. Vor zwei Jahren hatte er kurzfristig als Taxifahrer gearbeitet, war aber aus unbekannten Gründen entlassen worden. Seit letztem Jahr war er wieder arbeitslos.
    Ich sagte: »Ich bin nicht bereit, mit Ihnen über die Beweise zu sprechen, die wir gegen James haben, kann Ihnen aber versichern, dass sie erdrückend sind. Und bei allem Respekt, aber dass James Konditor ist, macht das nicht wett.«
    Miller starrte mich an. Seine Geringschätzung mir und der Autorität gegenüber, die ich mir anmaßte, war unübersehbar.
    Laura räusperte sich und beugte sich vor.
    »Wir müssen Sie bitten, uns zu sagen, wo sich James in den letzten Wochen aufgehalten hat.«
    »Ich werde mein Bestes tun.«
    Ich sagte: »Waren Sie jemals oben in seinem Zimmer?«
    »Nein.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Absolut. Seit Jahren schon nicht.«
    »Ich frage mich, warum Sie so darauf beharren. Sie wissen doch ganz genau, was wir dort gefunden haben, hab ich recht?« Ich gab ihm nicht die Möglichkeit zu antworten. »Für mich sehen Sie aus wie ein Mann, dessen Zuhause sein Reich ist, Mr. Miller. Warum sind Sie nie hineingegangen?«
    »Weil er alt genug war, seine Sachen selbst in Ordnung zu halten. Für sich selbst zu sorgen. Er ist erwachsen und wird es auch bleiben. Ich habe meine Pflicht getan.«
    »Das heißt, Sie haben keine Ahnung, was da oben über dem Schreibtisch an der Wand hängt?«
    Miller schüttelte den Kopf und starrte mich weiter an. Es war etwas in seinen Augen, bei dem mir seine verhuschte Frau durch den Kopf ging. Selbst wenn das Zimmer nie betreten wurde, fiel es schwer zu glauben, dass keiner der beiden gerochen hatte, dass etwas unter ihrem Dach verkam.
    Ich wechselte das Thema.
    »Also, was meinten Sie, als Sie sagten, dass er Angst vor seinem eigenen Schatten hat?«
    »Ich meinte, dass er ein Feigling war.«
    »In welcher Hinsicht?«
    »Er war schon immer ein schwächliches Kind. Immer ängstlich.«
    »Seltsam, bei dem Vater.«
    Miller schüttelte den Kopf. Er hatte mich falsch verstanden: »Ich habe mein Bestes getan, ihm zu helfen.«
    »Sie haben Ihr Bestes getan, ihm zu ›helfen‹?«
    »Dass Sie das verstehen, wäre wohl zu viel verlangt.«
    Einen kurzen Moment lang sah ich nicht Charles Miller, sondern einen anderen Mann vor mir. Einen Mann, der mit mir hinaus auf den Rasen gegangen war, vor allen Nachbarn, und versucht hatte, mir beizubringen, wie man sich als Mann benimmt, indem er mich schlug.
    Ich beugte mich langsam vor.
    »Dann versuchen Sie es doch.«
    »Er hat Höhenangst.«
    »Was zum Teufel hat das damit zu tun?«
    »Kann auch kein Blut sehen. Können Sie sich das vorstellen? Als er klein war, hatten wir einen Hund. Er wollte ihn nicht waschen, weil er Angst hatte, ihn zu verbrühen.«
    »Und wie haben Sie es ihm beigebracht?«
    Miller sagte nichts.
    »Waren Sie jemals in seinem Zimmer?«
    »Ich sagte es doch schon, nein.«
    »Waren Sie jemals in seinem Zimmer?«
    Miller sah mich an.
    »Waren – Sie – jemals – in – seinem – Zimmer?«
    »Sagte ich doch schon. Nein. Und jetzt möchte ich mit meinem Anwalt sprechen.«
    Ich richtete mich langsam auf, holte tief Luft und stützte mich auf den Tisch. Ging mit meinem Gesicht ganz nah an seines heran. Wieder war ich mir nicht ganz sicher, wen ich vor mir sah, aber ich erkannte etwas in ihm, und ich hatte keine Angst. Laura sagte: »Andy.«
    Ich beachtete sie nicht.
    »Mr. Miller«, sagte ich. »Die ganze Zeit starren Sie mich an, als wünschten Sie, dass es diesen Tisch zwischen uns nicht gäbe. Dass er nicht im Weg wäre.«
    Er hielt meinem Blick stand. Sein Unterkiefer mahlte. Er leugnete es nicht, rührte sich aber auch nicht. Ich wartete, gab ihm eine Chance, aber er starrte mich nur an.
    »Wissen Sie was?«
    Ich lehnte mich wieder zurück, ohne meinen Blick von ihm zu wenden.
    »Das möchte ich auch.«
    48
    U nd schließlich James Miller selbst.
    Kurz vor fünf betraten Laura und ich das Vernehmungszimmer. Zwei Constables warteten schweigend auf

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